Eine Kiste explodierender Mangos
sie sich von General Zias Rektum hinaufgearbeitet haben, finden sie eine gesunde und saubere Leber vor, die Leber eines Mannes, der zwanzig Jahre lang keinen Tropfen Alkohol getrunken hat und seit neun Jahren nicht mehr raucht. Er besitzt die Innereien eines Mannes, der in den letzten zehn Jahren keinen Bissen zu sich genommen hat, der nicht vorgekostet war. Nachdem die Armee sich durch seine Leber gefressen hat, gräbt sie einen Tunnel zu seiner Speiseröhre und rückt von dort weiter und weiter vor.
Die ursprünglich siebenjährige Lebenserwartung dieser Bandwürmer beträgt zwar jetzt nur noch zwanzig Minuten, aber immerhin haben sie in dieser Zeit gut zu essen.
SiebenunddreiÃig
V erglichen mit der C-130, in der wir hergeflogen wurden, ist Pak One ein Palast. Die Maschine hat eine Klimaanlage. Der Boden riecht nach zitronigem Desinfektionsmittel. Wir sitzen hinter der VIP-Kapsel in richtigen Sitzen mit Armstützen. Es gibt sogar einen Kellner mit einem weiÃen Turban, der eisgekühlte Coca-Cola in transparenten Plastikbechern serviert. Es fehlt an nichts. So sollte das Leben sein, denke ich. Ich bohre Obaid meinen Ellbogen in die Rippen, um ihn auf den Frachtlift aufmerksam zu machen, der einen Stapel Kisten über die Rampe ins Flugzeug hebt. Aber Obaid hat die Nase in einem Buch vergraben und würdigt mich keines Blickes. Hinter den aufgetürmten Mangokisten erscheint die Glatze von Lademeister Fayyaz. Die Kisten sind kunstvoll mit Schablone und blauer Tinte beschriftet. Die Mangos, die wir euch schenken, sind die Früchte der Saison und ein Zeichen von Liebe und Gedenken. Vereinigte Kooperative Pakistanischer Mangopflanzer, steht in kühnen Lettern auf jeder Kiste. Die Kommunistenfreunde des Generalsekretärs spielen immer noch ihr doppeltes Spiel. Fayyaz sichert die Kisten mit einem Plastikseil am Boden des Flugzeugs und rüttelt kräftig daran, um zu sehen, ob es hält. Es hält.
Die Klappe der Laderampe schlieÃt sich geräuschvoll, und plötzlich erfüllt überwältigender Mangogeruch die Kabine. Der Geruch einer Mango mag angenehm sein, aber der von einer Tonne erregt Brechreiz. Fayyaz sieht durch mich hindurch, als hätte er nie versucht, mich zu belästigen. Major Kiyani steht mit dem Rücken gegen die VIP-Kabine gelehnt. Vielleicht erwartet er, dass man ihn jeden Moment hineinbittet. Seine Uniform ist ihm zu klein und vermittelt den Eindruck einer Zwangsjacke. Wieder versetze ich Obaid einen Stoà in die Rippen. âSchau dir mal seine FüÃe an.â
Obaid blickt gereizt auf. âEr trägt Sandalen. Na und? Immerhin ist er mal in Uniform.â Er steckt die Nase wieder ins Buch.
Major Kiyani kommt auf mich zu und starrt mich an. Wahrscheinlich ist ihm eingefallen, dass er mich schon irgendwo gesehen hat, aber es fehlen ihm die Worte. Ich räume meinen Platz. âSetzen Sie sich doch bitte, Sir.â Er fällt fast in den Sitz, als könnten seine Beine ihn nicht länger tragen.
âIch muss Sie bitten, von Bord zu gehen, Unteroffizier. Pak One darf keine stehenden Passagiere befördernâ, ruft Stabsfeldwebel Fayyaz hinter den Mangokisten hervor.
Ich hätte gute Lust, ihm mit einer davon den Schädel zu zertrümmern, aber die beiden bärtigen Kommandosoldaten an der Tür der C-130 mustern mich bereits argwöhnisch. âKomm, Obaidâ, sage ich und gehe, ohne ihn anzusehen, auf die Tür zu. Jetzt werde ich auch noch von meinem Logenplatz an General Zias Totenbett vertrieben. An der Tür wende ich mich um. Obaid schwenkt sein Buch und formt mit den Lippen so etwas wie âIch bin gleich fertigâ.
Ich schaue ihn verachtungsvoll an, nicke Major Kiyani zu, der mit geschlossenen Augen in den Sitz zurückgesunken ist, tippe vor den Kommandos an meine Mütze und rufe: âGenieÃen Sie Ihren VVIP-Flug.â
â B ruder Raphel, Sie haben nicht mit uns zu Mittag gegessenâ, klagt General Zia mit wehleidiger Stimme, ergreift mit beiden Händen die Hand des Botschafters und zieht ihn auf Pak One zu. âIch weiÃ, Sie haben Ihre Mittagspause bei Jesus und Maria verbracht.â General Zia senkt seine Stimme zu einem Flüstern. âWir müssen jetzt unsere Köpfe zusammenstecken und auf die nationale Sicherheit scheiÃen.â
Arnold Raphel, der noch immer unter dem Eindruck seines spirituellen Erlebnisses mit den Karmelitinnen und den singenden Waisen
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