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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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miteinander verband, etwas Originelles, etwas Erhebendes. Unter Zia hatte zu viel Frömmelei geherrscht. Die Amerikaner würden eine nette, säkulare Geste vielleicht zu schätzen wissen, etwas Kluges, Beruhigendes und Zitierbares. Er schwankte noch zwischen „wir als ein Frontstaat gegen die sich erhebende Woge des Kommunismus“ und „wir als ein Frontstaat gegen die Flut des Kommunismus“, als das Telefon läutete. Ohne Einleitung gab Major Kiyani ihm einen Wetterbericht durch. „Zwei Tiefdruckgebiete, die sich im Süden gesammelt haben, ziehen nach Norden. Delta Eins wird definitiv Delta Zwei überholen.“ Statt den Hörer aufzulegen, drückte General Akhtar seinen Zeigefinger auf die Gabel und ging im Geiste eine Liste durch, die er schon so oft wiederholt hatte, dass er sie nicht mehr objektiv betrachten konnte. Er beschloss, sie noch einmal von hinten durchzugehen.

    9.  Ansprache an die Nation: fast fertig.
    8.  Schwarzer Shervani für die Rede an die Nation:
gebügelt und anprobiert.
    7.  Reaktion der US: vorhersehbar.
Arnold Raphel anrufen und beruhigen.
    6.  Ort, an dem mich die Nachricht erreichen soll:
bei der Einweihung des neuen Offizierskasinos im Hauptquartier.
    5.  Falls der junge Shigri etwas unternimmt:
Problem vor dem Start gelöst. Wenn der Junge Mist baut: mit dem ursprünglichen Plan fortfahren.
    4.  Der Luftverbesserer wirkt nicht: nichts passiert.
    3.  Der Luftverbesserer wirkt: keine Überlebenden.
KEINE AUTOPSIEN.
    2.  Hat er den Tod verdient? Er ist zu einer existentiellen
Bedrohung für unser Land geworden.
    1.  Bin ich bereit für die Verantwortung, die Allah sich mir zu übertragen anschickt?

    G eneral Akhtar schüttelte langsam den Kopf und wählte eine Nummer. Ohne Begrüßung las er den Wetterbericht vor, machte eine Pause und sagte dann, bevor er den Hörer wieder auflegte, mit lauter klarer Stimme: „Lavendel.“
    Plötzlich überkam ihn große Müdigkeit. Über den Schlusssatz seiner Rede würde er morgen entscheiden. Vielleicht kam ihm im Traum eine Offenbarung. Bevor General Akhtar zu Bett ging, öffnete er seinen Schrank und betrachtete lange den schwarzen Shervani, in dem er am nächsten Tag vor die Nation treten würde. Die Hoffnung, den Schlusssatz für seine Rede im Traum zu erfahren, wurde nicht erfüllt. Er schlief den Schlaf eines Mannes, der weiß, dass er als König erwachen wird.

    G eweckt wurde er vom roten Telefon an seinem Bett. Ein Anruf von General Zia. „Bruder Akhtar. Vergeben Sie die frühe Störung, aber ich muss heute die wichtigste Entscheidung meines Lebens treffen. Ich brauche Sie an meiner Seite. Sie können mit mir fliegen. Pak One steht bereit.“

    I n der C-130, die mein Silent-Drill-Team befördert, stinkt es nach Tierpisse und ausgelaufenem Treibstoff. Meine Jungs sitzen auf den einander gegenüberliegenden Bänken aus Synthetikgeflecht. Sie haben die Beine ausgestreckt, um die Bügelfalten ihrer gestärkten Uniformen zu schonen. Ihre Schirmmützen tragen sie in Plastiktüten bei sich, damit die goldgewirkten Embleme der Luftwaffe ihren Glanz behalten. Obaid vergräbt sein Gesicht seit dem Start in einem dünnen Buch. Ich werfe einen Blick auf den Einband. Eine derbe Zeichnung von einer dicken Frau ist darauf, und ein Teil des Titels ist von Obaids Hand verdeckt. … eines angekündigten Todes. Mehr kann ich nicht lesen.
    â€žWas ist das?“ Ich nehme ihm das Buch aus der Hand, schlage die erste Seite auf und lese den ersten Satz.
    â€žStirbt dieser Nasar tatsächlich?“
    â€žIch glaube ja.“
    â€žAber das steht doch schon im ersten Satz. Warum weiterlesen, wenn man weiß, dass der Held am Ende stirbt?“
    â€žUm zu sehen, wie er stirbt. Was seine letzten Worte sind. So was eben.“
    â€žDu bist pervers, Kamerad.“ Ich werfe das Buch nach ihm.
    â€žWie wär’s mit einer Probe?“, rufe ich über das Getöse der Maschine hinweg.
    Meine Staffel sieht mich mit müden Augen an. Obaid flucht unterdrückt. Lustlos stellen die jungen Männer sich in der Mitte der Kabine auf. Ich sehe, dass sie nicht mit dem Herzen bei der Sache sind. Ein stinkendes Flugzeug, das kürzlich noch kranke Tiere transportiert hat und in zwanzigtausend Fuß Höhe fliegt, ist nicht gerade die ideale Kulisse für unsere

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