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Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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langsamer, mit viel Leiden, ha ha. Wer versagt, mein gelehrter Freund, muss sterben.“
    Zawyet el-Amwat Montag, 16. April
    Am Tag nach ihrer Ankunft in Minya stand Daphne am gegenüberliegenden Nilufer. Hinter ihr, in nördlicher Richtung, deuteten einige kärgliche Behausungen auf ein Dorf hin. Linker Hand erhoben sich die Kuppelgräber der örtlichen Nekropole.
    In respektvoller Entfernung davon betrachtete sie das komplizierte Konstrukt, das Mr. Carsington ihr gerade erklärte.
    In der Hand hielt er eine der Manton-Pistolen, von denen Miles einen ganzen Vorrat mit auf die Reise genommen hatte, und klärte sie auf über Verschlüsse und Zündpfannen, Feuersteine und Hähne und derlei mehr. Sie konnte sich nun vorstellen, wie ihm zumute gewesen war, wenn sie über Koptisch sprach.
    Sie hatten Publikum. Nahebei standen Udail/Tom, ein Teil der Mannschaft und zwei Soldaten, die ihnen der kashef - der örtliche Repräsentant des Paschas - als Begleiter zur Verfügung gestellt hatte. Wie üblich unterhielten die Ägyter sich sehr angeregt, doch sie konnte dem Gespräch nicht folgen, denn sie musste sich ganz auf Mr. Carsingtons Ausführungen konzentrieren.
    „Muss ich denn wirklich verstehen, wie es funktioniert?“, fragte sie. „Kann ich nicht einfach schießen?“
    „Wenn Sie jetzt verstehen, wie es funktioniert, dürften Sie später weniger Fehler machen“, erwiderte er geduldig. „Wenn Gefahr droht, bleibt Ihnen keine Zeit, zu überlegen und herumzuprobieren.“
    Daphne wurde sich des Gelächters hinter ihr bewusst.
    Sie drehte sich um. Udail/Tom zeigte auf sie, sprach aber dabei so leise, dass sie ihn nicht verstehen konnte. Die anderen Männer schüttelten die Köpfe und lachten sichtlich vergnügt.
    Wahrscheinlich sah sie ebenso begriffsstutzig aus, wie sie sich vorkam.
    Abermals wandte sie sich Mr. Carsington zu.
    Sie sagte sich, wer Koptisch hatte lernen können, konnte auch dies hier lernen. Nur fiel es ihr schwer, sich zu konzentrieren. Er stand so dicht bei ihr und sprach dabei so voller Ernst und Begeisterung - ja geradezu liebevoll - von dem hölzernen und metallenen Ding in seiner Hand. Einmal holte er sogar sein Taschentuch hervor, um seine Fingerabdrücke von dem blank polierten Lauf zu wischen.
    „Beim ersten Mal werde ich sie für Sie laden“, meinte er.
    „Nein, bitte lassen Sie es mich machen“, entgegnete sie. „So lerne ich es schneller.“ Und sie könnte sich mit der Waffe in der Hand ganz darauf konzentrieren, was sie zu tun hatte, anstatt nur darauf, wie kühn sein Kinn geschwungen war und wie seine dunklen Brauen sich auf der Stirn wölbten und wie er mit schlanken, gewandten Händen die Pistole so liebevoll handhabte.
    Mit einem Schulterzucken reichte er ihr die Pistole und eine Patrone.
    „Und wo ist das Pulver, das Sie eben erwähnten?“, fragte sie.
    Kurz wandte er den Blick himmelwärts, dann sah er wieder sie an. „In der Patrone“, sagte er. „Sie müssen sie erst aufmachen.“
    Die Patrone war aus Papier, an einem Ende steckte die Bleikugel. Dafür bräuchte sie beide Hände, dachte sie und wollte ihm die Pistole wiedergeben, damit er sie kurz halte, doch er schüttelte den Kopf.
    „Reißen Sie es mit den Zähnen auf“, sagte er. „Aber schlucken Sie dabei nicht so viel Schießpulver.“
    „Warum? Ist es giftig?“ Würde sie explodieren? Aber nein. Das Pulver musste ja erst gezündet werden. Das hatte er ihr doch eben erklärt. Was war nur los mit ihr?
    „Könnte gut sein, dass es giftig ist“, meinte er. „Hauptsächlich geht es aber darum, dass noch genügend übrig sein sollte, um die Munition abzufeuern.“
    Also nahm sie die Zähne zu Hilfe und schmeckte dabei ordentlich Schießpulver. Es schmeckte scheußlich. Sie spuckte aus, doch der Geschmack hielt sich hartnäckig.
    Danach folgte sie einfach seinen Anweisungen, füllte ein wenig Pulver in die Zündpfanne und schloss sie, füllte das restliche Pulver in den Lauf und schob die Papierhülse mit der Kugel hinterher.
    Auf einmal wurde sie gewahr, dass es hinter ihr ganz still geworden war.
    Sie sah sich um.
    Entsetzt starrten die Männer sie an und flüchteten dann zum Friedhof, wo sie hinter einem Kuppelgrab Schutz suchten. Udail/Tom grinste und winkte ihr zu, bevor er den andern gemächlich folgte.
    „Sie hatten recht“, meinte Mr. Carsington.
    Als sie sich wieder umdrehte, begegnete sie seinem dunklen Blick, der nun ganz ernst war. „Womit?“, fragte sie.
    „Damit, dass Sie lernen wollen, sich

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