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Eine hinreißende Schwindlerin

Eine hinreißende Schwindlerin

Titel: Eine hinreißende Schwindlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: COURTNEY MILAN
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Lüge?“, fragte er mit bebender Stimme. „Sie wissen nicht, wie das wirklich ist, was ich gedacht habe …“
    „Es ist heute so sehr eine Lüge wie damals. Und ist es nicht seltsam? Seit ich Sie kennengelernt habe, sind Sie ein äußerst loyaler Mensch geworden, der anderen nicht gestattet, auf die herabzublicken, die Ihnen etwas bedeuten. Ich habe miterlebt, wie Sie an dem gewachsen sind, was ich Ihnen gesagt habe. Nicht obwohl ich gelogen habe, sondern weil ich gelogen habe.“
    Jenny nahm den Münzstapel in die Hand. Sechzehn Pfund. Jeder einzelne Penny, den sie auf der Welt noch besaß. Sie griff nach Neds rechter Hand und zählte die Münzen in seine Handfläche.
    „Nur weil ich betrüge, heißt das noch lange nicht, dass ich auch Sie betrogen habe“, fügte Jenny hinzu. „Wissen Sie, nichts auf der Welt ist so machtvoll wie eine Lüge, die zur Wahrheit werden kann.“
    Ned atmete tief aus. „Madame …“
    „Jenny.“
    Er schloss die Augen. „Jenny, Sie verstehen nicht. Ich habe mein Leben gründlich ruiniert und es war von Anfang an nicht gerade berauschend. Und …“ Er legte seine andere Hand über ihre. „Und Sie haben mir gesagt, die Dunkelheit würde nicht zurückkehren, aber das tut sie. Wie kann ich ein Leben lang dagegen ankämpfen?“
    „Was müssen Sie heute tun? Nur daran denken Sie, an nichts anderes. Und sobald Sie diesen Schritt getan haben, schauen Sie auf den morgigen Tag. Sie müssen nicht Ihr ganzes Leben auf einmal bewältigen. Gehen Sie einfach immer nur einen Schritt nach dem anderen vorwärts.“
    „Bei Ihnen hört sich das so leicht an“, stellte er nachdenklich fest.
    „Das täuscht. Es ist schwer, sogar sehr schwer. Aber wenn Sie einfach immer weitergehen, werden Sie irgendwann ans Ziel gelangen.“ Jenny entzog ihm sanft ihre Hand, dann beugte sie sich zu ihm und küsste ihn zart auf die Wange. „Auf Wiedersehen, Mr. Carhart“, flüsterte sie.
    Damit machte sie auf dem Absatz kehrt und eilte aus dem Raum, ohne sich noch einmal umzublicken.
    Gareth warf einen letzten Blick auf Ned. Sein Cousin betrachtete immer noch schockiert die Münzen auf dem Tisch. Er sah Gareth an, und in seinen Augen spiegelte sich die Verwirrung wider, die auch er selbst empfand. Aber zum ersten Mal seit jenem schrecklichen Abend, als Gareth ihn mit Lady Kathleen erwischt hatte, lag jetzt ein Funken Hoffnung in Neds Blick.
    „Nun“, meinte Ned, „worauf wartest du noch? Geh ihr nach!“
    Gareth drehte sich um und stürzte aus dem Raum, die Treppe hinunter und hinaus in die nach der Hitze in der Spielhölle empfindlich kühl wirkende Nacht. Jenny verschwand ein gutes Stück die Straße hinunter im Nebel.
    Er rannte ihr nach. „Jenny! Warte.“ Sie drehte sich um. Er holte sie ein und griff nach ihrem Ellenbogen. „Du kannst nicht …“ Die Worte blieben ihm im Hals stecken. Wenn sie soeben eines bewiesen hatte, dann das, dass sie sehr wohl konnte. Schließlich hatte sie es ja sogar getan . Er war derjenige, der nicht imstande gewesen war, das Nötige zu unternehmen. „Es ist zu gefährlich hier“, fuhr er unbeholfen fort, „für eine Frau allein. Lass mich eine Mietdroschke anhalten.“
    Sie schluckte. „Ich habe kein Geld mehr, um sie bezahlen zu können.“
    „Ich hatte auch nicht vor, dich bezahlen zu lassen.“ Er steckte die Hände in die Manteltaschen. „Genauso wenig wie ich vorhatte, dich eben einfach ohne ein Wort gehen zu lassen.“
    Aber Worte reichten nicht annähernd aus, um das beschreiben zu können, was er jetzt fühlte.
    Sie hatte ihm einmal vorgeworfen, immer nur das Schlechteste in den Menschen zu sehen. Vielleicht lag das daran, dass Jenny Dinge sah, die außerhalb seines Wahrnehmungsvermögens lagen. Sie sah sie nicht nur, sie sprach sogar darüber. Und dann wurden sie wahr, nur durch die Kraft ihrer Hoffnung.
    Er sah auf seine Hand, mit der er immer noch ihren Ellenbogen umfasst hielt.
    „Also gut“, stimmte sie langsam zu.
    Er hielt eine Mietdroschke an, nannte dem Kutscher Jennys Adresse und stieg dann mit ihr in das Gefährt.
    Sein Herz lag schwer wie ein Stein in seiner Brust.
    Er fragte sich, wie viel von Jennys Erfolg als Madame Esmeralda auf diese ganz besondere Gabe zurückzuführen gewesen war. Echte Hoffnung, verborgen von Hokuspokus und Lügen. Wenn er nur das Schlimmste in den Leuten sah, dann deswegen, weil er seine eigenen Hoffnungen schon vor Jahren eingebüßt hatte, als er es zugelassen hatte, dass Lord Blakely sich den Löwenanteil von

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