Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
zu meiner neuen Stellung als Säule der Staatsreligion gratulieren?«
    »Hör doch auf mit deinem Blödsinn«, schnaubte Mama.
    Wie gewöhnlich hatte ich das getan, was sie meiner Meinung nach von mir erwartete, und sie war wie immer unbeeindruckt.

VI
     
     
    Der Tag stellte sich als ziemlich anstrengend heraus. Zuerst hatte ich um Petronius Longus herumtanzen müssen, während er sich beleidigt gab; jetzt setzte Mama mir zu. Sie hatte verschiedene Beschwerden vorzubringen, vor allem, wie ich es hatte zulassen können, dass sich ihr Liebling Anacrites in Tripolitanien in die Arena begab und halb totgeschlagen wurde. Gladiator zu spielen war seine Idee gewesen, aber mir wurde mal wieder die Schuld gegeben. Zum Glück hieß das, er war als Untermieter und Pflegebedürftiger zu Mama zurückgekehrt, also war sie nicht vollkommen sauer.
    »Warum hast du zugelassen, dass der arme Kerl seinen Posten im Palast wieder einnimmt?«
    »Anacrites ist ein erwachsener Mann, Mama. Seine Berufsentscheidungen haben nichts mit mir zu tun.«
    »Ihr beide habt so gut zusammengearbeitet.«
    »Für den Zensus gaben wir ein gutes Gespann ab. Die Arbeit ist erledigt.«
    »Ihr könntet doch was anderes finden.«
    »Keiner von uns wollte die Partnerschaft weiterführen. Ich hab ihn blamiert.«
    »Du magst ihn nicht, meinst du.« Mama bestand darauf, dass ich Anacrites nicht richtig kannte, dass mir seine Sensibilität entgangen war, dass ich sein Talent herabsetzte. Meine Theorie besagte, dass jeder, der versucht hatte einen exotischen ausländischen Potentaten zu überreden, mich zu ermorden, sein eigenes Leben führen sollte – nachdem man ihn in ein Fass gesperrt und tausend Fuß tief im Meer versenkt hatte. Vorzugsweise in der rauen See vor der Küste Britanniens. »Du hast ihm nie eine Chance gegeben. Hör zu, Anacrites hat ein Auge darauf geworfen, die Führung eines neuen Geheimdienstzweiges zu übernehmen. Du könntest ihm dabei helfen, Marcus …«
    »Genauso gut könnte ich in den pontinischen Sümpfen verrotten, ausgesaugt von Blutegeln und mit Fieber infiziert. Das würde viel mehr Spaß machen.«
    »Und was ist mit Petronius?«, wollte Mama wissen. Sie schwenkte um, in der Absicht, mich festzunageln.
    »Petronius gehört zu den Vigiles.«
    »Er gehört zu seiner Frau.«
    »Der Frau, die beschlossen hat, dass sie zu einem Salatverkäufer gehört.«
    »Daran bist du schuld«, sagte Mama.
    »Nicht schuldig. Selbst ich hätte Silvia nicht in ein Leben voll gepresster Kutteln und Salatblätter abgeschoben. Petronius sieht respektabel aus, aber er ist ein Streuner, der nicht kapiert hat, auf welcher Seite sein Brot gebuttert ist, bis es zu spät war. Natürlich braucht die bloße Tatsache, dass ich ihm ständig gesagt habe, er sei blöd, niemanden davon abzuhalten, mir die Schuld zu geben.«
    »Ich wage gar nicht zu fragen, was du dem armen Famia angetan hast«, murmelte Mama düster.
    »Er hat es sich selbst angetan. Ich hab die Überreste mit heimgebracht, ich werde den Kindern ein guter Onkel sein und versuchen mich um Maia zu kümmern.«
    »Sie wird es dir nicht danken.«
    »Nein, Mama.«
    Die Augen meiner Mutter verengten sich, und wir teilten einen der seltenen vernünftigen Momente. »Wie nimmt sie es auf, mein Sohn?«
    »Zu ruhig. Als ich ihr sagte, was geschehen war, zeigte sie fast keine Gefühle.«
    »Das wird nicht andauern.«
    »Ich behalte sie im Auge, falls sie zusammenbricht.«
    »Mach sie bloß nicht noch unglücklicher!«
    Helena Justina, die unserem Gespräch von ihrem Korbstuhl aus schweigend zugehört hatte, mit dem Hund auf dem Schoß und Julia zu ihren Füßen, lächelte mir zärtlich zu.
    Sie war mir keine Hilfe. Darüber hinaus hatte ich an diesem Abend noch das Essen mit ihren Eltern zu bewältigen, wo ich weitere Fragen zu ihren Familienproblemen beantworten musste. »Du solltest bei deiner Schwester sein, statt hier herumzulungern«, knurrte meine Mutter. Das hatte ich vor. Ich wollte Maia über den Empfang bei Königin Berenike ausfragen und was kleine Möchtegernvestalinnen damit zu tun hatten. »Ach, lass nur, ich geh hin!«
    Mama war mir zuvorgekommen. Die Jungfrauen würden warten müssen. Petronius würde sagen, das tun Jungfrauen nie. Allerdings waren die Jungfrauen, über die Petro Witze riss, keine sechs Jahre alt.
     
    Nachdem Mama gegangen war, wartete ich darauf, dass Helena mir von dem Besuch des Flamen Pomonalis erzählte. Ich musste vorgeben, erst kurz vor Schluss heimgekommen zu sein,

Weitere Kostenlose Bücher