Eine hinreißend widerspenstige Lady
zu knüpfen.
Als Miles in den frühen Morgenstunden in seinem Felsengrab vor einem kleinen Feuer saß und seinen Fang winziger Fische ausnahm, ließ ein leises Geräusch ihn aufblicken.
Ein dunkles Augenpaar leuchtete im Feuerschein.
„Von mir bekommst du nichts, du Ratte“, meinte Miles.
Das Tier kam langsam näher. Es war keine Ratte.
Es hatte langes buschiges Fell, einen schwarzen Schwanz und rotbraune Läufe und Pfoten.
Miles lächelte. „So was aber auch - ein Mungo!“
Mungos konnten eine wahre Plage sein, wenn sie Jagd auf Federvieh machten und Eier stahlen. Allerdings waren sie auch Ratten, Schlangen und sonstigem Ungeziefer nicht abgeneigt, weshalb sie wiederum gar nicht so unbeliebt waren. Manche Bauern zähmten sie sogar. Auch dieses hier schien recht zahm zu sein. Es war klein, wahrscheinlich ein Weibchen oder ein Jungtier, und es humpelte.
„Wehe, du tust nur so“, sagte Miles. „Ich hatte mal einen Hund, der auch immer humpelte, wenn er was ausgefressen hatte.“
Der Mungo beäugte den Fisch.
„Nein“, sagte Miles streng. „Das war harte Arbeit. Fang dir selber ein paar Ratten. Davon gibt es hier mehr als genug. Schlangen auch.“
Argwöhnisch behielt er das Tier im Auge. Mungos waren flink.
Aber wegen der verletzten Pfote war es wahrscheinlich langsamer als seine Artgenossen.
Erst schaute es ihn an, dann den Fisch.
„Ratten“, lockte Miles. „Unten am Fluss gibt es ganz viele leckere Ratten. Und fette saftige Schlangen.“
Der Mungo blickte ihn aus traurig schimmernden Augen an.
„Jede Wette, dass du ein Weibchen bist“, murmelte Miles und warf ihr einen der Fische hin. „Der Rest ist für mich“, beschied er. „Weite Reise, voller Gefahren. Muss mich stärken.“
Er nahm die restlichen Fische aus und briet sie. Die Mungodame fraß den Fisch und bettelte nicht nach mehr. Sie verschwand aber auch nicht. Als er früh am nächsten Morgen aufwachte, war sie noch immer da.
Erst als im Laufe des Tages Männer auftauchten, um ihn zu holen, und einer ihr einen Tritt versetzte, rannte sie davon.
Sonntagnacht, 15. April
Entgegen Ruperts freudigen Hoffnungen und Linas düsteren Prophezeiungen geschah der Isis auch in den Nächten, nachdem sie Beni Suef passiert hatten, kein Unglück. Dank des starken und stetigen Nordwinds erreichten sie in der dritten Nacht Minya.
Als sie vor Anker gingen, war es bereits Nacht, und Sterne funkelten am tiefblauen Himmel. Nur im Westen hielt sich noch eine Weile ein leichter Dämmerschein am Horizont. Lange nachdem auch dieses Licht verschwunden war und alle an Bord zu Bett gegangen waren, lag Rupert immer noch wach.
Er schwor sich, es nicht mehr zu tun. Minya war eine große Stadt, die größte auf ihrem Weg, bis sie in fast hundert Meilen Entfernung Assyut erreichten. Sie würden den ganzen morgigen Tag hier zubringen, um ihre Vorräte aufzustocken. Während die anderen auf dem Basar feilschten und Mrs. Pembroke sich alte Steine anschaute, wollte er eines der Kaffeehäuser aufsuchen, in denen ein Mann auf Tänzerinnen oder andere lose Frauenzimmer hoffen durfte.
Eine kurze Phase der Enthaltsamkeit würde ihn nicht umbringen, das wusste er wohl, aber so konnte es nicht weitergehen. Seit jenem Abend, da er vor Mrs. Pembrokes Tür einen strategischen Rückschlag hatte hinnehmen müssen, hatte er keine einzige Nacht mehr ordentlich geschlafen.
Er war ein Mann von Welt, der wusste, wann eine Frau nicht willens war. Aber sowie er ihr nah genug kam, ihren berauschenden Duft einzuatmen, sowie seine Lippen ihre Haut berührten, wusste er gar nichts mehr.
Egal. Man hätte dennoch meinen sollen, dass er sich mittlerweile wieder beruhigt hätte. Aber weit gefehlt. Nachts war es am schlimmsten, wenn er nichts mehr zu tun hatte und kein weicher, warmer Frauenkörper ihn davon ablenkte, beständig an den ihren zu denken. Sechs lange Tage waren so schon vergangen, und die ruhelosen Nächte ließen ihn launisch und gereizt und ganz dumm im Kopf werden.
Und deshalb würde er sich morgen endlich eine Frau suchen, die willens war, seine Körpersäfte wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Er versuchte sich gerade daran zu erinnern, was Tänzerin auf Ägyptisch hieß, als er es platschen hörte.
Im Nu war er aufgesprungen und rannte im nächsten Moment schon aus seiner Kabine und an Deck, ein Messer fest in der Hand. Doch etwas rammte ihn, und er ging zu Boden.
Auch Daphne war wach, hellwach, und das Herz pochte ihr wild wegen des Traums, den sie gehabt
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