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Eine Insel

Eine Insel

Titel: Eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Sand und Salz! Und über den Stiefeln waren Hosen!
    Echte, schwere Hosenmenschenhosen! Sie hatte ja gesagt, dass er kommen würde, und nun war er da! Und sogar genau im richtigen Augenblick!
    Sie stand auf, und der Schock traf sie wie ein Schlag mit einer Schaufel.
    »Na, so was, Eure Ladyschaft, welch glücklicher Zufall«, sagte der Mann und grinste breit. »Also ist die alte Judy hier gelandet, wie? Wer hätte gedacht, dass der alte Mistkerl Roberts das fertig bringt? Hat ihm aber trotzdem nichts genützt, wie ich sehe, denn es scheint mir doch wohl seine Mütze zu sein, die der Bimbo da drüben auf dem Kopf trägt. Was haben die mit dem alten Narren angestellt? Ihn gefrühstückt? Bestimmt, ohne vorher ein Tischgebet zu sprechen. Ich wette, das hat ihn ganz verrückt gemacht!«
    Foxlip! Zwar nicht der schlimmste der Meuterer, aber das hatte nicht viel zu bedeuten, da zwei Pistolen in seinem Gürtel steckten. Und denen war es gleichgültig, wer den Abzug drückte.
    Fast alle Inselbewohner waren auf der Lichtung versammelt. Sie hatten die Männer vermutlich hier heraufgeführt. Aber warum auch nicht? Daphne hatte seit Wochen nur davon gesprochen, dass ihr Vater sie bald finden würde. Die meisten von ihnen hatten wahrscheinlich noch nie zuvor einen Hosenmenschen gesehen.
    »Wo ist Ihr Freund, Mr. Foxlip? Ist Mr. Polegrave bei Ihnen?«, sagte sie und rang sich sogar ein Lächeln ab.
    »Zu Diensten, Fräulein«, sagte eine raue Stimme.
    Sie erschauderte. Polegrave! Und zu allem Übel auch noch da, wo sie ihn nicht sehen konnte. Er hatte sich von hinten an sie herangeschlichen, wie es von diesem schleimigen, kleinen Wurm auch nicht anders zu erwarten war.
    »Wird Mr. Cox ebenfalls noch zu uns stoßen?«, fragte sie und bemühte sich, das Lächeln aufrechtzuerhalten.
    Foxlip ließ seinen Blick über das kleine Tal streichen. Er zählte Menschen. Daphne sah, wie sich seine Lippen bewegten.
    »Cox? Nein. Den hab ich erschossen«, sagte Foxlip. Lügner, dachte sie. Das würdest du niemals wagen. Dazu fehlt dir der Mut. Und so dumm bist nicht einmal du. Wenn du ihn verfehlt hättest, hätte er dir das Herz aus dem Leib gerissen. Gütiger Himmel, noch vor wenigen Monaten hätte ich einen solchen Satz nicht einmal denken können! Wie sehr konnte man seinen Horizont denn erweitern?
    »Gut gemacht«, sagte sie.
    Die Gedanken wirbelten in ihrem Kopf herum. Zwei Männer mit Pistolen. Und sie würden nicht zögern, sie zu benutzen. Wenn sie auch nur ein falsches Wort sagte, würde jemand sterben. Sie musste sie von hier wegbringen sie wegbringen und ihnen ins Gedächtnis rufen, dass eine Gouverneurstochter für sie wertvoll sein konnte.
    »Mein Vater würde Ihnen viel Geld zahlen, wenn Sie mich nach Port Mercia bringen, Mr. Foxlip«, sagte sie.
    »Oh, ich wage sogar zu behaupten, dass es so oder so ans Bezahlen gehen wird, ja, das behaupte ich«, sagte Foxlip und blickte sich erneut um.
    »Es gibt genügend Mittel und Wege, O ja. Und Sie haben sich hier also zur Königin der Wilden krönen lassen, wie? Ein weißes Mädchen ganz allein unter diesen Wilden. Welch schreckliche Schande. Ich wette, Sie sehnen sich nach etwas zivilisierter Gesellschaft, zum Beispiel der zweier kultivierter Herren wie unsereins. Nun, ich spreche zwar von uns, aber Mr. Polegrave hier neigt zu der fragwürdigen Angewohnheit, sich seinen Zinken am Ärmel abzuwischen. Aber wie wir ja alle wissen, haben unsere Bischöfe weitaus Anstößigeres getan.«
    Im Nachhinein dachte sie, dass es wirklich hätte klappen können, wenn Ataba nicht gewesen wäre.
    In der unterirdischen Finsternis hatte der alte Mann die Götter gesehen. Und nun war er ganz und gar von dieser heiligen Erinnerung erfüllt. Außer Atem und verwirrt, aber glücklich – jede Ungewissheit war mit dem Staub der Geschichte fortgeweht worden. Sie waren tatsächlich nur aus Stein, doch in ihrer verborgenen Heimstatt hatten sie geleuchtet, und er war sich ganz sicher, dass sie zu ihm gesprochen und ihm gesagt hatten, alles, woran er glaubte, sei die Wahrheit, und dass er in dieser neuen Welt ihr Prophet sein würde, der auf den brennenden Flügeln der Gewissheit aus der Dunkelheit emporstieg.
    Und dann waren da plötzlich… Hosenmenschen! Die ewigen Unglücksbringer! Eine Krankheit, die ihre Seelen schwächte!
    Sie brachten Stahl und Rindfleisch und böses Werkzeug, das die Menschen faul und dumm machte! Nun jedoch war das heilige Feuer in ihm entfacht worden – gerade noch rechtzeitig.
    Alle

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