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Eine hinreißende Schwindlerin

Eine hinreißende Schwindlerin

Titel: Eine hinreißende Schwindlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: COURTNEY MILAN
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Umgebung in nichts auf. Da waren nur noch Jenny und diese unendliche Stille, ein Meer von Verlockungen. Wer bin ich ?
    Sie hatte keine Antwort auf diese Frage erwartet, aber sie kam dennoch, von irgendwo tief in ihrem Innern.
    Wer möchtest du sein ?
    Das war die Antwort, die Jenny gebraucht hatte. Die Welt um sie herum kehrte zurück, der Lärm war wieder da, fast ohrenbetäubend nach der vollkommenen Stille vorhin. Doch trotz allem behielt Jenny einen Rest dieser Stille in sich. Keine noch so große Angst vor der Armut konnte sie vertreiben.
    Hinter Ned streckte Gareth zögernd die Hand aus, um sie ihm auf die Schulter zu legen, doch im letzten Moment zog er sie wieder zurück. Ned kauerte auf seinem Stuhl und sah nicht hinter sich. Gareth ließ die Hand sinken und rieb sie an seinem Hosenbein ab.
    Lächelnd nahm Jenny ihre eigenen Karten auf und ordnete sie dem Wert nach aufsteigend. Ned griff nach seinem Blatt – ein Handvoll Dreien und Vieren – und seufzte. Er warf die erste Karte auf den Tisch. Jenny stach sie mühelos mit einem Buben. Auch den nächsten Stich machte sie und gähnte dabei.
    Wenigstens eins war ihr gelungen. Ned umklammerte verzweifelt seine Karten. Zum ersten Mal an diesem Abend schien er wirklich Angst vor dem Verlieren zu haben.
    Über den schmalen Tisch hinweg war Neds Verzweiflung fast fühlbar und so bitter wie die verräucherte Luft, die Jenny einatmete. Schon jetzt war es ihr gelungen, ihn davon zu überzeugen, dass er sehr wohl etwas zu verlieren hatte.
    Sie unterdrückte ein Lächeln und spielte ihre nächste Karte aus. Es war eine Kreuz Zwei. Ned starrte ungläubig darauf. Er konnte sie mit jeder Karte seines Blatts stechen. Zögernd wählte er eine aus und legte sie auf den Tisch. Auch den nächsten Stich machte er. Dann hielten sie beide nur noch eine Karte in der Hand. Gleichstand.
    „Sie sind grausam“, bemerkte Ned verbittert. „Wollen Sie mir zeigen, wie nahe dran ich war?“ Er legte die Karo Vier ab und Gareth legte ihm die Hände auf die Schultern.
    Ein letztes Mal war Jenny wieder Madame Esmeralda und lächelte die beiden Männer geheimnisvoll an, die keine Ahnung hatten, was als Nächstes passieren würde, aber auf jeden Fall mit dem Schlimmsten rechneten.
    Ganz langsam deckte sie ihre Karte auf.
    Ned und Gareth wirkten wie gelähmt vor Schock. Keiner von beiden bewegte sich. Dann streckte Gareth die Hand nach der Karte aus, als könnte er nicht begreifen, was er da vor sich sah.
    Ned fand als Erster die Sprache wieder. „Sie haben verloren. Sie haben absichtlich verloren.“ Er kratzte sich verwirrt am Kopf. „Sie haben absichtlich neunzigtausend Pfund verloren!“
    Jenny erhob sich, um die Münzen vom Boden aufzusammeln, die Ned vom Tisch gefegt hatte. „Nein, Mr. Carhart. Ich habe absichtlich sechzehn Pfund verloren.“ Sie stapelte die Münzen vorsichtig auf die letzte Karte. „Und acht Pennys. Sie sollten nicht die acht Pennys vergessen.“
    Ned starrte verblüfft auf die Münzen. „Aber warum ? Ich verstehe das nicht.“
    Jenny zuckte die Achseln. „Ich sagte Ihnen doch, ich sei eine Lügnerin und Betrügerin. Ich habe Ihnen nur nicht verraten, wen ich betrügen wollte.“
    Ned schüttelte den Kopf. „Wer ist denn so ein Narr, sich selbst zu betrügen?“
    Diese Frage bedurfte nun wirklich keiner Antwort, nicht einmal in Form eines spöttischen Fingerzeigs auf ihn. Ned wurde rot.
    „Als Sie das erste Mal zu mir kamen, Ned, hatte ich eine ganze Reihe von Lügen zur Auswahl. Sie wollten wissen, ob es in Ihrer Zukunft auch noch etwas anderes als Unglück und Verantwortungslosigkeit geben würde. Ich hätte Ihnen die Wahrheit sagen können. Die Wahrheit lautet, dass sich Menschen nur selten ändern. Die Wahrheit lautet, dass Männer, die zu viel trinken, oft ein verantwortungsloses Leben führen. Die Wahrheit lautet, dass Sie zu viel Geld und zu wenig Verstand hatten, um zu dem Mann zu werden, der Sie so gern sein wollten.“
    Ned zuckte bei jedem ihrer Sätze zusammen.
    „Daher habe ich Sie angelogen.“
    „Sie sagten mir, was ich hören wollte“, flüsterte er.
    Jenny schüttelte den Kopf. „Nein. Ich sagte Ihnen das, was Sie damals brauchten . Ich sehe es noch immer, wissen Sie. Wenn ich Sie ansehe, erkenne ich immer noch den Jüngling, der zu einem ehrenhaften, verantwortungsbewussten Mann heranwächst. Ich sehe einen Mann, dem man irgendwann Respekt erweisen wird.“
    Neds Hände zitterten und seine Augen schimmerten verdächtig. „Noch eine

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