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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Kinder eines Flamen Dialis wachsen ziemlich isoliert auf.«
    »Was Laelia zu einer leichten Beute für einen ständig herumlungernden Familienfreund machte, verstehe. Warum war sie immer schwierig?«
    »Warum?« Terentia schien erstaunt über die Frage. »Woher soll ich das wissen? Es war einfach so. Kinder kommen mit angeborenen, willensstarken Charakteren auf die Welt.« Willensstark war das Letzte, was mir für die käsige Tochter des Exflamen eingefallen wäre. Doch ich durfte nicht vergessen, dass mir all das von einer angeblich Verrückten erzählt wurde. »Ihre Mutter war viel zu sehr damit beschäftigt, Scaurus zu verwöhnen, und merkte nichts. Möglicherweise fühlte sich Statilia aber auch nicht in der Lage, mit Laelia fertig zu werden. Der Junge und das Mädchen waren ein seltsames, verschlossenes Paar, blieben viel zu oft sich selbst überlassen. Manchmal stritten sie sich gewaltig, manchmal waren sie gefährlich ruhig, die Köpfe zusammengesteckt wie kleine Verschwörer.«
    »Als Kinder eines Flamen wurden sie von anderen Kindern fern gehalten – und in gewissem Maße, nehme ich an, auch von Erwachsenen?«
    »Meiner Meinung nach war das fatal«, sagte Terentia rätselhaft.
    »Sie haben nie normales Verhalten gelernt?«
    »Nein. Als Kinder schienen sie sich ohne weiteres ihren religiösen Pflichten zu beugen, aber sie entwickelten ein lächerliches Gefühl ihrer eigenen Wichtigkeit, was keinem von ihnen gut tun konnte.«
    »Jetzt wirken sie beide etwas undefinierbar, verschwommen«, bemerkte ich.
    »Sie geraten leicht in Wut, wenn jemand ihre Pläne durchkreuzt. Sie brüten vor sich hin. Sie schlagen um sich. Ihnen fehlt es an Toleranz und Zurückhaltung. Manche Kinder entwickeln sich auch ohne Gesellschaft zu freundlichen, gutmütigen Wesen. Schauen Sie sich Gaia an; und doch ist sie ein Einzelkind, das ebenfalls vollkommen isoliert aufwächst.«
    »Vielleicht materiell ein bisschen zu verwöhnt?«, meinte ich.
    »Das ist Laelias Schuld«, erwiderte Terentia. »Sie kennt kein Maß. Ständig kauft sie Geschenke, ohne sich mit Caecilia abzusprechen, und steckt sie Gaia zu. Hat Laelia ihr die Kleider oder das Spielzeug erst mal gegeben, kann man dem Kind die Sachen schwerlich wieder abnehmen.«
    »Laelia liebt demnach ihre kleine Nichte Gaia?« Laelia, fiel mir ein, war hier die richtige Tante, Terentia nur die Großtante. »Ist es eine beständige Liebe, oder könnte sich Laelia gegen das Kind wenden?«
    »Laelias Liebe ist ein vergängliches Gefühl«, meinte Terentia. Doch sie war verrückt. Wie konnte sie Gefühle einschätzen?
    »Würde sie Gaia genauso leicht bedrohen, wie sie das Kind verwöhnt hat?«
    Terentia machte eine kleine, zustimmende Geste, als würde sie mir dazu gratulieren, endlich die Wahrheit erkannt zu haben. »Was Laelia betrifft, so haben wir unser Bestes getan. Als sie ins heiratsfähige Alter kam, schlug ich Ariminius vor – frisches Blut, aus einer ganz anderen Schicht. Er fühlte sich geschmeichelt, in eine Familie von solchem Rang einheiraten zu dürfen. Man muss sagen, dass er sehr gut zu Laelia ist.«
    Ich hatte Ariminius und seine Frau zusammen vernommen, ihrem Wunsch gemäß – oder vielleicht seinem? Er musste sich absichtlich vor möglichen Indiskretionen seiner Frau geschützt haben. Auf jeden Fall war mir nicht zu Ohren gekommen, dass Laelia bereitwillig mit »Onkel Tiberius« herumgespielt hatte.
    »Sie scheinen eine gute Ehe zu führen«, warf ich zur Verteidigung des Pomonalis ein, ohne zu erwähnen, dass er sich von allem trennen wollte.
    »Sie sind so leicht hinters Licht zu führen!«, schnaubte Terentia. »Von einem Mann, der die offizielle Billigung eines ungewöhnlich tüchtigen Kaisers genießt, hatte ich mehr erwartet. Ariminius hat seine Grenzen erreicht. Er hat die Nase voll. Er will sich scheiden lassen.«
    Ja, das passte zu seinen gestrigen Bemerkungen bei der Suche nach Gaia. »Er hat von einem Verlangen nach Unabhängigkeit gesprochen.« Eigentlich hatte er von »im Stich lassen« gesprochen, wie mir jetzt einfiel. Das würde zum Verlassen einer instabilen Frau passen. Aber wie instabil war Laelia? »Ich dachte, ein Flamen müsse lebenslang verheiratet bleiben? Sie wollen doch nicht sagen, Ariminius sei bereit, seine Mitgliedschaft im Priesterkollegium aufzugeben?«
    »Genau das. Jetzt verstehen Sie vielleicht, warum ich mich um eine formelle Vormundschaft bemüht habe. Wenn es zur Scheidung kommt, kehrt Laelia in den Schoß ihrer eigenen Familie

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