Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
dazu noch über viel Geld verfügte. Er war, wie Sie sicher wissen, sehr lange der Liebhaber meiner Schwester.«
    »Sie befürchteten nicht, Ihre Schwester zu verärgern?«
    »Ich wage zu behaupten, dass ich genau das beabsichtigte.« Ich versuchte mir meinen Schock nicht anmerken zu lassen. Jetzt verstand ich, warum Helenas Mutter Julia Justa, diese vernünftige und zurückhaltende Frau, von Terentia mit Abneigung gesprochen hatte. Die ehemalige Vestalin war nicht nur unangenehm, sondern genoss es geradezu, unsympathisch zu sein. »Meine Schwester führte ihre Eroberung schamlos vor und legte großen Wert darauf, mir die Einzelheiten in den glühendsten Farben zu schildern und mich darauf hinzuweisen, in welchem Kontrast ihre Bettgeschichten mit meinem keuschen Leben standen. Sie vergaß, dass mein Gelübde nach dreißig Jahren endete. Statilia Paulla war krank. Sie hatte keine Ahnung, dass ich es wusste, doch als unsere Verlobung bekannt gegeben wurde, sah ich, dass ich sie nur für kurze Zeit ihres Liebhabers berauben würde.« Terentia hielt inne. »Aber es hätte doch länger dauern sollen.«
    »Ihre Krankheit verschlimmerte sich rapide?«
    »Nein, Falco. Sie hat sich im Bad die Pulsadern aufgeschnitten. Meine Schwester hat sich umgebracht.«
    Das kam ganz sachlich heraus. War es die gefühllose Offenheit einer Verrückten, oder erblickte Terentia wie jemand, der geistig völlig klar ist, keinen Sinn darin, mir ein X für ein U vorzumachen? Auf jeden Fall bedeutete es, dass eine weitere Krise, eine weitere Tragödie diese schreckliche Familie erschüttert hatte. Langsam kapierte ich, warum der Exflamen so vom Tod seiner Frau gesprochen hatte; sie wäre vermutlich sowieso gestorben, hatte ihn aber vorzeitig und absichtlich seiner Position beraubt.
    »Also«, führt Terentia leise fort, »habe ich Ventidius geheiratet. Mir blieb keine andere Wahl.«
    »Wieso?«
    »Ja, begreifen Sie denn nicht? Ich dachte, ich könnte ihn unter Kontrolle halten. Meiner Schwester war das gelungen, bevor sie krank wurde.«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Er war ein sehr alter Freund der Familie …«
    »Der liebenswürdige ›Onkel Tiberius‹, wie ich hörte«, sagte ich trocken. Terentia warf mir einen angewiderten Blick zu. Ich überlebte.
    »Ventidius musste ständig beobachtet werden«, erklärte sie.
    »Sonst wäre er die ganze Zeit …«
    »Hier herumgeschlichen?«
    »Genau. Ich wusste, dass Numentinus nach Statilias Tod bestimmt nicht mit Ventidius brechen würde, nachdem er das Verhalten des Mannes so lange toleriert hatte. Er wollte einfach nicht begreifen, dass die Mädchen jetzt in Gefahr waren. Dieser Dummkopf. Er sah nicht, wie notwendig sein Eingreifen war.«
    »Notwendig warum?«
    »Das wissen Sie.«
    »Weil Ventidius sich an Caecilia heranmachte?«
    »An Caecilia und, in weit größerem Maße, an Laelia.«
    »Caecilia gibt zu, dass sie Ventidius abwehren musste. Laelia streitet ab, dass er sie je berührt hat.«
    »Dann«, sagte Terentia knapp, »hat Laelia Sie belogen.«
    »Zweifellos aus Schamgefühl«, murmelte ich in der Annahme, dass eine Vestalin das gutheißen würde.
    »Machen Sie sich doch nicht lächerlich! Statilia Laelia hat gute Gründe für alles, was sie tut.«
    »Daher muss sie lügen?«
    »Ach, das müssen wir doch alle!« Einen Augenblick lang sah Terentia müde aus.
    »Also«, sinnierte ich, »wussten Sie, dass Ventidius den beiden nachstellte? Wer hat Ihnen davon erzählt, wenn ich fragen darf?«
    »Laelia hat mir gesagt, dass Caecilia sich ihr anvertraut habe. Sie schien es offensichtlich zu genießen, mir davon zu berichten. Davor hatte ich ihn schon aufgefordert, Laelia in Ruhe zu lassen. Er hatte einige Zeit mit ihr herumgespielt. Sie ist ziemlich unreif – und sie nahm die Sache sehr ernst. Ihr Bruder Scaurus hatte es herausgefunden und mir schließlich erzählt. Ventidius glaubte das Privileg zu haben, mit mehr als einer Generation ins Bett zu gehen.«
    »Er hatte demnach das Techtelmechtel mit Laelia langfristig angelegt – und war erfolgreich? Das kann ich kaum glauben.«
    »Sie sind ein schlechter Menschenkenner, Falco, und irren sich dauernd!« Nachdem sie mich zu ihrer Befriedigung zurechtgestutzt hatte, ließ sie sich herab, weitere Erklärungen abzugeben. »Laelia ging bereitwillig darauf ein, fürchte ich. Sie war immer schwierig. Aber sobald ich davon erfuhr, machte ich dem ein Ende.«
    »Laelia war promiskuitiv?«
    »Nicht allzu sehr. Sie hatte kaum Gelegenheit dazu. Die

Weitere Kostenlose Bücher