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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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Fernsehmoderator, den der Informationsminister wegen seines Talents, militärisches Gerät mit poetischen Ghazal-Wendungen zu beschreiben, ausgewählt hatte, verkündete: „Dies sind die Panzer. Bewegliche Burgen aus Stahl, die die Furcht vor Allah in die Herzen unserer Feinde säen.“ Als die Panzer ihre Kanonen zum Salut auf die Tribüne richteten, blitzte das Bild des von Kugeln durchsiebten Anwar Sadat vor General Zias innerem Auge auf. Er schielte zu General Akhtar hinüber, dessen Blick auf den Horizont gerichtet war. General Zia begriff nicht, wo Akhtar hinschaute, denn der Himmel war von makellosem Blau, und die Flugschau sollte erst in einigen Stunden stattfinden. Einen Moment lang argwöhnte General Zia, dass Akhtar für die Kameras posierte und wie ein Visionär aussehen wollte.
    General Zia war mit dem Ablauf der Parade vertraut und wusste, dass Brigadier TM am Ende der Parade mit seinem Fallschirmspringerteam in dem weißen Kreis vor der Tribüne landen würde. Wäre doch nur alles schon vorbei und Brigadier TM endlich wieder bei ihm! Die Panzer krochen mit gesenkten Kanonen an der Tribüne vorbei. General Zia nahm ihren Salut entgegen, ein Auge auf die nachfolgenden RANI-Haubitzen gerichtet, die ihre Läufe ebenfalls vor der Tribüne senkten. Artilleriegeschütze empfand er nicht als bedrohlich. Sie erschienen ihm wie riesige Spielzeuge, denn sie hatten, wie er wusste, keine Munition an Bord. „Der Präsident, selbst ein Veteran des Panzerkorps, schätzt das raue Leben der Panzerkommandeure“, erklärte der Sprecher, als General Zia, düster und mit schlaffer Hand salutierend, ins Bild kam. „Sie führen das Leben des einsamen Falken, der nie ein Nest baut. Der Präsident erweist ihnen und ihrem Mut seine Achtung.“
    Wieder schielte General Zia zu Akhtar hinüber. Allmählich fragte er sich, warum dieser jeden Blickkontakt vermied.
    General Zia fühlte sich schon besser, als die Panzer mit den über fünf Meter langen ballistischen Raketen vorüberrollten. Sie waren riesig, aber unter diesen Umständen harmlos. Niemand würde eine solche Rakete auf ein nicht einmal zehn Meter entferntes Ziel abfeuern. Sie ruhten in ihren Werfern wie gigantische, von Schülern im Werkunterricht gebastelte Modelle. Es war General Zias Idee gewesen, sie nach Raubvögeln und Mogulkönigen zu benennen. Mit einem gewissen Stolz registrierte er, dass die Namen, die er ihnen gegeben hatte, in riesigen Lettern auf Urdu und Englisch auf den Raketen standen: Falcon 5 und Ghauri 2 . Sein Herz machte einen jähen Satz, als die Militärkapelle unvermittelt den Infanteriemarsch zu spielen begann und Soldaten mit himmelwärts gezückten Bajonetten vorbeimarschierten. Den Infanterieeinheiten folgten zackige Kommandotruppen, die statt zu marschieren rannten, dabei die Knie bis an die Brust warfen und mit den Absätzen stampften. Anstelle eines Saluts streckten alle den rechten Arm aus und schwenkten die Gewehre, als sie die Tribüne passierten. „Diese tapferen Männer verzehren sich nach dem Märtyrertum wie Liebende nach den Armen der Geliebten“, schwärmte der Fernsehsprecher mit vor Ergriffenheit erstickter Stimme.
    General Zia atmete auf, als die Militärkapelle endlich verstummte und die zivilen Festwagen auftauchten. Auf ihnen war keine Waffe zu sehen. Der erste Wagen stellte das Leben auf dem Lande dar: Männer bei der Ernte, Männer, die Netze voller Papierfische einholten, Frauen, die in fluoreszierenden Tontöpfen Milch zu Butter schlugen, und dies alles unter den gewaltigen Bannern von Pepsi, dem Sponsor des Umzugs. Als Nächstes zog ein Wagen mit Trommlern und Sufi-Sängern in weißen Gewändern und orangefarbenen Turbanen vorbei. General Zia fiel auf, dass die Bewegungen der Darsteller gestelzt waren und sie ihre Lippen nur zu Aufnahmen vom Band bewegten. Er nutzte den Lärm, um sich General Akhtar zuzuneigen. „Was ist mit denen los?“, zischte er wütend.
    General Akhtar wandte ihm in Zeitlupe den Kopf zu, musterte ihn mit einem Siegerlächeln und flüsterte: „Das sind alles unsere Jungs in Zivil. Warum ein Risiko eingehen?“
    â€žUnd die Frauen?“
    â€žPutzfrauen aus dem Hauptquartier. Höchste Sicherheitsstufe.“
    General Zia lächelte und winkte den Männern und Frauen zu, die weiter ihre seltsame Mischung aus militärischem Drill und

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