Eine Hochzeit zum verlieben
lächelte. „Das muss für dich sehr schwer zu akzeptieren sein.“
„Keineswegs“, entgegnete er gelassen. „Aber du solltest dich vielleicht ein bisschen … frisch machen, bevor du dich zu uns gesellst.“
Sie wartete, bis er sich umgedreht hatte, bevor sie ihm die Zunge herausstreckte. Zugegeben, eine kindische Geste. Aber Gabriella fühlte sich dadurch irgendwie …
„Ich bin sicher, dass sich nach einigem Nachdenken eine bessere Verwendung für deine Zunge finden lässt“, bemerkte er rau. Ohne sich umzudrehen, verschwand er in der Buchabteilung.
… wie ein Dummkopf, gestand Gabriella sich niedergeschlagen ein.
Sie sank auf die unterste Stufe der Trittleiter und atmete tief durch, während sie sich der Erkenntnis stellte, dass sie diese Runde verloren hatte.
Auch aus diesem Grund wartete sie eine gute halbe Stunde, bevor sie Rufus in den Speisesaal folgte. Auf dem Weg dorthin befolgte sie zunächst seinen Rat und machte im Waschraum halt. Sie nahm das Tuch ab, bürstete das Haar, bis es ihr seidig glänzend über die Schultern fiel, säuberte sich das Gesicht und klopfte den Staub aus ihrer Kleidung.
Je länger sie ihr Erscheinen hinauszögerte, umso größer war die Chance, dass Rufus inzwischen sein Mahl beendet hatte und wieder in seinem Büro saß.
Doch dieses Glück war Gabriella nicht beschieden.
Er saß an einem Tisch, zusammen mit mehreren anderen Personen, die Gabriella für Abteilungsleiter hielt. Der Platz neben ihm war frei.
Vermutlich für Gabriella. Seine Ehefrau.
„Tut mir leid, dass ich aufgehalten wurde, Liebling“, sagte sie kehlig, während sie auf den Stuhl neben ihm sank. Dann küsste sie ihn zärtlich auf die Lippen und legte eine Unschuldsmiene auf, als er sie aus schmalen Augen musterte.
„Schon gut … Darling“, erwiderte er bedächtig. „Ich weiß ja, wie beschäftigt du bist.“
Sie lächelte ihn provozierend an. „Aber nicht zu beschäftigt, um mir die Zeit zu nehmen, mit meinem Ehemann zu Mittag zu essen.“ Sie bestellte einen Salat mit Hühnchenbrust bei der Bedienung und wandte sich gleich wieder an Rufus. „Willst du mich nicht vorstellen, Sweetheart?“ Freundlich blickte sie zu den fünf weiteren Personen am Tisch, die sie mit lebhaftem Interesse ansahen.
Rufus erfüllte ihre Bitte, in der Überzeugung, dass Gabriella sich am Ende des Mahles nicht einmal an die Hälfte der Namen erinnern würde.
Zudem war ihm durchaus bewusst, wie sehr sie es genoss, mit ihm zu spielen. Glaubte sie etwa, dass er ihr gegenüber im Nachteil war – in Gegenwart seines Personals?
Er drehte sich ein wenig auf seinem Stuhl, sodass sein Oberschenkel der Länge nach an ihrem ruhte. Als sie instinktiv zurückzuckte, wusste er, dass sie nicht so immun gegen ihn war, wie sie gern vortäuschte.
„Mmh, du duftest wundervoll, Liebling“, flüsterte er begehrlich, während er sie auf die Lippen küsste.
Gabriella wich zurück. Ihr Plan, Rufus einen Streich zu spielen, ging anscheinend nicht auf. „Ich wusste gar nicht, dass du den Geruch von Staub magst, Darling“, murmelte sie.
Mit einem kleinen Lächeln schob er ihr Haar beiseite, küsste ihren Hals und flüsterte ihr ins Ohr: „Für mich riechst du immer gut.“
Diese zärtliche Geste traf sie völlig unerwartet. Rufus war ihr nie wie ein Mann erschienen, der in der Öffentlichkeit Zuneigung demonstrierte – ganz im Gegenteil. Erst recht nicht gegenüber einer Person, die er lieber nicht zur Ehefrau gehabt hätte.
Während er sich ganz den Anschein gab, wie selbstverständlich sehr glücklich über ihre Anwesenheit zu sein, fühlte Gabriella sich völlig aufgewühlt. Ihre Lippen und ihr Hals prickelten noch immer von seinen Küssen, ebenso wie ihr Ohr von seinem warmen Atem.
So viel also zu ihrem Entschluss, sich kühl zu geben, wann immer er in der Nähe war! Vielmehr brannte ihr ganzer Körper.
Was sie nicht gerade mit gesundem Appetit essen ließ, als der Salat serviert wurde. Zumal Rufus sein Bein die ganze Zeit über an ihres gepresst hielt und den Kontakt gar nicht zu spüren schien, während er mit seinen Abteilungsleitern über Geschäfte redete.
Liebend gern wäre sie von ihm abgerückt. Aber dann wäre sie dem Mann auf ihrer anderen Seite zu nahe gekommen, und das sähe für eine frischgebackene Ehefrau seltsam aus.
Mit einem belustigten Blick drehte Rufus den Kopf zu ihr um. „Willst du deinen Salat denn gar nicht essen, Darling?“, fragte er mit sanftem Vorwurf, als sie den fast vollen Teller
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