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Eine hinreißende Schwindlerin

Eine hinreißende Schwindlerin

Titel: Eine hinreißende Schwindlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: COURTNEY MILAN
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große Sache, nur im Familienkreis.“
    Jennys Kehle war plötzlich wie zugeschnürt. „Das könnte ich nicht.“
    „Warum nicht? Ich habe Sie doch gerade eingeladen.“
    „Nein, ich wollte sagen, ich kann nicht. Mein Schiff legt in fünf Tagen ab.“
    „Können Sie die Reise nicht um eine Woche verschieben?“
    Natürlich hätte sie das gekonnt, aber es gab noch einen anderen Grund. „G… ich meine, Blakely wird dort sein. Außerdem bin ich kein Mitglied Ihrer Familie, Ned. Ich will mich da nicht aufdrängen.“
    „Sie sind meinem Cousin doch schon öfter begegnet. Warum wollen Sie ihm plötzlich nicht mehr über den Weg laufen?“
    Weil ich es nicht ertragen kann, ihn wiederzusehen. Jenny seufzte. „Muss ich das wirklich aussprechen?“
    Ned betrachtete prüfend ihr Gesicht und schien die Antwort in ihren Augen zu lesen. „Wirklich? Blakely ?“
    Errötend bückte sie sich, um ihr letztes Erinnerungsstück aus dem Koffer zu nehmen. Sie fand es und hielt es hoch. „Ja. Außerdem wird er mir wahrscheinlich die Polizei auf den Hals hetzen, wenn er merkt, dass ich mich in jener Nacht in der Spielhölle mit seinem Federmesser aus dem Staub gemacht habe.“
    Ned starrte auf die elegante schmale Waffe. Sie war ebenso Jennys Bindeglied zu Ned – dem treuen, vertrauensvollen Ned – wie zu Gareth. An diesem Messer hingen so viele Erinnerungen an Ned. Ned, der damit die Orange zerteilt hatte. Jenny, die seine Spielkarten damit durchbohrt hatte.
    Ned, der aufbegehrte und Gareth sagte, Jenny gehörte für ihn mehr zur Familie als jeder andere.
    Jenny seufzte wehmütig.
    Doch Ned sprach sie gar nicht auf das Messer an. „Als ich noch klein war, sagte ich zu meiner Mutter, dass ich mir eine ältere Schwester wünschte. Sie hat mich ausgelacht und mir erklärt, die Natur hätte so etwas nicht vorgesehen. Eine jüngere Schwester bekam ich allerdings auch nicht. Es gab immer nur mich allein. Ich hatte meine Probleme – zum Teil selbst verschuldete, wie Sie wissen –, und irgendwann kam der Moment, in dem ich glaubte, dass es für mich keine Hoffnung mehr gab. Und da bin ich Ihnen begegnet.“
    „Ich habe Sie belogen , Ned.“
    Er streckte die Hand aus und nahm ihr behutsam das Messer ab. „So etwas tun Schwestern für gewöhnlich.“ Er klappte das Messer auseinander, hob die rechte Hand und ritzte sich mit der Klinge in den Handballen. Erst war nur eine feine rote Linie zusehen, dann sickerte allmählich Blut heraus. Ned hielt Jenny erwartungsvoll das Messer hin. „Sie haben mir gesagt, ich solle immer einen Schritt nach dem anderen tun. Nun, und hier bin ich.“
    Jenny zögerte. Es war zu viel. Sie hatte gelogen und betrogen und er bot ihr dafür Wahrheit und Treue. Doch dann sah sie sein gespanntes Gesicht, und plötzlich wirkte er wieder wie der junge, ungeduldige Ned, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Ned, der ganz einfach Liebe im Gegenzug für Liebe anbot. Wenn sie selbst jetzt nicht glaubte, so einer Liebe würdig zu sein, konnte sie genauso gut ihr Vorhaben aufgeben, irgendeinen Ort auf der Welt zu finden, wo man sie achtete und schätzte.
    Jenny nahm das Messer zitternd in die linke Hand. Die scharfe Klinge schnitt in ihre Haut. Zuerst spürte sie gar nichts, weder den Schnitt an sich noch den damit verbundenen Schmerz. Dann nahm Ned ihre Hand in seine und drückte sie fest. Da erst begann die Wunde zu stechen. Tränen stiegen ihr in die Augen und ihr Herz wurde ganz leicht. Und plötzlich erschien ihr ihre ausgeräumte Wohnung nicht mehr trostlos und leer.
    Sie hatte dreißig Jahre lang auf einen jüngeren Bruder gewartet. Er hatte sich mit seinem Erscheinen ziemlich viel Zeit gelassen, aber das war es wert gewesen.
    „Ich weiß, dass du fortgehst“, sagte Ned sanft. „Ehrlich gesagt, ich bin mir nicht sicher, ob ich es schaffe, ihr Ehemann zu sein. Ein normales Leben zu führen.“ Doch ehe sie ihn beruhigen und ihre Zuversicht zum Ausdruck bringen konnte, drückte er noch einmal ihre Hand. „Aber es wird mir schon gelingen. Wenigstens glaube ich das jetzt.“
    „Ich würde dich so gern glücklich sehen“, flüsterte Jenny. „Ich vermute nur, ich werde dich gar nicht mehr sehen.“
    „Amerika, England. Welche Bedeutung haben schon ein paar tausend Meilen, wenn man eine Familie hat?“
    „Gar keine“, erwiderte Jenny. „Nicht die geringste.“
    Gareths Reise war lang und anstrengend gewesen, aber nach zwei trostlosen Tagen erreichte er sein Ziel.
    Drei graue Steingebäude bildeten die Elland

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