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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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elegante Silent-Drill-Choreographie. Doch wer nach Vollkommenheit strebt, kann nicht auf die bestmöglichen Umstände warten.
    Wir sind mitten in einem Gewehrsalut, als die Maschine in Turbulenzen gerät. Ich beobachte die Reaktionen meiner Jungs. Trotz des plötzlichen, von regelrechtem Erschauern der Maschine gefolgten Höhenverlustes gelingt es ihnen, die Gewehre und sich selbst in Position zu halten. Ich hebe den Griff meines Säbels an die Lippen. Onkel Starchys Nektar hat seine Spitze stahlblau gefärbt. Ich stecke die Waffe in die samtgefütterte Scheide zurück und lasse die jungen Männer dabei nicht aus den Augen. Die Maschine kippt um dreißig Grad, ich rutsche auf die Staffel zu und versuche, das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Obaid legt mir den Arm um die Hüfte, um mich festzuhalten. „Setzen Sie sich bitte, Sir. Wir befinden uns im Landeanflug“, ruft der Lademeister aus dem hinteren Teil der Maschine.
    Meine innere Stimme sagt mir, dass meine Mission nun beginnt. Mein in Gift getauchter Säbel verkündet mir seine Bereitschaft.

    I n Rawalpindi brach ein Toyota Corolla ohne Kennzeichen in Richtung Bahawalpur auf. Der Fahrer hatte vor, die etwa achthundert Kilometer in fünfeinhalb Stunden zurückzulegen. Wer dem Wagen und seinem wahnwitzigen Chauffeur begegnete, war überzeugt, der Mann werde die nächsten zehn Kilometer nicht überleben. Er überfuhr streunende Hunde und trieb die Kühe auseinander, die in den Müllhaufen der Vorstädte stöberten. Er raste über belebte Stadtkreuzungen hinweg, schoss bedrohlich an die kriegerischsten Lastwagenfahrer heran und überholte sie. Er hielt auch nicht an, wenn Kinder am Zebrastreifen standen, hupte langsame Pferdewagen aus dem Weg, scherte aus, schlenkerte an öffentlichen Bussen vorbei, überfuhr Bahnübergänge, und wenn eine Straße verstopft war, bretterte er über den Fußweg. Ein Eintreiber von Straßenzoll verfolgte ihn vergeblich und Straßenarbeiter verfluchten ihn. Als er tanken musste, verließ er die Tankstelle, ohne zu zahlen. Der Fahrer des Toyota war offensichtlich in Eile. Viele, die den Wagen vorbeizischen sahen, hielten den Mann für einen Selbstmörder. Da irrten sie sich.
    Nichts hätte Major Kiyani ferner liegen können. Sein Ziel war es, Leben zu retten.
    Er hatte die letzte Reinigung der VIP-Kapsel persönlich überwacht und den Luftverbesserer mit Lavendelduft in den Schacht der Klimaanlage gefüllt. Er war dabei, als die Kabine von einem Kran angehoben, über die rückwärtige Rampe in den Rumpf der C-130 gerollt und von Technikern der Luftwaffe am Boden der Maschine befestigt wurde. Als General Zias Gefolge eintraf, musste er den VIP-Bereich verlassen und sich in sein Büro zurückziehen. In seiner neuen Position war er nicht autorisiert, sich in der Nähe des roten Teppichs aufzuhalten.
    Erst als Pak One vom Militärflughafen in Rawalpindi in Richtung Bahawalpur gestartet war, legte Major Kiyani die Füße auf den Tisch und zündete sich eine Dunhill an. Er warf einen beiläufigen Blick auf die Passagierliste, die man vor dem Start von Pak One dorthin gelegt hatte. Mit einem Ruck nahm er die Füße vom Tisch, als er direkt unter General Zias Namen den General Akhtars las. Wie die meisten Geheimdienstveteranen war er der Ansicht, dass man nur wissen sollte, was man unbedingt wissen musste. General Akhtar wusste bestimmt, wann er Pak One zu besteigen und wann wieder zu verlassen hatte. Er kannte den größeren Zusammenhang. Major Kiyani las die Namen von achtzehn höheren Militärs, dann stieß er auf den eines Zivilisten: Mr. Arnold Raphel, US-Botschafter. Kiyani stand auf. Warum befand sich der amerikanische Botschafter an Bord des Militärflugs Pak One statt in seiner eigenen Cessna?
    Angst war Major Kiyanis Handwerkszeug. Er wusste, wie man sie erzeugt und wie man sich davor schützt. Doch die Angst, die er jetzt empfand, war eine andere. Er setzte sich wieder hin. Er zündete sich eine Dunhill an und merkte zu spät, dass im Aschenbecher bereits eine Zigarette schwelte. Hatte er General Akhtars Anweisungen nicht richtig verstanden?
    Er brauchte noch acht Minuten und eine Dunhill bis zu der Erkenntnis, dass seine Möglichkeiten begrenzt waren. Er konnte keinen Anruf tätigen, ohne seinen eigenen Namen für immer in die Akten zu bringen. Er konnte keinen Alarm auslösen, ohne in

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