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Eine Idee macht noch keinen Roman

Eine Idee macht noch keinen Roman

Titel: Eine Idee macht noch keinen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Blesinger
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guckt man sich das Ergebnis dann noch einmal an. Ein guter Zeitpunkt ist dann gekommen, wenn man realisiert, dass man seit mehreren Tagen überhaupt nicht mehr an diese Geschichte gedacht hat und das kann ein wenig dauern.
    Es ist erstaunlich und manchmal wirklich erschreckend, was einem nach dieser Ruhephase auffallen wird. Satzbauten, die keinen Sinn ergeben, Formulierungen, die holperig sind, Dialoge, die nicht stimmig erscheinen oder dergleichen werden nach dieser Pause viel schneller deutlich als während oder gleich nach der Schreibphase. Im Eifer des Gefechts bringt man nicht selten Sachen zu Papier, die einen später daran zweifeln lassen, den Schulabschluss verdient zu haben.
    Auch passiert es unweigerlich, dass man seinerzeit gewisse Zusammenhänge der verschiedenen Teilhandlungen kurzfristig nicht im Kopf hatte. Da kann man sich noch so gut vorbereitet haben, das passiert auf die eine oder andere Weise immer. Wenn die Geschichte jetzt total unstimmig erscheint, sollte man sich natürlich ernsthafte Gedanken machen, aber meistens sind das Kleinigkeiten, die relativ schnell glatt zu bügeln sind. Und auch die beste Rechtschreibprüfung bewahrt einen nicht davor, sehr interessante neue Wörter zu kreieren.
    Um diese ganzen Fehler besser zu finden, hilft es ungemein, das Geschriebene auf verschiedenen Medien zu betrachten. Wer auf dem Laptop geschrieben hat, sollte einen richtigen PC zum Bearbeiten nehmen. Ausgedruckt fallen einem wiederum Sachen auf, die man auf keinem Bildschirm jemals entdeckt hätte und umgekehrt. Es hilft sogar schon, das Ergebnis mittels verschiedener Programme angezeigt zu bekommen, weil sich das Hirn auf diese Weise immer wieder neu justieren muss. Aber je größer die Unterschiede sind, desto besser.
    Während besagter Ruhephase kann man das Zwischenresultat auch sehr gut jemandem zum Fehlerlesen in die Hand drücken, um die Anmerkungen dann mit in die anschließende Korrektur einfließen zu lassen. Man sollte sich nicht der Illusion hingeben, dass man selber alle Fehler finden wird, die man fabriziert hat. Viel zu vieles davon ist der eigenen Logik entsprungen und außerdem wird man irgendwann betriebsblind. Fremde Augen sehen da immer mehr als man selber.
    Dabei ist einigermaßen wichtig, wem man das zum Lesen gibt. Lebenspartner und Verwandte sind eine schöne Sache, aber wirklich ernsthafte Kritik bekommt man meisten nur von Menschen, die einen nicht kennen bzw. denen der persönliche berufliche Erfolg als Autor völlig egal ist. Diese Leute sind meistens deutlich ehrlicher als die eigene Familie. Sollte man den eigenen Freundeskreis, den Partner oder die Familie um Kritik bitten, sollte man klipp und klar ansagen, dass man eine ehrliche Beurteilung haben möchte. Das kann allerdings im Nachhinein zu einigen Spannungen führen.
    Je nachdem, wie viele Schnitzer man nun ausbügeln muss, kann diese Feinkorrektur ein bis zwei Monate dauern und ist, wie ich finde, die anstrengendste Phase an der ganzen Sache. Man hat das Buch schließlich unlängst fertiggestellt, möchte es auf die Öffentlichkeit loslassen, um im Zweifelsfall reich und berühmt zu werden und hat eigentlich gar keine Lust mehr, sich das alles noch zwei bis drei Mal durchzulesen. Nichtsdestotrotz ist es ein Arbeitsschritt, der unglaublich wichtig ist. Erst nach dieser Feinkorrektur kann man nämlich zum ersten Mal sagen: Das Buch ist fertig.
    Dieser ganze Prozess, angefangen vom Skizzieren der Geschichte, über die Charakterisierung der Hauptpersonen bis hin zum gerade angesprochenen 'Fertig'-Erlebnis, kann, wie ganz am Anfang angedeutet, alles in allem gerne mal ein Jahr dauern.

Absatz – Märchenstunde vs. Hektik

    Ein Thema, das auch gerne wenig beachtet wird, ist eines, das irgendwo in Mitte zwischen der Geschichte und dem Layout liegt (was das nächste Kapitel ist). Layout deshalb, weil es sowohl optisch wichtig ist, Geschichte deshalb, weil es eines der einfachsten, wichtigsten und dankbarsten Stilmittel ist, die es gibt, ohne dass es unter die Rubrik 'Kreatives Schreiben' fällt.
    Wenn man jetzt einen Text geschrieben hat, der das Potenzial hat, den Leser inhaltlich völlig von den Socken zu hauen, eine Geschichte erzählt, die alles mit sich bringt, um den Leser zu fesseln und auch noch Charaktere erschaffen hat, die man spontan liebt oder hasst, also eigentlich alles richtig gemacht hat, dann ist kinderleicht, das Ergebnis, wenn es sich um Buch handelt, völlig zu verhunzen, ohne auch nur ein Wort daran zu

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