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Eine hinreißende Schwindlerin

Eine hinreißende Schwindlerin

Titel: Eine hinreißende Schwindlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: COURTNEY MILAN
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vergessen zu können, sobald er ihre tiefsten Geheimnisse enthüllt hatte. In dieser Hinsicht machte er sich nichts mehr vor. Jetzt wollte er einfach nur mehr von ihr wissen. „Wie war sie? Wer waren ihre Freundinnen?“
    „Freundinnen?“, schnaubte sie. „Mädchen wie sie haben keine Freundinnen unter anständigen jungen Damen. Dafür hatte ich schon gesorgt. Ich war wirklich dagegen, dass sie zu uns kam. Von einem Mädchen mit ungewisser Abstammung kann nichts Gutes kommen. Solche Kinder sind in Schande geboren und können nur Schande über sich und ihre Umgebung bringen.“
    Gareth schluckte. „Erzählen Sie.“
    Mrs. Davenports Blick verlor sich in der Ferne. „Aber sie war ein raffiniertes kleines Ding. Sie brachte die anderen Mädchen immer wieder dazu, freundlich mit ihr zu sprechen. Wenn ich nicht so wachsam gewesen wäre, hätte sie sie alle um den Finger gewickelt. Die anderen waren fasziniert von ihr. Wieder und wieder habe ich ihnen gesagt, sich von Jenny Keeble fernzuhalten. Meistens haben sie gehorcht, aber …“
    Jenny hatte sich immer wieder bemüht, sie auf ihre Seite zu ziehen. „Sie war erst vier, als sie herkam“, gab er sanft zu bedenken.
    „Gegen die Natur kommt man nicht an, Lord Blakely. Was man in die Wiege gelegt bekommt, formt auch den Charakter. Was glauben Sie wird aus einem Mädchen, das seine Eltern nie kennengelernt hat?“
    Aus einem Mädchen, das man von seinem vierten Lebensjahr an belogen und ihm eingeredet hatte, dass es aufgrund seiner Geburt nur ein schlechter Mensch werden konnte? Gareth konnte es sich nur zu gut vorstellen. Und doch … ein schlechter Mensch war Jenny nicht geworden.
    „Ich nehme an, Sie haben dem Mädchen gegenüber Ihre Pflicht erfüllt und es darüber aufgeklärt, was es vom Leben zu erwarten hatte“, meinte Gareth ruhig.
    „O ja!“, bekräftigte Mrs. Davenport genüsslich und ließ keinen Zweifel daran, dass sie es mit dieser Pflicht sehr genau genommen hatte. „Und … nur für den Fall …“ Sie ging zum Schreibtisch und suchte in einer Schublade herum. Schließlich zog sie eine vergilbte Mappe hervor. „Hier. Ich habe alle ihre Missetaten aufgelistet. Ich habe das hier aufgehoben, falls ich einmal gebeten werde, Zeugnis über ihren Charakter abzulegen, und das Gericht zu viel Milde walten lässt.“
    Gareth streckte die Hand aus. „Sie war verdammt verschwiegen, was ihre Kindheit betrifft.“
    Mrs. Davenports Augen wurden schmal, aber sie reichte ihm die Mappe. „Ihre Ausdrucksweise, Lord Blakely, bitte, mäßigen Sie sich. Sagen Sie, ist aus ihr eine …“
    „Hure geworden?“
    Mrs. Davenport schnappte nach Luft. „Ihre Ausdrucksweise! Ich meinte, ein gefallenes Mädchen.“
    „Sie hat die letzten zwölf Jahre damit verbracht, sich als Wahrsagerin auszugeben, und behauptet, in die Zukunft sehen zu können.“
    Schockiert hob Mrs. Davenport die Hand vor den Mund. „Nicht unbedingt ein tugendhafter Lebenswandel. Wie haben Sie sie kennengelernt?“
    „Mein Cousin besuchte sie regelmäßig. Ich glaube, im Lauf ihrer Bekanntschaft hat er ihr ziemlich viel Geld gezahlt.“
    Ihre Miene hellte sich schadenfroh auf. „Betrug! Das ist auf jeden Fall ein schweres Verbrechen. Wird man sie hängen? Einsperren? In die Verbannung schicken?“
    Gareth sah auf das Blatt in seinen Händen.
    14. August 1815. JK hat zweimal gelogen und sich nicht hinter den Ohren gewaschen.
    Er blätterte weiter die Seiten durch, auf denen lauter kleinere Verstöße aufgelistet waren. Viele davon waren nicht einmal Verstöße.
    12. Mai 1820. JK ist an Fieber erkrankt und hat drei weitere Mädchen angesteckt. Wahrscheinlich mit Absicht.
    Gareth hatte früher sehr unter den kalten, bissigen Bemerkungen seines Großvaters zu leiden gehabt. Doch trotz dieser Kälte hatte es auch immer hohe Erwartungen an ihn gegeben. Sein Großvater hatte stets daran geglaubt, dass Gareth seinen Verpflichtungen ebenso fähig und ehrenhaft nachkommen wollte und konnte wie jeder andere Blakely vor ihm. Geld und sein Rang hatten Gareth jedes Privileg ermöglicht.
    Jenny jedoch war an diesem kalten Ort aufgewachsen. Statt einer Mutter hatte sie nur diese Furcht einflößende Frau gehabt, die ihr Lügen aufgetischt und sie von den einzigen Gefährtinnen isoliert hatte, die ihr ein Trost hätten sein können. Wie ausgehungert nach Zuneigung musste sie gewesen sein, als sie mit achtzehn fortgelaufen war?
    Und wie verzweifelt, als sie herausgefunden hatte, dass ihr erster Geliebter ihren

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