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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Busenfreund mit dem Verwandten geplaudert, den ich am wenigsten ausstehen konnte, meinem Vater Geminus.
    »Ich hab ihnen von Famia erzählt«, sagte Helena gedämpft. Sie meinte die bereinigte Version.
    Wir hatten uns darauf geeinigt, dass nur Maia die ganze Geschichte erfuhr. Famia war von der Wagenlenkerfraktion ausgesandt worden, für die er als Pferdedoktor arbeitete, um in libyschen Gestüten nach neuem Pferdematerial zu suchen. Der abgelegene Schauplatz ermöglichte es uns, die Einzelheiten zu vertuschen. Offiziell war er bei einem »Unfall« mit einem wilden Tier zu Tode gekommen.
    Es blieb Maia überlassen, wann sie, wenn überhaupt, bekannt machen wollte, dass Famia, ein lautmäuliger und bigotter Säufer, die tripolitanischen Götter und Helden auf dem Forum von Leptis Magna wüst beleidigt hatte, bis zu einem Punkt, an dem die Gastfreundschaft gegenüber Fremden ins Wanken geraten war und die Einwohner ihn zusammengeschlagen, einem durchreisenden Magistrat vorgeführt und ihn der Blasphemie beschuldigt hatten. Die traditionelle tripolitanische Strafe dafür war, von wilden Tieren zerrissen zu werden.
    In der Arena von Leptis waren sowieso gerade eine Reihe von Spielen angesetzt – ganz normal für Afrika, wo Blutsport zur Beschwichtigung der Wut beleidigter Götter regelmäßig stattfindet, selbst wenn die strengen punischen Götter gar nicht beleidigt worden sind. Man hatte also bereits einen hungrigen Löwen parat. Famia wurde für den nächsten Tag eingeteilt, bevor ich überhaupt wusste, dass er in Leptis angekommen war, bevor ich begriff, was passiert war, oder versuchen konnte es zu verhindern. Ich hatte Maia gewissenhaft über den Grund und die Art der Hinrichtung ihres Mannes aufgeklärt und ihr geraten, ihren Kindern, um sie zu schützen, momentan noch nicht die ganze entsetzliche Geschichte zu erzählen. Aber selbst Maia hatte ich nicht gestanden, dass der Magistrat, der die Hinrichtung abgesegnet hatte, um den Frieden in Leptis zu bewahren, mein Zensuskollege gewesen war, Rutilius Gallicus, der Sonderbeauftragte des Kaisers. Ich hatte damals in seinem Haus gewohnt. Ich saß neben ihm, als ich mit ansehen musste, wie Famia starb. Selbst ohne das zu wissen, hatte Maia mir die Schuld gegeben.
    Petronius und mein Vater betrachteten mich neugierig, als würden auch sie vermuten, dass ich bis zum Hals in der Sache steckte.
    Helena nahm mir das Gänslein ab und setzte es neben sein piepsendes Geschwisterchen in einen Korb. Zum Glück lag unsere Wohnung über dem Laden eines Korbflechters, und Ennianus war immer bereit, uns einen neuen Behälter zu verkaufen. Wir hatten ihm nicht erzählt, dass ich den Pflegevater für die Gänse spielte. Die Nachbarschaft betrachtete mich bereits als Spaßvogel.
    »Wo hast du denn die Viecher her?«, spottete Papa. »Bisschen mager zum Braten. Bis die in den Topf wandern, werden sie dich als ihre Mutter ansehen.«
    Ich grinste lahm. Helena hatte ihm bestimmt von meinem neuen Rang und dem tollen Posten erzählt, der damit verbunden war. Er würde Tage darauf verschwenden, sich blöde Witze auszudenken.
    Petronius schob Nux zwischen seine Stiefel unter den Tisch. Julia wurde ihrem vernarrten Großvater übergeben. Papa war hoffnungslos, was Kinder betraf, hatte seine eigene Brut verlassen und war mit seiner Freundin durchgebrannt. Doch er liebte Julia, bildete sich etwas auf sie ein, weil ihr anderer Großvater ein Senator war. Sie liebte ihn auch, ohne dafür einen Grund zu brauchen. Die nächste Generation schien ganz wild darauf zu sein, Papa zu verehren, sogar noch bevor sie ihn heimlich in seinem Antiquitätenemporium besuchten und mit Plunder und Süßigkeiten bestochen wurden.
    Ich verdrängte meine Gereiztheit, holte mir einen Hocker und setzte mich.
    »Was zu trinken?«, meinte Petronius, in der Hoffnung, dann auch etwas zu bekommen. Ich schüttelte den Kopf. Die Erinnerung an Famia hatte mir momentan den Appetit darauf verdorben. Das ist das Gefährlichste an Säufern. Sie können den Alkohol nicht mehr genießen, während der Anblick ihrer Exzesse für alle anderen den Genuss daran tötet.
    Petro und Papa sahen sich mit erhobenen Augenbrauen an.
    »Hartes Geschäft«, bemerkte Papa.
    »Dir fällt auch nie was Neues ein.«
    Helena legte mir die Hand auf die Schulter, zog sie jedoch gleich wieder zurück. Ich war in miesester Laune heimgekommen, hatte Trost nötig, würde ihn aber nicht annehmen. Sie kannte die Anzeichen. »Hast du Maia diesmal angetroffen?«,

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