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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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Erntetanz vollführten.
    Pakistan National Television zeigte eine Nahaufnahme von den beiden lächelnden Generälen, und der Moderator erhob die Stimme, um die festliche Atmosphäre zu unterstreichen. „Der Präsident ist sichtlich erfreut vom Anblick unserer farbenfrohen und lebendigen bäuerlichen Kultur. Auch General Akhtar ist begeistert darüber, dass die Söhne und Töchter dieser Erde ihre Freude mit den Beschützern unserer Nation teilen. Und nun unsere Löwenherzen in all ihren Farben …“
    Die Kamera zeigte vier T-Bird-Jets in Diamantformation, die farbige Rauchstreifen in Rosa, Grün, Orange und Gelb am blauen Himmel zurückließen wie ein Kind, das seinen ersten Regenbogen malt. Ihre Nasen zeigten nach unten, als sie an der Tribüne vorbeiflogen und ihre bunte vierspurige Bahn an den Himmel zeichneten. Sie flogen eine vollkommene, langsame Acht und ein paar Loopings. General Zia winkte ihnen zu, die wenigen Zivilisten unter den Zuschauern schwenkten ihre Fähnchen, bis die T-Birds schwänzelnd davonflogen. General Zia hörte das vertraute Brummen einer Hercules C-130, die wie ein olivgrüner Wal langsam näherkam. General Zia liebte diesen Teil der Flugschau. Der Anblick der Fallschirmjäger, die sich aus der hinteren Klappe einer Hercules C-130 fallen ließen, war jedes Mal ein reines Vergnügen für ihn, an dem er sich kaum sattsehen konnte. Wie eine Handvoll in den blauen Himmel geworfene Jasminblüten purzelten die Fallschirmspringer aus dem Flugzeug. Einige Sekunden lang fielen sie, wurden größer und größer. Nun würden sie jeden Moment zu großen grün-weißen Seidenschirmen erblühen, um dann anmutig auf den Exerzierplatz herunterzuschweben, wo ihr Anführer Brigadier TM in dem weißen Kreis unmittelbar vor der Tribüne landen würde. General Zia hatte dieses Erlebnis stets als reinigend empfunden, besser als Golf, besser als jede Ansprache an die Nation.
    Er wusste, dass etwas nicht stimmte, als eine der Knospen aus der C-130 sich nicht öffnete, obwohl alle anderen schon geöffnet waren und schwebten. Diese eine jedoch schoss noch in freiem Fall auf den Exerzierplatz zu, wurde größer und größer und noch größer.
    Brigadier TM neigte wie viele erfahrene Fallschirmspringer dazu, das Öffnen seines Schirms hinauszuzögern. Es gefiel ihm, ein paar Sekunden zu warten und den freien Fall zu genießen, der dem Öffnen des Schirms vorausging, ehe er die Reißleine zog. Er liebte das Gefühl, wenn seine Lungen sich beinahe zum Bersten mit Luft füllten, das mühsame Ausatmen, den kurzzeitigen Verlust der Kontrolle über Arme und Beine. Dieser sekundenlange Rausch, wenn er sich der Schwerkraft überließ, war wohl das einzige Laster dieses Mannes, der über alle menschlichen Schwächen erhaben war. Doch Brigadier TM war auch ein Profi, der alle Risiken einkalkulierte und aus dem Weg räumte.
    Als er seinen Fallschirm angelegt hatte, bemerkte er, dass der Gurt in seinen Oberkörper einschnitt. Brigadier TM war wütend auf sich. „Verdammt noch mal, den ganzen Tag sitze ich im Army House herum und tue nichts. Ich werde fett. Dagegen muss ich etwas unternehmen.“ Wenige Momente vor dem Absprung stand Brigadier TM in der Tür der C-130 und blickte auf die Formationen winziger Männer in Khaki und die kleine Gruppe Fähnchen schwenkender Zivilisten. Dann sprang er. Als echter Profi widerstand er der Versuchung, etwas länger als nötig im Wind zu segeln, beschloss innerlich einen Gewichtsabnahmeplan und zog frühzeitig die Reißleine. Sein Körper erwartete den Ruck nach oben, der erfolgt, wenn der Fallschirm sich öffnet und mit Luft füllt. Nichts geschah.
    General Zia spürte, wie Schweiß seine Wirbelsäule hinunterperlte und der Juckreiz sich wieder einstellte. Er ballte die Fäuste und sah zu General Akhtar hinüber. Dieser blickte nicht zu den Fallschirmspringern hinauf. Sein Blick ruhte auf den Festwagen, die man hinter den Artillerie- und Panzerkolonnen geparkt hatte. Im Geist probte er die Trauerrede für Brigadier TM. Es fiel ihm schwer, sich zwischen „Der beste Mann, der je aus einem Flugzeug gesprungen ist“ und „Der tapferste Mann, dessen Füße je diesen Boden berührt haben“ zu entscheiden.
    Brigadier TM umfasste seine Reißleine fester und zog noch einmal. Es war, als hätte die Leine

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