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Eine Idee macht noch keinen Roman

Eine Idee macht noch keinen Roman

Titel: Eine Idee macht noch keinen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Blesinger
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Thema. Nicht umsonst hängt da ein ganzes Studium dran. Dieses breite Hintergrundwissen wird es einem erst ermöglichen, dem Schüler die Sache mit den Brüchen ordentlich zu erklären, auch wenn besagter Schüler selten in den Genuss der anderen 99 Prozent des Wissens kommen wird, das man sich im Studium angeeignet hat.
    Wenn man sich auf der anderen Seite diese Arbeit der Charaktererschaffung nicht gemacht hat, dann kann man, selbst wenn man wollte, auch keine Details über die Personen einbringen. Aus den Charakteren wird somit oftmals etwas leicht Schwammiges. Ebenso fangen dann viele Charaktere irgendwann an, auf dieselbe Art und Weise zu reden, sodass der Leser sie nicht mehr auseinanderhalten kann. Das ist auch ganz normal. Meistens schreibt man ja so, wie man selber denkt oder spricht, und lässt die Charaktere dann entsprechend miteinander kommunizieren und handeln. Für einen selber ist entsprechend alles völlig in Ordnung und liest sich super. Aber der Leser kennt einen leider nicht und hat jetzt die Schwierigkeit, diese ganzen Autorenklone auseinanderhalten zu müssen.
    Was auf der anderen Seite aber auch gerne passiert, ist, dass charakterspezifische Phrasen oder Gesten ein wenig überstrapaziert werden. So etwas fördert zwar die Individualität und Wiedererkennbarkeit des Charakters ungemein, aber man darf es auch nicht übertreiben. Ich erinnere mich mit Wonne an Das schwarze Schiff von Wolfgang Hohlbein. Als der Hauptcharakter zum 27. Mal auf 50 Seiten 'die scharfe Erwiderung, die ihm auf der Zunge lag, hinunterschluckte', habe mich ich mehr als ein wenig darüber aufgeregt. Das wurde leider bis zum Ende des Buches auch nicht besser.
    Schließlich werden, wenn die Charaktere nicht wirklich existieren, Handlungen, Äußerungen oder im schlimmsten Falle, die Beschreibung der äußerlichen Merkmale auch gerne mal widersprüchlich. Das merkt man beim Schreiben auch irgendwann selber und es versaut einem komplett den Spaß bei der Sache.
    Was diese Arbeit vor allem so unglaublich nachhaltig macht, ist der Umstand, dass bei eventuellen Fortsetzungen das Ganze nicht noch einmal erledigt werden muss. Erstens hat sich das meistens sowieso schon ins Hirn eingegraben und wenn nicht, dann guckt man sich halt an, was man seinerzeit zu Max Mustermann geschrieben hat, fügt dann vielleicht noch zwei bis fünf Anmerkungen ein, was die Zeit zwischen Roman 1 und Roman 2 betrifft und das Ganze geht sofort weiter.
    Wenn man sich diese Arbeit nicht gemacht hat, muss man sie entweder im Nachhinein machen und es führt in beinahe jedem Falle dazu, dass der Charakter im zweiten Buch einfach nicht mehr derselbe ist wie im ersten. Und das merken die Leser sofort.

Protagonist – Geliebter Feind

    Eine ganz besondere Beziehung ist die zwischen Autor und Protagonist.
    Der Protagonist ist ja der Charakter im Buch, mit dem sich der Autor durch die Bank weg am meisten identifiziert – nicht selten versteckt sich ein Alter Ego hinter dieser Person – und der, mit dem sich der Leser vorzugsweise anfreunden und mit dem er mitfiebern soll.
    Alter Ego ist aber nur bedingt zu verstehen. Sehr oft weisen die Hauptpersonen in Büchern Charaktereigenschaften auf, die nicht unbedingt auf der netten bzw. der ordnungsgemäßen Seite zu verorten sind. Und das ist auch gut so.
    Wer hat sich nicht schon mal gewünscht, es seinem Chef mal so richtig zu zeigen, das Auto des Nachbars, der einem seit Jahren auf den Zeiger geht, in die Luft zu jagen und all die anderen kleinen Dinge, die man einfach nicht tut, schlicht und ergreifend, weil es sich nicht gehört und man oftmals im Gefängnis landen würde? Der Protagonist darf dies. Man muss sich nur eine Lösung einfallen lassen, damit er damit durchkommt. Auch darf man als Protagonist gerne mal den Kühlschrank leer essen oder sich ausschließlich von Donuts und Snickers ernähren, ohne dass das langfristig etwas an der Figur oder dem Blutdruck ändern wird.
    Der Protagonist in den Geschichten unterliegt diesen Zwängen, denen wir uns im täglichen Leben unterwerfen, nicht. Der darf eine ausgeprägte 'Du kannst mich mal' - Haltung gegenüber seinen Vorgesetzten an den Tag legen und darf all die anderen Sachen tun, die man gerne selbst tun würde, sich aber nicht traut oder zu klug ist, sie wirklich in die Tat umzusetzen.
    Lassen Sie die Sau ein bisschen raus, wenn Sie den Guten erschaffen. Nicht extrem, aber ein wenig. Dabei muss man natürlich beachten, dass verschiedene Genres auch verschiedene

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