Eine Hochzeit zum verlieben
Vater. Es schien dessen Arroganz und Selbstgenügsamkeit geerbt zu haben und sich nicht daran zu stören, täglich so viele Stunden allein zu verbringen. Trotz seiner sieben Jahre wirkte es, als bräuchte es niemanden.
Nach Gabriellas Ansicht war Holly viel zu reif und ernst für ein Kind in diesem Alter.
Gewiss war es nicht leicht für Rufus gewesen, mit einem zwei Monate alten Baby im Stich gelassen zu werden. Schließlich ging sein Beruf mit zahlreichen Verantwortlichkeiten einher. Deshalb hatte er schon damals ein Kindermädchen engagiert und es erst bei Hollys Einschulung wieder entlassen. Aber den Unmengen an teuren Spielzeugen im Kinderzimmer nach zu urteilen, überhäufte er seine mutterlose Tochter eher mit materiellen Dingen als mit der Zuwendung und der Zeit, die sie wirklich brauchte.
Die Beziehung zu seinem Kind mochte Gabriella wirk lich nichts angehen, zumal sie sein Leben nur für kurze Zeit teilen würde. Aber das hielt sie nicht davon ab, sich eine eigene Meinung zu bilden.
Oder Rufus diese Meinung mitzuteilen. Was ihm, wie seine finstere Miene verriet, ganz und gar nicht gefiel.
Schroff sagte er: „Ich habe dir doch gesagt, dass du dich von Holly fernzuhalten hast.“
„Ich dachte mir, jemand sollte mal nachsehen, ob sie noch lebt oder nicht.“
„Verdammt, du hast kein Recht …“
„Außerdem“, fuhr sie ungerührt fort, „habe ich mir noch nie besonders gern vorschreiben lassen, was ich zu tun oder zu lassen habe.“
Rufus’ Miene verfinsterte sich noch mehr. „Dann ist es wohl an der Zeit, dass es dir beigebracht wird …“
„Willst du mir etwa drohen?“
Sekundenlang starrte er sie erzürnt an. „Nein, ich drohe dir nicht, Gabriella“, murmelte er schließlich leise. „Es wundert mich nur, elterliche Ratschläge von einer Frau zu erhalten, deren eigene Mutter nichts weiter war als eine …“
„Ich rate dir, es nicht auszusprechen“, unterbrach sie ihn. Diesmal war der eisige Klang ihrer Stimme echt. „Ich mache dir einen Vorschlag. Du lässt meine Mutter aus dem Spiel, und ich gebe keinen Kommentar zu deinen Unzulänglichkeiten als Vater ab. Wie klingt das?“
Wie eine versteckte Beleidigung, dachte er und befürchtete, dass ihm sechs Monate unter einem Dach mit dieser Frau erschreckend lang vorkommen würden.
Gabriella nahm ihre Armbanduhr vom Waschbecken und warf einen vielsagenden Blick darauf. „Wenn du jetzt nicht gehst, bleibt dir vor dem Dinner nicht einmal eine halbe Stunde mit Holly.“
Er zog eine Augenbraue hoch, beschloss aber, die Kritik diesmal zu ignorieren. Gabriella suchte offensichtlich Streit, und dafür hatte er momentan keine Zeit. „Darf ich davon ausgehen, dass du auch zum Dinner erscheinst?“
„Warum sollte ich das nicht tun?“
„Ich dachte, du arbeitest abends in einem Bistro oder so was.“
„Nicht mehr. Ich habe gestern aufgehört. Ab Montag werde ich den Umbau von Gabriella’s in Angriff nehmen“, rief sie ihm in sanftem Ton in Erinnerung.
Verdammt!
Nach allem, was an diesem Tag passiert war, hatte er völlig vergessen, dass sie künftig auch den Arbeitsplatz teilen mussten.
„Die Minuten verstreichen“, spottete sie. „Du solltest Holly wirklich nicht länger warten lassen.“
Toby hat recht, dachte Rufus verärgert, während er sich abwandte. Er war sich nicht länger sicher, ob er es auch nur sechs Stunden mit Gabriella in einem Haus aushalten würde, geschweige denn sechs Monate.
„Wo ist dein Ehering?“
Betont kühl blickte Gabriella über den Tisch zu Rufus. Sie saßen in dem kleinen Esszimmer, in dem vor einer Viertelstunde das Dinner serviert worden war. Nicht, dass einer von ihnen viel gegessen hätte. Die Vorspeise, Melone mit Schinken, ging praktisch unberührt zurück, und dem Wildlachs auf ihren Tellern würde es wohl nicht viel anders ergehen. Warum Rufus kaum aß, wusste Gabriella nicht, aber sie selbst war viel zu aufgewühlt, um an essen zu denken.
Bevor sie zum Dinner hinuntergekommen war, hatte sie die Situation neu durchdacht und beschlossen, Rufus künftig mit kühler Gelassenheit zu begegnen. Damit verhinderte sie, dass er ihre Gefühle erriet, und gleichzeitig ärgerte er sich darüber.
Wenn sie ihm ihren Unmut zeigte, erreichte sie gar nichts, denn im Austeilen von Beleidigungen war Rufus ihr weit überlegen. Auch Zuvorkommenheit kam nicht infrage, nachdem er ihr vorgeschlagen hatte, für die nächsten sechs Monate das Bett miteinander zu teilen.
Ignorieren konnte sie ihn jedoch auch
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