Eine Idee macht noch keinen Roman
Science-Fiction an. Wie die Naturgesetze auf anderen Planeten oder in anderen Dimensionen funktionieren, ist nun mal schlecht widerlegbar. Aber, wie oben angesprochen, auch da muss man vorsichtig sein. Die technische Entwicklung holt einen da schneller ein, als man gucken kann.
Ein gutes Beispiel für gelungene Recherche ist die Autorin Anne McCaffery. Die gute Frau hatte Musik studiert, wusste also, wovon sie bei dem Thema redete, entsprechend kommt das Thema auch öfter in ihren Romanen vor, auch wenn das mit dem von ihr favorisierten Genre Science-Fiction auf den ersten Blick sehr wenig zu tun hat. Sie baute diesen Aspekt allerdings nie so komplex ein, dass ein Nichtmusiker mit der Materie überfordert gewesen wäre, und hat ihn immer sehr geschickt mit in die Handlungen eingebracht.
In einem der Bücher war das Thema "Gezeiten und Meeresströmungen" ziemlich wichtig für die Handlung. Da sie aber leider keine Ahnung von dem Thema hatte, hat sie sich jemanden gesucht, der sich damit auskannte. Ihrer eigenen Aussage nach haben diese Recherchen mehr als ein halbes Jahr gedauert. Unter anderem deshalb, weil dieses Wissen auch noch auf eine fiktive Welt angewendet werden musste.
Diese ganze Recherchearbeit, die da reingesteckt wurde, merkt man auch, wohlgemerkt im positiven Sinne. Im eigentlichen Buch nimmt das Thema relativ wenig Platz ein, aber da, wo es zur Sprache kommt, ist es extrem wichtig und es stimmt auf den Punkt. Abgesehen von der Tatsache, dass der Planet, um den es da geht, nicht existiert, ist dieser Teilaspekt wissenschaftlich sehr fundiert. Zumindest, wenn man davon ausgeht, dass sich der Planet in diesem Universum befindet.
Auch Der Schwarm von Frank Schätzing ist, was den wissenschaftlichen Aspekt angeht, erste Klasse. Die Bereiche Meeresbiologie und Plattentektonik sind so unglaublich gut beschrieben, dass es schon Angst macht. Was übrigens auch der Sinn der Sache ist.
Sollte sich die Geschichte im Hier und Heute abspielen, so hat man natürlich die Qual der Wahl, in welcher Stadt und in welchem Land die Menschen, über die man schreibt, wohnen. Keine Frage, New York, Las Vegas, Paris, London und Moskau sind irgendwie hipper als Neuwulmsdorf. Aber auch hier gilt: Nachforschen.
New York besteht aus mehr als Manhattan, Vegas aus mehr als dem Strip und London ist so groß und vielschichtig, dass man drei Städte draus machen könnte. Wenn man noch nie im Paris war, sollte man davon Abstand nehmen, den Hauptteil der Handlung dort stattfinden zu lassen. Neuwulmsdorf mag nicht die internationale Metropole sein, aber wenn man sich da besser auskennt, kann man mit der Geographie viel auch besser spielen als mit der von Paris. Wenn man die Geschichte unbedingt in Vegas spielen lassen will, muss man sich die Arbeit machen, sich Informationen darüber zu beschaffen. Ich persönlich habe eine Menge über diese Stadt gelernt, indem ich jahrelang CSI geguckt habe, wohingegen ich von Paris gerade mal weiß, wo der Eiffelturm und der Louvre zu finden sind.
Wenn man keine Lust hat, solche Nachforschungen anzustellen, sollte man eine Geschichte schreiben, die nichts behandelt, womit man sich nicht auskennt. Das könnte etwas dünn werden, ist aber besser, als wenn der Leser mittendrin denkt: »So ein Schwachsinn! Das funktioniert ganz anders! Im echten Leben wäre der Typ längst tot!«, oder »Da fährt die U-Bahn gar nicht lang! Das ist völlig falsch!« Das führt dann meistens zu entsprechenden Kritiken.
Wenn man jetzt die letzten dreißig Seiten einigermaßen berücksichtigt hat, die Geschichte also ausgereift existiert, die diversen Vorfassungen erstellt, die Recherchen ausgeführt und in die Handlung eingeflochten hat usw., dann ist das eigentliche Schreiben des Buches ein absoluter Witz. Das schreibt sich fast von selber.
Und ich weiß, wovon ich rede. Ich habe in meinem Leben vier Bücher geschrieben, zumindest im Sinne von 'abgeschlossen', darüber hinaus vier Drehbücher.
Das erste Buch ist, den Inhalt betreffend, totaler Mist. Von der Dynamik her ist es große Klasse, wie mir mal aufgefallen ist. Das ist deshalb der Fall, weil ich mich mit einem Freund über einen Zeitraum von mehr als 5 Jahren mit der Geschichte beschäftigt habe. Leider waren wir, als wir uns die Geschichte ausgedacht haben, vierzehn Jahre alt, was der Grund für den miserablen Inhalt war und ist.
Das zweite Buch ist genau anders herum. Ich habe wild drauf los geschrieben – und ich finde die Story an sich immer noch
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