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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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Kommunikationssatelliten geändert, um das Satellitentelefon des Botschafters zu erreichen. Eine Begründung für diese Dringlichkeit wurde im Logbuch nicht verzeichnet und auch nicht, dass Arnold Raphel ein einer lokalen Kirche angeschlossenes Waisenhaus besuchte, um nicht bei General Zia festzusitzen und um dem peinlichen Abgesang nach der Vorführung des M1 Abrams zu entgehen.

    R aphels Satellitenempfänger, ein klobiges silbernes Ding in einer Hartplastikbox, wird abgeschaltet und unter dem Rücksitz seines schwarzen Mercedes verstaut. Der Wagen steht in dem backsteingefassten Hof einer im Bau befindlichen katholischen Kirche. Die Gerüste sind anlässlich des Botschafterbesuchs mit weißen Plastikplanen verdeckt. Das Wappen der Karmelitinnen mit den drei Sternen und dem silbernen Kreuz hängt schlaff an seinem Mast auf dem Dach der Kirche. Hinter dem Mercedes räkeln sich die pakistanischen Kommandosoldaten in den offenen Jeeps und suchen Kühlung im spärlichen Schatten der Dattelpalmen. Musik dringt durch die Kirchentür nach draußen.
    Auf der vordersten Bank in dem niedrigen Raum sitzt Arnold Raphel und lauscht umgeben von barfüßigen Nonnen dem sonderbarsten Chor seines Lebens. Ein Mann spielt auf dem Harmonium, während neben ihm ein Zwölfjähriger die Tabla schlägt. „In der Schule des Gekreuzigten, in der Schule des Gekreuzigten“, singt der Mann, und der Chor sauber geschrubbter Kinder in Khakishorts und weißen kurzärmeligen Hemden streckt in pantomimischer Nachahmung des Gekreuzigten die Arme aus und legt die Köpfe nach rechts. Der Deckenventilator, die eisgekühlte Coca-Cola und der Klang von echtem Amerikanisch in diesem abgelegenen Dorf beruhigen Arnold Raphel, eine seltsame Gelassenheit überkommt ihn, und für einige Augenblicke vergisst er die schreckliche Panzervorführung und den bevorstehenden Rückflug mit General Zia. Diese Kirche ist ganz anders als die, die er gelegentlich in der Washingtoner Vorstadt besucht hat. Auf dem Altar stehen Räucherstäbchen und die Schwestern lächeln ihm verschwenderisch zu. Ein in verschiedenen Rosa- und Goldtönen gemaltes molliges Jesuskind, das eine Ringelblumengirlande um den Hals trägt, blickt aus mit Kajal geschminkten Augen auf die Gemeinde herab. „Du zahlst keine Gebühren, du zahlst keine Gebühren.“ Arnold Raphel beugt sich nach vorn, um die Nonne besser zu verstehen, die die Hymne flüsternd für ihn übersetzt. „Du zahlst keine Gebühren, in der Schule des Gekreuzigten.“ Seine Augen sind wie gebannt von den bloßen Füßen der Nonne, die von unzähligen Reihen zierlicher Henna-Kreuze bedeckt sind. Ein Lächeln stiehlt sich auf seine Lippen und Raphel beschließt, bis zum Ende des Gottesdienstes zu bleiben. Soll General Zia doch seine blöde Mango-Party alleine feiern, denkt der Botschafter. Am besten, ich fliege mit meiner eigenen Cessna zurück. „Du musst mit deinem Kopf bezahlen, du musst mit deinem Kopf bezahlen, auf dem Hackbrett.“ Die Waisen schneiden sich mit imaginären Schwertern die Kehle durch und singen den Refrain: „In der Schule des Gekreuzigten. In der Schule des Gekreuzigten.“

    I n Langley breitet der oberste Nachrichtenoffizier ratlos die Arme aus und verkündet, dass der Herr Botschafter offenbar eine lange Siesta hält. „Pak One ist zum Start zugelassen. Sie startet in wenigen Minuten“, übermittelt der Satellit, der die Meldungen des Kontrollturms in der Garnison auffängt. Der Analyst der Südasienabteilung schaut sich noch einmal alle im Logbuch aufgezeichneten Anrufe an. Der erste stammt von einem General mit dem merkwürdigen Namen Beg, der dringend darum bittet, den amerikanischen Botschafter von einer Teilnahme an der Mango-Party in Pak One abzuhalten. Der Analyst sieht eigentlich keine Notwendigkeit, der Sache weiter nachzugehen. Es sei typisch für diese Pakistani-Generäle, sich wegen ein paar stinkender Früchte so aufzuregen, erklärt er seinen Kollegen, als er die Schicht beendet.

Sechsunddreißig
    M ajor Kiyani sieht auf seine Sandalen hinunter. Einen Augenblick lang hat er vergessen, warum er keine Armeestiefel trägt. Alles dreht sich, als wäre er gerade einer Achterbahn entstiegen. Mit der Gier eines sterbenden Fisches schnappt er nach Luft. Während der gesamten achthundert Kilometer Fahrt hat er einen Satz geübt:

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