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Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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beharrte sie, „dass Sie mir beibringen, wie man es richtig macht.“
    Weil die zweite Schurkenbande sich als deutlich zivilisierter erwies als die erste, war Miles sich zunächst nicht sicher gewesen, ob es wirklich Banditen waren. Friedlich waren sie bei seinem Felsengrab aufgetaucht, die Waffen am Gürtel statt in der Hand.
    Aber dass Ghazi, der Anführer, ihn beim Namen kannte, stimmte Miles etwas argwöhnisch. Doch was brachte es ihm, auf der Hut zu sein? Er war einer gegen ein Dutzend und zudem noch durch seinen Fieberanfall geschwächt.
    „Dies ist keine geeignete Unterkunft für dich, mein gelehrter Freund“, sagte Ghazi. „Ich habe ein schönes Zelt für dich und Speis und Trank. Du musst meine Gastfreundschaft annehmen.“
    „Ich muss?“, fragte Miles, den das „gelehrter“ noch argwöhnischer stimmte. Hatte nicht schon Butrus geglaubt, sein Gefangener könne Papyri entziffern? Und ihm Folter angedroht, um seinem Verstand auf die Sprünge zu helfen?
    Ghazi lächelte. „Ich halte dir kein Messer an die Kehle, keine Pistole an den Kopf. Aber die junge Witwe unten im Dorf hat uns gesagt, wo wir dich finden können, und wenn du unsere Gastfreundschaft ausschlägst, könnte einer meiner Männer beleidigt sein. Vielleicht bringt er dann die Frau um, weil sie uns hergeschickt hat, um uns beleidigen zu lassen. Dann wäre ihr kleines Kind eine Waise. Vielleicht wäre es eine Gnade, das Kind auch umzubringen. Was meinst du?“
    „Mir scheint, ich sollte tun wie mir geheißen“, erwiderte Miles.
    Ghazi lächelte zufrieden. Im Gegensatz zu Butrus hatte er noch alle seine Zähne.
    Sie brachen auf zu einem Zeltlager, das einige Meilen entfernt lag. Dort bekam Miles ordentliches Essen und saubere Kleider. Das war zumindest eine bessere Behandlung, als sie ihm von Butrus’ Bande widerfahren war. Die hatte ihm nur ein Hemd gelassen und das, was er am Leibe trug. Beide Hemden waren mittlerweile zerschlissen und zerlumpt, und in eines hatte er die verräterischen Fußfesseln gewickelt und das Bündel in den Tiefen des Felsengrabes zurückgelassen.
    Die neuen Banditen jedoch forderten ihn am nächsten Morgen ganz höflich auf, doch bitte auf einem der Kamele Platz zu nehmen. Miles entschied, dass es wohl ratsam wäre, ihrer Aufforderung nachzukommen, um nicht einen von Ghazis empfindsamen Handlangern abermals vor den Kopf zu stoßen.
    Allerdings sagten sie ihm nicht, wohin die Reise ging. Miles wusste nur, dass sie nach Süden zogen - und dass er es vorgezogen hätte, nicht auf einem Kamel befördert zu werden.
    Schwere unbelebte Lasten trugen die launischen Geschöpfe recht duldsam. Doch sein Kamel zeigte eine ausgeprägte Abneigung dagegen, geritten zu werden. Als Miles um es herumlief, auf der Suche nach einem geeigneten Aufstieg, stieß es wenig respektvolle Laute aus. Es schnaubte und schmatzte und wandte den Kopf, um ihn mit verächtlichen Blicken zu bedenken. Wie kaum anders zu erwarten, verweigerte es ihm den Gehorsam. Es bleckte die Zähne und schnappte gar nach seinen Füßen. Als Miles es anherrschte, sich endlich zu benehmen, legte es sich seelenruhig nieder, und als es sich schließlich bequemte aufzustehen, schüttelte es Miles dabei ordentlich durch.
    Die Reise war qualvoll, obwohl seine Entführer ihrem unerfahrenen Gefangenen bereits das Zugeständnis machten, nicht länger als acht Stunden ohne Pause vergehen zu lassen. Dennoch ließen sie Minya rascher hinter sich, als es zu Wasser möglich gewesen wäre. Anstatt den Windungen des Nils zu folgen, ritten sie in gerader Linie durch die Wüste, wo sie zudem auch bei Nacht vorankamen, gab es doch weder Boote noch Sandbänke oder Felsen, auf die man auflaufen konnte. Ihre einzige Sorge, so hatte ihm Ghazi anvertraut, seien Banditen und Sandstürme. Aber die Sandstürme seien gottgewollt, und die Banditen würden ihren Fehler schon bald bereuen, versicherte er fröhlich.
    „Das glaube ich dir wohl“, meinte Miles. „Aber wozu die Eile, und wohin wollen wir überhaupt?“
    „Ich habe Männer geschickt, um dich von dem Boot zu holen“, sagte Ghazi. „Bloß haben sie versagt. Deshalb bin ich selbst gekommen, um dich zu holen. Aber ich habe noch anderes zu erledigen, unten im Süden. Wir müssen uns beeilen, damit ich die Zeit wieder aufhole, die ich deinetwegen verloren habe.“
    „Und wenn du es nicht schaffst?“
    Ghazi lachte. „Wenn ich es nicht schaffe ..." Er fuhr sich mit dem Zeigefinger über die Kehle. „So ... oder vielleicht auch

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