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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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Lausbuben, die zu spät nach Hause gekommen sind. „Soweit es mich angeht und auch die Akademie, wart ihr bei einem Überlebenstraining im Dschungel. Was wahrscheinlich gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt liegt.“
    Sein Sandhurst-Getue war mir immer zuwider gewesen, aber nun klangen seine Worte weder zurechtgebastelt noch einstudiert, sondern als ob er wirklich meinte, was er sagte. Ich empfand nicht den üblichen Widerwillen, als er davon sprach, alles hinter uns zu lassen und einen Schlussstrich unter die ganze Affäre zu ziehen. Schon halb im Gehen, fragte er leise: „Ist das klar?“ Wir beiden antworteten in Lautstärke 5: „Ja, Sir!“ Das riss ihn für einen Augenblick aus seiner Niedergeschlagenheit, und er ging mit einem stolzen Lächeln davon.
    â€žWieder ein General, der deinen Papi spielen möchte“, sagte Obaid giftig und ließ sich rückwärts auf sein Bett fallen.
    â€žDas Gefängnis hat einen Zyniker aus dir gemacht, Baby O. Wir sind doch alle eine große Familie.“
    â€žJa“, sagte er und versteckte sein Gähnen hinter einem Buch. „Eine große Familie. Ein großes Haus. Mit vielen netten Verliesen.“

    W as kann der Kommandant jetzt von mir wollen? Einen Bericht über die Fortschritte des Silent-Drill-Teams? Oder erwartet mich eine weitere Predigt über das Gefängnis als Schule des Lebens? Hat sich jemand über meine neue Vorliebe für Kronkorken beschwert? Ich rücke mein Barett und meinen Kragen zurecht. Mit einem enthusiastischen Salut betrete ich das Büro.
    Der Kommandant hat eine Lesebrille auf der Nasenspitze und salutiert mit zwei Fingern. Er wirkt noch aufgeräumter als ich. Die Stimmung im Raum verheißt eine gute Nachricht. Hat er seinen dritten Stern bekommen? Aber sein Strahlen gilt mir. Ich scheine die Quelle seiner himmelhoch jauchzend guten Laune zu sein. Er schwenkt ein Blatt Papier durch die Luft und sieht mich verschmitzt an. Raten Sie mal, sagt sein Blick.
    â€žSie müssen gewaltigen Eindruck auf die hohen Tiere gemacht haben“, sagt er, offenbar ein wenig erstaunt über den Inhalt des Schreibens.
    â€žâ€šDas Silent-Drill-Team hat die Ehre, am 17. August in der Garnison 5 in Bahawalpur aufzutreten. Die Veranstaltung findet im Anschluss an eine Panzervorführung statt‘“, liest er laut vor und schaut in Erwartung eines Freudentanzes zu mir auf.
    Was soll das? Sind wir ein Elite-Drill-Team oder ein verdammter Wanderzirkus? Sollen wir etwa von Cantonment zu Cantonment ziehen und die Truppen unterhalten? Wo liegt überhaupt diese Garnison 5?
    â€žEs ist mir eine Ehre, Sir.“
    â€žSie wissen noch nicht mal die Hälfte, junger Mann. Der Präsident selbst wird anwesend sein und der amerikanische Botschafter. Und wenn der Chef kommt, können Sie damit rechnen, dass alles, was Orden hat, aufmarschiert. Sie haben recht. Das ist eine Ehre.“
    Ich fühle mich wie einer, den man als Toten unter einem Berg Leichen liegen gelassen hat, und der nun hört, wie jemand seinen Namen ruft. Wie wahrscheinlich ist es, dass der Strick reißt, ehe das Genick bricht? Wie viele Attentäter bekommen eine zweite Chance?
    â€žDas verdanken wir allein Ihrem Kommando, Sir.“
    Er zuckt die Achseln, und mir ist sofort klar, dass er nicht eingeladen ist.
    Zum ersten Mal wird mir bewusst, dass der Mann mit dem ergrauenden Haar, der maßgeschneiderten Uniform und dem nackten Ehrgeiz sich einbildet, mir sei Unrecht getan worden. Er hat gewaltige Schuldgefühle. Es ist gut, einen Trottel wie ihn auf seiner Seite zu haben. Das Deprimierende an seiner kerzengeraden Haltung und daran, wie er mir entgegenschlurft und die Hände auf die Schultern legt, ist, dass er jedes Wort, das er sagt, auch meint. Er ist stolz auf mich. Er möchte, dass ich erreiche, was er selbst gern erreicht hätte.
    Ãœber seine Schulter hinweg betrachte ich die Vitrine mit den Trophäen. Man hat den Bronzemann nach rechts verschoben. Die Statue eines Fallschirmspringers nimmt nun seinen Platz ein. Der Fallschirm ist aus Silberfolie und mit silbernen Drähten am Harnisch des Mannes befestigt, der mit beiden Händen die Reißleinen umfasst und nach oben in den Fallschirm blickt.
    Die Temperatur im Raum scheint um einige Grade zu fallen, als ich die Inschrift auf dem glänzenden schwarzen Holzblock lese, auf dem die Figur montiert ist: Zum Andenken an

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