Eine hinreißend widerspenstige Lady
ihm doch reichlich Gelegenheit, ihr dabei nahe zu kommen.
Er betrachtete das Gewehr und lächelte. Das würde noch vergnüglicher werden.
Sie missdeutete sein Lächeln. „Natürlich kann ich das auch lernen“, meinte sie. „Es dürfte im Prinzip wohl genauso funktionieren.“
Als er nickte, gab sie ihm die Pistole zurück und nahm sich das Gewehr.
Mit derselben Konzentration, die sie auf bekrönte Falken verwandte, wog sie es prüfend in der Hand und betrachtete den Mechanismus.
Mühelos lud sie das Gewehr, wenngleich der lange Lauf die Handhabung etwas schwieriger machte als bei einer Pistole.
Aber das war längst nicht der einzige Unterschied. Sie würde es schon noch merken. Und das dürfte sehr interessant werden.
Nachdem sie so weit war, trat er mit ernster Miene dicht an sie heran. „Den Kolben legen Sie an der Schulter an, so“, sagte er. Er klärte sie über den Rückstoß auf, korrigierte ihre Handhaltung, richtete den Lauf gerade aus und zeigte ihr, wie man zielte. Dann stellte er sich hinter sie, nahm ein paar letzte Justierungen vor und sagte: „Wenn Sie so weit sind, schießen Sie einfach.“
Sie wackelte leicht mit dem Hintern, als sie in Positur ging, dann spannte sie den Hahn durch, korrigierte ihre Haltung ein wenig und drückte ab.
Ein metallisches Klicken, eine Rauchwolke und - nach kurzer Verzögerung - die Detonation und der Rückstoß, der sie nach hinten warf.
Obwohl er sie gewarnt hatte, war sie auf die Wucht nicht vorbereitet. Das Gewehr fiel ihr aus den Händen, und sie stolperte rückwärts, in seine Arme. Er indes war bestens vorbereitet, fing sie auf, schloss seine Arme um sie, seine Hände auf ihrer Brust. Er hätte sein Gleichgewicht wohl halten können, aber er bemühte sich nicht. Rücklings ließ er sich in den Sand fallen und zog sie mit sich.
Wahrscheinlich würde sie ihm gleich den Ellenbogen in die Rippen rammen und ihm eine Ohrfeige verpassen, aber das kümmerte ihn wenig. Glückselig lächelnd lag er unter ihr, seine Hände noch immer auf ihren Brüsten, und wartete auf ihren Wutausbruch.
Eine ganze Weile verging.
Dann schob sie seine Hände beiseite, drehte sich mit einem Ruck um und stemmte sich auf die Arme, um ihn anzusehen zu können. Ihre Miene war finster.
Er grinste sie an. Sie betrachtete ihn eine Weile. Ihre grünen Augen funkelten. Als sie schließlich den Mund öffnete, dachte er: Jetzt kommt die Standpauke.
Doch sie stieß nur einen verdrießlichen Seufzer aus ...
... und senkte ihren Mund auf den seinen.
Sie schmeckte nach Schießpulver.
Rupert fasste sie um die Taille, als wolle er sich an ihr festhalten. Ihm war, als wäre er von einer Kanonenkugel getroffen oder in eine tiefe Schlucht gestürzt worden. Er brauchte nur ihren Mund auf dem seinen zu spüren, schon flog ihm die Welt um die Ohren, und er fand sich in Sphären katapultiert, die ihm fremd und herrlich waren.
Sie fuhr mit den Fingern in sein Haar und hielt ihn fest - als ob er so dumm wäre, sich nun davonzumachen -, während sie seinen Mund vereinnahmte. Der verführerische Weihrauchduft umfing ihn, mischte sich in den Geruch nach Schießpulver und in ihren Geschmack, ihren Duft, das Gefühl von ihr: der weiche Pfirsichmund und die seidensamtene Haut, das federleichte Kitzeln ihres Haars, ihr Körper, wohlgerundet und wie für seine Hände geschaffen.
Er hatte lange gewartet. Und geduldig war er gewesen - für seine Verhältnisse - und behutsam. Aber sie war anders als alle Frauen, die er je gekannt hatte. Noch nie hatte er so viele Gefühle empfunden. Wie ein unbedarfter Schuljunge kam er sich vor, der mit seiner Erregung kaum an sich halten konnte.
Aber eigentlich war ihm ganz egal, wie unreif er sich fühlte. Im Augenblick zählten nur ihr Mund und das verführerische Spiel ihrer Zunge und der köstliche Champagner, lieblich und spritzig, der ihn durchströmte und seinen Verstand berauschte. Nur ihr Körper zählte, der sich sinnlich an den seinen schmiegte.
Die heiße ägyptische Sonne brannte auf sie nieder, doch um ihn her war Nacht. Der grobe Sand unter seinem Rücken waren seidene Laken. Er vergaß, wo er war und warum. Sie löste sich von seinen Lippen und rieb ihre Wange an der seinen, und die Berührung traf ihn mitten ins Herz. Sie hauchte Küsse auf seinen Hals, bis hinab zur Brust, kleine Blitzschläge auf seiner Haut. Alles, was ihr Mund berührte, fing Feuer und setzte tosende Donnerschläge in seinem Herzen frei.
Hätte er noch denken können, hätte er
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