Eine Idee macht noch keinen Roman
aber in Romanen kann man die Geschichte ein wenig ausklingen lassen. Das wird nicht immer gemacht. Anne McCaffery hat ihre Bücher zum Beispiel immer recht schnell enden lassen, wenn die eigentliche Handlung vorbei war. Das wirkt manchmal etwas abrupt, ist aber völlig in Ordnung, weil alles Wichtige vorher behandelt und erklärt worden ist.
Aber es gibt auch Bücher, in denen die Geschichte noch ca. 50 Seiten lang weiter erzählt wird und langsam aber sicher ausläuft. Siehe Herr der Ringe. Auch Terry Pratchett macht das in seinen Romanen sehr gerne, um die losen Fäden, die am Ende der eigentlichen Geschichte noch vorhanden sind, und all die kleinen Andeutungen, die er im Laufe der 350 Seiten eingestreut hat, zusammenzuführen und aufzulösen und am Ende wieder ein bisschen Ruhe in die Szenerie reinzubringen.
Alternativ dazu kann man auch einen Epilog verwenden, der das sehr kurze Gegenstück zur Einleitung darstellt und die Geschichte ausklingen lässt. Im Gegensatz zur Einleitung ist dieser Teil oft wirklich sehr kurz und sollte, wenn man ihn verwendet, nicht mehr als 5 Prozent oder 10-20 Seiten ausmachen.
Harry Potter ist ein sehr schönes Beispiel hierfür. Das letzte Kapitel des letzten Teils – 19 Jahre später – löst die Geschichte auf, und das Ganze findet ein Ende. Vielleicht auch einen Neuanfang, aber das Thema 'Harry Potter und Hogwarts' ist endgültig erledigt. Meiner Meinung nach hätten diesem Abschnitt 5-10 weitere Seiten gut getan, dann wären es 10-15 von 600 gewesen. Im Laufe von sieben Büchern haben sich bei mir einfach sehr viele Fragen angesammelt, auf die ich gerne eine Antwort gehabt hätte, aber man kann als Leser auch nicht alles haben.
Allgemein gilt: Alles, was an offenen Fragen noch da ist, sollte entweder im Epilog oder im letzten Kapitel geklärt werden. Ob das jetzt 5 oder 40 Seiten einnimmt, ist abhängig von der Länge des Buches. Allerdings: Wenn man das nicht auf maximal zehn Prozent der Seitenanzahl schafft, hat man im bisherigen Buch irgendetwas falsch gemacht. Die wichtigen Fragen, Ereignisse und Geschehnisse sollten vorher geklärt werden.
Faustregel: Akt 3 ist für den Höhepunkt der Geschichte da. Er endet im Höhepunkt, von der Ausrichtung genau wie der Klimax des ersten Aktes, nur deutlich stärker und entgegengesetzt zum Antiklimax, dem Ende von Akt 2.
Bei diesen Strukturen handelt es sich natürlich nicht um Gesetze, die in Stein gemeißelt sind.
Zum Beispiel müsste Star Wars – Episode 5 mit einer positiven Grundstimmung beginnen, was nicht der Fall ist. Funktionieren tut die Story trotzdem, weil zwischendurch der schon bereits angesprochene Wechsel von Positiv zu Negativ und anders herum stattfindet.
Allgemein gilt: Je besser diese Links-Rechts oder Hoch-Tief Struktur ausgearbeitet wird, desto besser und vor allem auch erfolgreicher werden die Bücher meistens. Die Leser erwarten das nämlich und sind meisten etwas verwirrt und enttäuscht, wenn die Geschichte immer auf demselben dramaturgischen Niveau herumdümpelt. Die kann noch so gut geschrieben sein.
Wer sich mit diesem speziellen Thema mal ausgiebig und nachhaltig beschäftigen möchte, dem empfehle ich wärmstens das Buch ' Story ' von Robert McKee. Das Buch behandelt die Struktur und das Wie, Warum, Woher und Wohin von ordentlich geschriebenen Drehbüchern, aber es ist eigentlich auch sehr schön auf Romane anzuwenden. Das Eigentliche, worum es in dem Buch nämlich geht, ist das Thema dieses Kapitels, nämlich das der Spannungsbögen und der Dynamik der Geschichte. Allerdings hat das Buch ohne Anhang 419 Seiten. Es ist darüber hinaus ein zuweilen sehr technisches Buch und ich weiß auch nicht, ob es das auf Deutsch und als Taschenbuch gibt. Die englische Hardcovervariante ist auch nicht gerade billig. Aber es ist sehr lesenswert.
Liegen Lassen
Damit ist Folgendes gemeint:
Wenn man an dem Punkt angekommen ist, die letzte Seite, den letzten Punkt eingetippt zu haben, dann sollte man den Rechner ausschalten und einen Saufen gehen. Oder auch zwei. Ob Bier, Tee, Wasser oder Cola ist dabei optional.
In jedem Falle sollte man das gerade Geschriebene liegen lassen. Für mindestens einen Monat. Was man in der Zeit tut, ist eigentlich egal. Man kann an anderen Sachen arbeiten, Urlaub machen oder die während der Schreibphase vernachlässigten Sozialkontakte pflegen. Wichtig ist, dass man Abstand bekommt.
Nach besagtem Monat, wobei diese Pause aber auch gerne mal ein halbes Jahr einnehmen kann,
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