Eine Idee macht noch keinen Roman
hinein. »Da ist was«, meinte Nina vage, während sie sich auf den Monitor vor sich konzentrierte. Schließlich, nach einer Weile, die allen Anwesenden ein Loch in das Nervenkostüm fraß, sagte sie: »Na, hervorragend! Freunde, wir haben wieder Gesellschaft!«
In diesem Falle könnte man das Ergebnis sogar noch verstehen, aber wenn es auch diese Art und Weise mehrere Seiten lang weitergeht, verliert man irgendwann zwangsläufig den Faden. Also: Absätze machen. Man sollte damit zwar nicht um sich werfen, aber ich persönlich finde: Wenn man sich nicht sicher ist, sollte man einen Absatz einbauen.
Wenn man mal ganz drastisch werden und etwas beschreiben möchte, das extrem hervorgehoben werden soll, dann fügt man vor bzw. hinter dieser Passage eine Leerzeile ein. Das wird gerne mal bei zeitlichen Sprüngen gemacht oder wenn sich die Szenerie mitsamt Darstellern komplett ändert.
Ein weiterer Grund, warum Absätze wichtig sind, ist das Tempo bzw. die Stimmung.
Viele und häufige Absätze sind immer dann angebracht, wenn man das Tempo erhöhen will, lange Absätze über eine Seite oder noch mehr bieten sich an, wenn man eine ruhige Stimmung erzeugen möchte. Das hat einerseits etwas mit den oben aufgezeigten Wechseln und Sprüngen zu tun, aber auch eine Menge mit Optik und der dazugehörigen Psychologie.
Wenn man zum Beispiel das Tempo aus der Geschichte herausnehmen möchte, um sich ein wenig ausschweifend über die Landschaft der schottischen Highlands auszulassen, so sind Absätze dabei eher hinderlich, vor allem, wenn dabei ein Gefühl des Friedens und der Ruhe erzeugt werden soll. Da Absätze ja Szenenwechsel bedeuten, wird die ruhige beschauliche Szenerie, die man gerade beschreibt, durch Absätze unterbrochen und sei es rein optisch.
Wenn ein Absatz erscheint, denkt man an Leser: Jetzt kommt was Neues. Das wäre in diesem Falle kontraproduktiv, weil der Leser ja schön in die Landschaft und die Beschreibung eben jener eintauchen soll. Im echten Leben dreht man ja auch nicht hektisch den Kopf hin und her, wenn man eine Aussicht genießt, sondern steht vorzugsweise eine oder mehrere Minuten lang still in der Gegend herum und lässt die Eindrücke auf sich einwirken.
Darüber hinaus geht der Leser schon ganz anders an den Text heran, wenn er eine Seite aufschlägt, die komplett ohne Absatz auskommt. Das hat rein optisch etwas von Märchenstunde an sich. Darauf stellt man sich unterbewusst automatisch ein und je länger diese Textpassagen andauern, desto stärker wird dieser Effekt.
Es ist also einerseits eine gute Methode, um Tempo aus der Dynamik der Geschichte herauszunehmen, auf der anderen Seite kann man den Leser sehr schön einlullen, um ihm dann auf der nächsten Seite eine höchst überraschende Wendung vorzusetzen, z.B. wenn plötzlich ein Flugzeug unvermittelt in die soeben lang und breit beschriebene idyllische Szenerie hinein kracht.
Man muss allerdings aufpassen, dass man es dabei nicht übertreibt. Es nicht ratsam, diese Märchenstundenpassagen länger als ein bis zwei Seiten zu praktizieren, denn sonst wird das Ganze sehr schnell langweilig.
Auf der anderen Seite sind viele Absätze eine gute Wahl, wenn man ein wenig Hektik vermitteln will. Je hektischer, je actionlastiger und auch je dramatischer die Handlung wird, also eigentlich immer, wenn man auf einen Klimax oder Antiklimax zusteuert, desto mehr darf man vom Mittel des Absatzes Gebrauch machen. Das wirkt sich auch automatisch auf den Leser aus.
Viele Absätze bedeuten, dass der Leser sich immer neu arrangieren muss – Absätze bedeuten ja immer einen wie auch immer gearteten Sprung oder einen Wechsel – und der optische Aufbau wirkt ebenfalls viel zerstückelter. Wo der Leser bei Fließtexten eingelullt werden soll, ist hier das Gegenteil der Fall. Er soll ein wenig unruhig werden und mitfiebern, und es soll sich ein Gefühl von Tempo breitmachen, also genau das Gegenteil der Märchenstunde.
Wie man das genau macht, wo man jetzt den Absatz setzt und wo nicht, ist – wie so ziemlich bei jedem Punkt – dem Autor selbst überlassen. Man kann, was das angeht, keine festen Zahlen nennen. So haben dialoglastige Abschnitte gerne mal fünfzehn Absätze pro Seite und mehr, wohingegen die eigentlich immer mal auftauchenden Märchenstunden zwei Seiten ohne einen Absatz einnehmen können. Da kommt es halt sehr auf den eigenen Stil und die Art der Geschichte an.
Sollte man sich nicht sicher sein, empfehle ich in solchen Fällen immer,
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