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Eine Insel

Eine Insel

Titel: Eine Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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dagegendrückte, rührte sich die Metalltafel nicht von der Stelle.
    »Ich möchte, dass ihr weiter oben bleibt«, sagte er, als sie ihn eingeholt hatten. »Alle beide. Wir sind ziemlich weit hinuntergestiegen, und auf der anderen Seite könnte Wasser sein.«
    Mau stieß mit der Brechstange gegen das Metall. Es war sehr weich und offenbar auch sehr dick, aber die Platte war in das weiche Inselgestein eingebettet, womit er vermutlich mehr Glück haben würde. Und tatsächlich zerbröckelte der Fels sehr schnell, als Mau das spitze Ende der Stange hineinrammte, und schon bald war ein Zischen zu hören, und es roch nach feuchtem Salz. Also war das Meer tatsächlich ganz in der Nähe, aber wenigstens befanden sie sich noch darüber.
    Er rief die anderen zu sich, während er weiter auf den Stein einschlug, und war erstaunt, wie leicht er sich mit der Metallstange abtragen ließ. Schließlich hatte er ein Loch freigehauen, hinter dem noch mehr Dunkelheit lag. Die Luft war feucht, und er hörte leise schwappendes Wasser. Im Licht der Lampe konnte er nur ein paar weiße Steinstufen erkennen, die nach unten führten.
    Das war alles? Der ganze lange Weg, um in einer Meereshöhle herauszukommen? Auf der westlichen Seite der Insel gab es am Fuß der Klippen unzählige davon. Seit Anbeginn der Zeit waren diese Höhlen immer wieder von Kindern erforscht worden, aber sie hatten nie etwas gefunden, was größere Aufregung verursacht hätte.
    Doch da glitzerte etwas im Schein der Lampe.
    »Ich werde mit hineingehen«, verkündete Daphne hinter ihm.
    »Nein. Bleib hier. Es könnte gefährlich werden.«
    »Richtig, und genau deshalb sollte ich mitkommen.«
    »Die Höhle war seit Ewigkeiten verschlossen. Dort gibt es nichts, was mir Schaden zufügen könnte«, sagte Mau.
    »Wie bitte? Du hast doch gerade selbst gesagt, dass es gefährlich werden könnte!«, erwiderte Daphne.
    »Ich gehe als Erster hinein«, sagte Ataba, der hinter ihr stand. »Wenn Locaha da drinnen wartet, werde ich seine Hand nehmen.«
    »Ich werde auf keinen Fall hier draußen warten, wo mich all diese toten Männer anknistern!«, protestierte Daphne. »Ja, ich weiß, dass es nur dieses Papierzeug ist, aber das macht es nicht unbedingt besser.«
    Die drei blickten einander im Schein ihrer Lampen an, und dann zwängten sie sich alle gleichzeitig durch das kleine Loch in einen Raum voll schlechter Luft. Sie roch vergammelt, sofern Luft überhaupt vergammelt riechen konnte.
    Die Stufen bestanden aus Göttersteinen, jede einzelne. Sie waren graviert, genau wie die am Strand, aber viele der Gravuren erstreckten sich über mehrere Steine, und an einigen Stellen waren die Blöcke auseinandergebrochen oder fehlten ganz.
    Haufenweise Steine, dachte Mau. Wie sind wir nur darauf gekommen, sie seien es wert, verehrt zu werden? Dann hielt er seine Lampe höher und sah den Grund dafür. Vor ihm standen – knietief im Meer, gigantisch und weiß schimmernd und funkelnd – die Götter. Luft mit dem gewaltigen Bauch und seinen vier Söhnen auf den Schultern, Wasser in seiner strahlenden Brillanz und Feuer in seiner Wildheit, mit an den Körper gefesselten Händen, so wie es die Geschichte erzählte. Luft und Wasser hielten jeweils eine große Steinkugel in den Händen, doch die Kugel von Feuer balancierte auf seinem Kopf und glänzte rötlich. Es gab noch eine vierte Statue, die blass und beschädigt war. Der Kopf und ein Arm fehlten und waren vermutlich ins Wasser gefallen. Für einen kurzen Moment dachte Mau: Das ist Imo. Zerbrochen. Würde ich es wagen, nach seinem Gesicht zu suchen?
    Ataba schrie (und draußen im Tunnel kam langsam Leben in die Toten).
    »Siehst du sie? Siehst du sie?«, stieß der Priester zwischen keuchenden Atemzügen hervor. »Sieh die Götter, Dämonenjunge!« Er bekam einen Hustenanfall und klappte zusammen. Die Luft hier unten war alles andere als gut.
    Man sog sie ein, aber es war kein Leben darin.
    »Ja, ich sehe sie«, sagte Mau. »Götter aus Stein, Ataba.«
    »Warum sollten sie aus Fleisch und Blut sein? Und welcher Stein leuchtet dermaßen strahlend? Ich habe recht behalten, Dämonenjunge, mein Glaube wurde bestätigt! Du kannst es nicht mehr leugnen!«
    »Ich kann nicht leugnen, was ich sehe, aber ich kann fragen, was es ist«, sagte Mau, während der alte Mann erneut röchelnd nach Luft schnappte.
    Mau blickte sich in der Dunkelheit um, und sein Blick fiel auf den schwachen Lichtschein von Daphnes Laterne. »Wir müssen sofort umkehren!«, rief

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