Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
Vom Netzwerk:
selbst zu verteidigen“, sagte er. „Die Ägypter sind im Laufe der Geschichte immer wieder besiegt und unterworfen worden. Weshalb sollten sie sich da auf einmal auflehnen und gerade uns verteidigen - die fremden Invasoren? Da ist es schon weitaus vernünftiger, so schnell wie möglich Reißaus zu nehmen. Will sagen, wir beide sollten uns besser auf uns selbst und aufeinander verlassen können.“
    Sie traute ihren Ohren kaum. Nur widerwillig hatte er sich bereitgefunden, ihr das Schießen beizubringen. Doch dies waren Worte des Vertrauens - des Vertrauens in ihr Urteil, in ihre Fähigkeiten -, und das von einem Mann. Das Herz hüpfte ihr in der Brust - ob aus Freude oder aus Furcht, vermochte sie nicht zu sagen. Vielleicht ja beides.
    Er zeigte auf einen Geröllhaufen in ein paar Metern Entfernung.
    „Brauche ich denn kein richtiges Ziel?“, fragte sie.
    „Zielen Sie einfach auf irgendeinen Punkt“, erwiderte er. „Zunächst sollten wir das Laden und Abfeuern üben. An Ihrem Geschick als Scharfschützin arbeiten wir später. “
    Er erklärte ihr, wie sie den Hahn durchspannen musste. Dann stellte er sich hinter sie, streckte seinen Arm neben dem ihren aus und zeigte ihr, wie man zielte. Die Pistole war schwer, und sie machte ihr tatsächlich ein wenig Angst. Doch das waren nicht die einzigen Gründe, weswegen ihre Hand zitterte. Sein Geruch umfing sie. Sie war sich seiner Nähe bewusst.
    „Halten Sie die Pistole lieber mit beiden Händen“, riet er ihr.
    Das tat sie, und es half, doch ihr Aufruhr beschränkte sich nicht auf zittrige Hände.
    Als er einen Schritt zurücktrat, wurde sie wieder etwas klarer im Kopf.
    „Wenn Sie so weit sind, schießen Sie einfach“, sagte er.
    Sie holte tief Luft und drückte ab. Es gab ein leises Klicken und ein wenig Qualm, und dann eine so gewaltige Detonation, dass sie die Waffe fast hätte fallen lassen.
    „Hervorragend“, meinte er. „Sie haben den Geröllhaufen getroffen.“
    Der Geröllhaufen hatte in etwa die Ausmaße des Bedford Square. Selbst mit verbundenen Augen hätte sie ihn kaum verfehlen können. Aber dennoch durchströmte sie eine Woge des Glücks. Am liebsten hätte sie einen Luftsprung gemacht. Sie wollte tanzen vor Freude, ihre Arme um ihn schlingen und ihn küssen, bis er besinnungslos war - denn er hatte ihr etwas beigebracht ... etwas, das sie nun selbst tun konnte, etwas Nützliches, das Männer konnten und taten ... etwas, das nicht einmal ihr nachsichtiger Bruder ihr beigebracht hatte.
    „Machen Sie es gleich noch mal“, sagte Mr. Carsington. „Versuchen Sie es mal ganz ohne meine Hilfe.“
    Nun handhabte sie die Waffe bereits mit größerer Selbstverständlichkeit. Sie lud, zielte und feuerte. Wieder schlug die Kugel irgendwo auf dem Bedford Square ein.
    Sie schoss noch ein paar Mal, und jedes Mal schien ihr die Kugel dem angepeilten Ziel ein wenig näher zu kommen.
    „Eigentlich gar nicht so schwer“, meinte sie beiläufig, derweil ihr das Herz noch immer beglückt in der Brust hüpfte. „Jetzt würde ich gerne das Gewehr ausprobieren.“

12. KAPITEL
    Daphne war sichtlich mit sich zufrieden. Ihre Wangen strahlten rosig, und ihre grünen Augen funkelten. Für eine an sich gar nicht so schöne Frau konnte sie manchmal erstaunlich gut aussehen, dachte Rupert.
    Zuerst war sie ziemlich blass um die Nase gewesen - bestimmt hatte sie Angst gehabt, wie die meisten Leute, die den Umgang mit Feuerwaffen nicht gewohnt waren. Aber sie hatte sich nicht unterkriegen lassen.
    Das war ihm schon bei ihrer ersten Begegnung aufgefallen. Auch im Kerker musste sie Angst gehabt haben. Es war finster, roch nach  Tod und Verfall - und das waren noch die angenehmeren Gerüche. Doch ihrem Bruder zuliebe hatte sie die Angst besiegt.
    Fortan hatte Rupert täglich Zeuge ihres Mutes werden können. Auch das bestärkte ihn in seinem Wunsch, sie auszuziehen. Aber er hegte noch andere Gefühle für sie. Er war sich nicht sicher, welcher Art diese waren, doch erinnerten sie ihn auf befremdliche Weise an das, was er für seine Brüder empfand.
    Sonderlich viel Gedanken hatte er sich bislang nicht darüber gemacht, und er tat es auch jetzt nicht.
    Im Augenblick amüsierte er sich köstlich dabei, ihr zuzusehen: ihre in höchster Konzentration gefurchte Stirn, wenn sie die Pistole lud, die grimmige Entschlossenheit, mit der sie die Waffe in beiden Händen hielt, und die ganz passablen Schüsse, die sie abfeuerte.
    Es machte Spaß, ihr das Schießen beizubringen, bot es

Weitere Kostenlose Bücher