Eine Kerze für Sarah - und andere Geschichten, die das Herz berühren
Schlafzimmer. Sie saß auf ihrem großen Bett und hatte Fotos um sich herum ausgebreitet. Auf ihrem Schoß lag eine alte Weltkarte.
Aus meinem Versteck beobachtete ich, wie sie liebevoll jedes Foto berührte und für die darauf abgebildeten Familienmitglieder oder Freunde betete.
Sie betete um Führung für ihren Neffen, der gerade sein Studium beendet hatte und auf der Suche nach einem Job war, in dem er Gott dienen konnte. Sie betete um Kraft und Trost für ihre Schwester, deren Mann an einem Herzanfall gestorben war und sie allein und verwirrt zurückgelassen hatte. Sie betete für einen eigensinnigen Bruder. Und immer weiter betete sie für jedes persönliche Bedürfnis der Einzelnen.
Als Nächstes nahm sie sich die Weltkarte vor und begann für die verschiedenen Länder zu beten, während sie mit dem Finger die Umrisse des betreffenden Landes nachzog. Sie betete für die Missionare, die dort arbeiteten, und für die Menschen, die durch sie das Wort Gottes hören würden. Sie betete für die Regierung des Landes und schließlich für eine geistliche Erweckung und Frieden.
Diese Nacht hat einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Wann immer ich mich von Gott entfernte, sah ich Tante Wanda vor mir, wie sie mein altes Schulfoto berührte und mich vor Gott brachte. Diese Erinnerung holte mich dann immer wieder zu ihm zurück.
Und jetzt, Jahre später, sind meine Familienfotos abgegriffen von meinen Fingerspitzen und natürlich besitze ich auch eine große Weltkarte. Wie sonst könnte ich mich an die Namen aller Länder erinnern, für die ich bete?
Jane Ann Clark
Kelly’s Hill
„Ist es Samstagmorgen?“, fragte ich, als meine Mutter das Zimmer von mir und meiner Schwester betrat.
„Ja, es ist Samstagmorgen und ja, Papa wird heute nach Hause kommen“, erwiderte sie lächelnd.
„Oh toll! Können wir ihm nicht entgegengehen?“
„Es ist ziemlich kalt draußen. Mal sehen, wie es später sein wird.“
Diese Unterhaltung hat in den Jahren, als ich ein kleines Mädchen war, sehr oft stattgefunden. Wir wohnten in einem kleinen Dorf 16 Kilometer von der Farm entfernt, auf der mein Vater arbeitete. An warmen Sommertagen fuhr mein Vater mit dem Fahrrad zur Farm, aber sobald es im Winter anfing zu schneien, musste er laufen.
Der Montagmorgen war immer sehr traurig, wenn wir sahen, wie unser Vater sich einen Sack voller Lebensmittel über die Schulter warf und auf den Weg zur Farm machte. Wir standen dann am Fenster und sahen ihm nach. Erst wenn er hinter dem Hügel verschwunden war, kehrten wir langsam zu unseren Alltagspflichten zurück.
Die Woche zog sich immer dahin wie Kaugummi, doch wenn der Samstag anbrach, war all unsere Traurigkeit verflogen! Papa würde heute nach Hause kommen!
Meine Schwester und ich liefen ihm gern entgegen. Den ganzen Morgen warteten wir darauf, dass meine Mutter entschied, ob wir durften. Wenn es nicht zu kalt war, packte sie uns in unsere wärmsten Kleidungsstücke. Außerdem bekam ich dann immer einen Wollschal um den Kopf gebunden, sodass nur ein kleiner Sehschlitz übrig blieb.
Mein Herz klopfte, sobald wir uns auf den Weg machten. Meine kurzen, stämmigen Beine konnten die Schneemassen kaum bewältigen. Ich klammerte mich an die Hand meiner großen Schwester und sie machte mir immer Mut und zog mich mit sich.
Östlich unseres Dorfes befand sich ein recht steiler Berg, er hieß Kelly’s Hill . Keuchend und prustend kämpften wir uns hinauf, getrieben von dem Gedanken an den, den wir zu sehen hofften, wenn wir den Gipfel erreichten.
„Kannst du ihn sehen?“, fragte ich besorgt, als wir oben angekommen waren.
„Noch nicht“, erwiderte Doreen und suchte aufmerksam den Horizont ab.
Dann endlich konnten wir die Gestalt eines einsamen Wanderers in der Ferne erkennen.
„Er ist es! Er ist es!“, rief ich und hüpfte im Schnee auf und ab. Als die Gestalt näher kam, begannen wir zu rennen. Bald entdeckte uns Papa und auch er begann zu rennen. Er breitete seine Arme aus und wir beide sprangen lachend und vor Freude quietschend hinein. Er umarmte und küsste uns – ein fröhliches Wiedersehen.
Mein Vater, meine Mutter und meine Schwester sind jetzt im Himmel und wenn ich mir vorstelle, wie ich selbst dort ankommen werde, dann denke ich an diese Samstage auf Kelly’s Hill . Dieses Mal wird Jesus mir entgegengelaufen kommen – und ich werde lachend und in seiner Liebe geborgen in seine geöffneten Arme springen. Dann wird meine Familie mich entdecken und auch sie
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