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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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Fallschirmspringer Brigadier TM .
    â€žTun Sie Ihr Bestes, junger Mann.“ Die Hände des Kommandanten auf meinen Schultern wiegen schwer, und seine Stimme erinnert mich an Colonel Shigris whiskytrunkene Worte. Beim Verlassen des Büros salutiere ich übertrieben vor dem 2. OIC und laufe im Eilschritt zur Kaserne.
    Ich weiß, dass die Ampulle noch da ist, in meiner Uniformwartungstasche, sicher verwahrt zwischen einer Tube Messingpolitur und der Stiefelwichse, ein harmloses Fläschchen. Ich weiß, dass es noch da ist, weil ich ein paar Mal überlegt habe, ob ich es wegwerfen soll, aber nicht dazu imstande war. Ich weiß, dass es da ist, weil ich es mir jeden Morgen anschaue. Jetzt muss ich es mir noch einmal ansehen, es in der Hand halten und meine Säbelspitze hineintauchen. „Je älter der Nektar, desto besser.“ Onkel Starchys geflüsterte Worte fallen mir ein. „Er wird sämiger und breitet sich langsamer aus. Aber ein armer Mann wie ich kann es sich nicht leisten, ihn so lange aufzubewahren.“ Ich werde herausfinden, ob Onkel Starchys Nektar gereift ist. Wie er die Spitze meines Säbels verfärbt. Ob mein Gefühl für den Stahl – mein Sentiment du fer – noch lebendig ist oder schon tot?
    Unfälle beim Silent Drill sind selten, aber es soll schon vorgekommen sein.

Dreißig
    G eneral Akhtar kritzelte mit der Inbrunst eines Mannes, der genau weiß, was er sagen will, aber nicht den richtigen Ton trifft, auf einem Blatt Papier herum. Immer wieder huschten seine Augen zu dem grünen Telefon, das er direkt vor sich in den kleinen Wald aus Tischflaggen gestellt hatte. Sie repräsentierten seine mannigfaltigen Verpflichtungen gegenüber Armee, Marine, Luftwaffe und verschiedenen paramilitärischen Einheiten. Als Oberhaupt des Inter Services Intelligence hatte er nie auf einen Anruf warten müssen, schon gar nicht auf eine so läppische Information wie diese. Doch nun, als Vorsitzender des Generalstabs, stand er strategischen Besprechungen vor und weihte eine Wohnanlage für Offiziere nach der anderen ein. Von General Zias Unternehmungen erfuhr er mitunter erst aus der Zeitung. All das ärgerte ihn, aber er hatte ein gepflegtes Desinteresse an den Angelegenheiten des Geheimdienstes einstudiert. „Ich bin glücklich, meinem Land dienen zu können, in welcher Eigenschaft mein Chef es auch wünscht“, sagte er, sooft er mit General Zia zusammentraf. Die Information, auf die er wartete, war leicht zu bekommen. Es gab zwei Flugzeuge und nur eine VIP-Kapsel. Alles, was er wissen wollte, war, in welche der beiden Maschinen die Fiberglaskapsel integriert, welche der beiden Pak One werden würde. Er musste gar nicht darüber nachdenken, sondern versuchte, sich auf den letzten Satz seiner Ansprache zu konzentrieren.
    Es würde eine schlichte Rede werden. Knapp und aussagekräftig. Er würde sich nicht in weitschweifigen Förmlichkeiten ergehen wie General Zia – „Meine Brüder und Schwestern, meine Onkel und Tanten …“. Seine Botschaft war kurz. Mit zehn Zeilen, für die er nicht mehr als anderthalb Minuten brauchte, würde er den Lauf der Geschichte ändern. „Meine Landsleute. Die Maschine unseres geliebten Präsidenten hatte kurz nach ihrem Start in Bahawalpur einen unglückseligen Unfall …“
    Er las den Satz noch einmal. Er erschien ihm nicht sehr glaubwürdig. Irgendetwas daran klang unecht. Wahrscheinlich sollte er erklären, was geschehen war. Technisches Versagen? Er konnte unmöglich von Sabotage sprechen, aber er konnte eine Andeutung machen. Er strich die Worte „hatte einen unglückseligen Unfall“ und ersetzte sie durch „explodierte“. Das klang anschaulicher. Er schrieb einen weiteren Satz an den Rand. „Wir sind von Feinden umgeben, die unser Land vom Weg des Erfolgs abdrängen wollen …“ Er beschloss, doch bei dem „unglückseligen Unfall“ zu bleiben, fügte aber hinzu: „Die Ursachen für diesen tragischen Absturz sind nicht bekannt. Eine Untersuchung ist bereits angeordnet, und die Schuldigen, sofern es welche gibt, werden gemäß den Gesetzen unseres Landes und so schnell es geht ihrer gerechten Strafe überantwortet werden.“
    Geistesabwesend nahm er den Hörer ab. Das Telefon funktionierte noch. Er dachte lange und gründlich über den Schlusssatz seiner Rede nach. Etwas, das alles

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