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Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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hatte und der ihr, als sie erwacht war, so wirklich schien, dass sie zunächst meinte, sie hätte es tatsächlich getan.
    Im Traum war sie nur mit einem hauchdünnen Schleier bekleidet gewesen. Sie stand in der Tür zu Mr. Carsingtons Kabine, sah ihn lächelnd an und ließ den Schleier lautlos zu Boden fallen.
    Er lag auf dem Diwan, und als er zu ihr aufschaute, funkelten seine dunklen Augen. Rau und verführerisch war sein Lachen, als er sie mit lockendem Finger herbeiwinkte.
    Auf allen vieren kam sie zu ihm und kniete sich über ihn. Sie beugte sich zu ihm hinab und fuhr mit der Zunge über seine gebräunte Haut... dort, wo sein Hemd offen stand. Mit beiden Händen streichelte sie seine breite Brust. Sie zog ihn aus, küsste und berührte ihn überall. Sie ließ ihre Zunge ihn liebkosen und ebenso forsch erkunden wie ihre Hände. Dann nahm sie ihn in sich auf und ritt ihn, bis sie auf ihm zusammensackte ... befriedigt, erschöpft.
    Sie verstieß gegen jede einzelne von Virgils Regeln.
    Weil sie nicht wie andere Frauen war, hatte sie diese Regeln schon immer unerträglich gefunden. Sie besaß einen Verstand, der in den Kopf eines Mannes gehört hätte und sie ständig auf unweibliche Gedanken brachte. Sie holte sich lieber, was sie wollte, anstatt darauf zu warten, wollte nicht nur etwas mit sich machen lassen, sondern selbst etwas tun, wollte die Oberhand behalten, statt einfach nur still dazuliegen. Ihr Verlangen ließ sie sich wie eine Wildkatze gebärden, statt des sanften Kätzchens, das Virgil sich gewünscht hatte.
    Reglos lag sie da und starrte in die Dunkelheit. Ihre Nerven waren zum Bersten gespannt, als sei sie dabei ertappt worden, das zu tun, wovon sie geträumt hatte.
    Sie wusste, dass ein wildes Wesen in ihr schlummerte. Aber damit war es ähnlich wie mit dem Erlebnis in Saqqara, denn natürlich wusste sie, dass es dort Schlangen gab. Sie wusste, dass sie sich vor der sengenden Sonne im Dunkel verbargen. Aber dieses Wissen war eine abstrakte Vorstellung, die keinerlei Bezug zu der tatsächlichen Schlange zu haben schien, die auf einmal zwischen den Steinen aufgetaucht war und ihre todbringenden Giftzähne gebleckt hatte.
    Eigentlich hätte sie im Laufe der Zeit reifer und ruhiger werden und gelernt haben sollen, ihre ungestümen Leidenschaften zu zügeln, anstatt sich von ihnen leiten zu lassen. Doch dann war Mr. Carsington in ihr Leben getreten und ...
    Ihr war es, als sei er ein jäh aus der Flasche entschlüpfter böser Geist, eine plötzlich befreite Gefahr. Dabei war sie selbst es, die befreit worden war. Zu entdecken, wie sie wirklich war, war so, als hebe sie noch einmal die Steintafel hoch und sehe die Schlange emporschnellen.
    Still lag sie da und starrte in die Dunkelheit, doch hellwach und aufgewühlt. Deshalb hörte sie auch, wie es auf einmal in der nächtlichen Stille platschte. Dann Schritte - auf dem Gang oder an Deck, das konnte sie nicht genau ausmachen. Aber das Geräusch ließ sie sich kerzengerade aufsetzen. Sie sprang auf und griff nach ihrem Morgenmantel.
    Statt sich lange damit aufzuhalten, im Dunkeln herumzutasten und nach einer Waffe zu suchen, schnappte sie sich einfach einen ihrer Stiefel. Auf Zehenspitzen huschte sie an der schlafenden Lina vorbei, öffnete die Tür und schlich hinaus.
    Noch bevor sie an Deck gelangt war, hörte sie es - dumpfe Fausthiebe und unterdrücktes Stöhnen. Ihr Verstand sagte ihr, dass sie besser kehrtmachen sollte. Fast hätte sie es getan. Doch dann sah sie die Tür zu Mr. Carsingtons Kabine offen stehen. Er war an Deck - und aller Wahrscheinlichkeit nach in Schwierigkeiten.
    Rasch murmelte sie ein kurzes Stoßgebet und eilte aufs Deck hinaus. Eine dunkle Gestalt kam auf sie zu. Nicht er. Sie schlug mit dem Stiefel zu, so fest sie konnte, und der Mann taumelte zurück. Warum hatte sie nichts mitgenommen, was schwerer, tödlicher war? Und wo war Mr. Carsington? Doch nicht tot? O Gott, hoffentlich war er nicht tot!
    Gerade wollte sie nach ihm rufen, als ihr Angreifer fluchte und sich abermals auf sie stürzte ...
    Und dann aufschrie und leblos auf die Planken fiel. Er stand nicht wieder auf.
    Langsam regte es sich an Deck, hier und da rührten sich Männer und riefen einander schläfrig etwas zu.
    Plötzlich ertönte aus der Dunkelheit Mr. Carsingtons Stimme, kühl und gelassen: „Aber, meine Herren, machen Sie sich doch bitte keine Umstände. Es ist nichts Besonderes - nur ein Schurke, der sich an Bord geschlichen hat, um uns die Kehlen

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