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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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wohin er wollte?“
    â€žIch weiß es nicht, Sir, ich weiß es wirklich nicht.“
    â€žNa gut, wir wissen beide, wohin er wollte, aber ich bin sicher, Sie hatten nichts damit zu tun. Jetzt enttäuschen Sie mich nicht, und tun Sie, was getan werden muss.“
    Ich möchte wissen, wie sie es herausgefunden haben. Außerdem würde ich gern wissen, wie weit Obaid gekommen ist. Wie haben sie ihn geschnappt? Mit einer Boden-Luft-Rakete? Haben sie ihm einen Jäger hinterhergeschickt und ihn zum Absturz gebracht? Hat er einen letzten Ruf an den Kontrollturm geschickt? Gibt es irgendwelche Botschaften auf der Black Box?
    Baby O hat nichts hinterlassen außer einer Flasche Parfüm für mich.
    â€žSie müssen gar nichts tun. Unser Major Kiyani wird ein Protokoll für Sie verfassen. Sie unterzeichnen es, und ich kümmere mich um alles Weitere. General Akhtar verspricht es Ihnen. Sie können zurück auf die Akademie und die Mission Ihres Vater fortsetzen.“
    Was weiß er über die Mission meines Vaters?
    Ich nehme die Serviette von meinem Schoß und setze die Füße fest auf den Boden.
    â€žSir, Ihre Leute sagen Ihnen vielleicht nicht immer die Wahrheit. Ich werde Ihre Befehle ausführen, aber vergessen Sie für einen Moment einmal meinen Fall. In der Zelle neben mir war ein Mann, ein Vertreter der Straßenfegergewerkschaft. Er sitzt dort schon neun Jahre. Alle haben ihn vergessen. Er ist nie angeklagt worden.“
    General Akhtar sieht Major Kiyani an. „Das ist der Gipfel der Schlamperei. Sie halten diesen verrückten Straßenkehrerrevolutionär noch immer fest? Ich glaube, Sie sollten ihn gehen lassen.“ Er nimmt seine Mütze und schaut mich an. Mein lieber Sohn, sagt mir sein Blick, ich habe getan, worum du mich gebeten hast, jetzt sei auch ein guter Junge. Er verlässt den Raum.
    Ich stehe auf, sehe Major Kiyani triumphierend an und salutiere hinter General Akhtars Rücken her.

Zweiundzwanzig
    D ie Militärkapelle stimmte „Wacht auf, ihr Wächter unserer Grenzen“ an – ein Lied, das General Zia bei anderer Gelegenheit sicher mitgesummt hätte, nun aber blickte er dem sich nähernden Zug der Panzer voller Sorge entgegen. Er nahm die Parade des Nationalfeiertags von der Präsidententribüne aus ab, und die rote samtene Absperrung schien ihm plötzlich ein sehr unzureichender Schutz gegen die obszön langen Läufe der M 41 Walker Bulldogs zu sein. Er versuchte, nicht an den verstorbenen ägyptischen Präsidenten Anwar Sadat zu denken, der auf einer Tribüne wie dieser niedergestreckt wurde, während er eine Parade wie diese abnahm und den Salut einer Panzerkolonne wie dieser empfing.
    General Zia teilte die Tribüne mit General Akhtar, der ihn mit seinem leidenschaftlichen Argument, dass man der Nation die richtigen Signale senden müsse, überredet hatte, an der Parade teilzunehmen, doch nun schien General Akhtar sich selber zu langweilen. Es war das erste Mal, dass General Zia das Army House verlassen hatte, seit er auf das Jonas-Gebet gestoßen war. Die Parade fand bei Alarmstufe Rot statt und jeder ungebetene Vogel, der den Luftraum darüber zu erobern versuchte, würde ins Visier der Scharfschützen geraten. Zia hatte die Gästeliste persönlich durchgesehen und alle unbekannten Namen daraus gestrichen. Dann hatte Brigadier TM alle Namen von Leuten getilgt, die in ferner Vergangenheit eventuell in Beziehung zu jemandem gestanden hatten, der vielleicht etwas Negatives über General Zias Schnurrbart oder seine Außenpolitik geäußert hatte. So gab es kein Volk, unter das er sich nach der Parade mischen konnte. Die ganze Parade erschien ihm wie eine verschwommene Wolke aus Goldlitzen, gestärktem Khaki und Reihen blitzender Oxfordschuhe, und General Zia sehnte ihr Ende schon herbei, noch bevor sie begonnen hatte. Er fühlte sich schutzlos ohne Brigadier TM an seiner Seite. Niemand war da, der die Menge in Schach halten, niemand, der sich zwischen ihn und die Kugel eines Attentäters werfen konnte. Jeder Tropfen Angstschweiß auf seinem Gesicht wurde von den Fernsehkameras festgehalten, die die Parade zum pakistanischen Nationalfeiertag filmten. In krassem Gegensatz zu ihm verriet General Akhtars Miene keinerlei Gefühlsregung. Nichts als der ruhige Stolz des schweigsamen Soldaten spiegelte sich darin.
    Die Kameras richteten sich auf die nahende Panzerkolonne. Der

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