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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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„Es geht um Leben und Tod, Sir, es geht um Leben und Tod, Sir.“ Er schaut sich um. Von Arnold Raphel ist nichts zu sehen. Auf dem ganzen Flugfeld gibt es keinen einzigen Amerikaner. General Akhtar sieht ihn flehend an, beschwört ihn, Gott weiß was zu sagen. Major Kiyani hat plötzlich das Gefühl, er sollte salutieren, zurück zu seinem Wagen gehen, wieder in sein Büro fahren – diesmal in vernünftigem Tempo – und seine Arbeit aufnehmen. Allerdings sind noch immer die Gewehre der Scharfschützen auf seinen Hinterkopf gerichtet, während zwei sehr interessierte Augenpaare ihm forschend ins Gesicht blicken. Man wartet auf eine Erklärung. Es geht um Leben und Tod, Sir, sagt er noch einmal stumm zu sich selbst, und stößt dann zwischen ein paar Schlucken Sauerstoff keuchend hervor: „Es geht um die nationale Sicherheit, Sir.“
    Ãœber General Akhtars angespanntes, gelbes Gesicht zieht ein düsterer Schatten. Er würde Major Kiyani am liebsten in den Kopf schießen, an Bord seiner Cessna gehen und nach Islamabad zurückfliegen. Er erwartet entschlossenes Handeln von seinen Männern. Dass sie in der Schlacht seine Flanken decken, ihm, wenn nötig, die Flucht ermöglichen. Und nicht, dass sie von nationaler Sicherheit faseln wie die letzten Schwächlinge.
    Akhtar saugt die dünnen Lippen ein und umklammert seinen Stab. Auf einmal erscheint Major Kiyani ihm nicht mehr als der Retter zu Pferde, der den unwiderlegbaren Beweis seiner Unschuld bringt, sondern wie der Todesengel in Person.
    General Zias Augen leuchten auf, er boxt mit den Fäusten in die Luft und ruft: „Zum Teufel, wir scheißen auf die nationale Sicherheit. Wir haben zwanzig Kisten. General Akhtar, mein Bruder, mein Kamerad, wir werden einen Festschmaus veranstalten.“ Er legt einen Arm um General Akhtars Hüfte, den anderen um Major Kiyani und steuert auf Pak One zu.
    General Zia fühlt sich sicher, umgeben von diesen beiden Profis, aber seine Gedanken rasen. Ein Gewirr von Bildern, Worten und vergessenen Geschmäckern kehren zu ihm zurück. Er wünscht sich, so schnell sprechen zu können, wie sein Verstand arbeitet, aber er kann die Worte nicht in die richtige Reihenfolge bringen. Beim Satan, denkt er, wir werden dieses Schwein mit Sonnenbrille loswerden. Wir hängen ihn an den Lauf von Abrams 1 und feuern. Mal sehen, ob Abrams 1 den auch verfehlt. Bei diesem Gedanken prustet er laut heraus. „Wir kaufen diese Panzer. Wir brauchen sie“, sagt er zu Arnold Raphel. Erst jetzt merkt er, dass der Botschafter nicht da ist.
    â€žWo ist Bruder Raphel?“, schreit er.
    Akhtar sieht seine Chance und windet sich in General Zias Umklammerung. „Ich gehe ihn suchen.“
    General Zia verstärkt seinen Griff, sieht General Akhtar in die Augen und sagt im Ton eines verschmähten Liebhabers: „Sie wollen nicht mit mir diese Köstlichkeit unseres Landes genießen? Sie können sie mit einem Messer zerteilen und essen wie die vornehmen Begams in der Stadt. Sie können sie essen, wie Sie wollen, Bruder. Wir haben zwanzig Kisten unserer feinsten nationalen Sicherheit, ein Geschenk unseres Volkes.“
    General Zia nähert sich dem roten Teppich, und ein Dutzend Generäle nimmt Haltung an und salutiert. Als ihre Hände an ihre Augenbrauen fliegen, zuckt General Zia zusammen und starrt, statt zurückzusalutieren, in ihre Gesichter. Was wohl in diesen Männern vorgeht? Es drängt ihn, sie nach ihren Frauen und ihren Kindern zu fragen und ein Gespräch zu beginnen. General Zia möchte Einblick in die Gedanken seiner Befehlshaber erhalten. Schließlich spricht er eine Einladung aus, die wie ein Befehl klingt. „Die Party findet an Bord statt.“ Er zeigt mit dem Finger auf Pak One. „An Bord, meine Herren. Alle an Bord. Zum Teufel, lassen wir die Party steigen!“
    In dem Moment, als General Zia mit einem Dutzend verwirrter Generäle hinter sich den roten Teppich betritt, verspürt er den ersten grimmigen Stich im Unterleib.
    Die plötzliche Beschleunigung seines Blutkreislaufs hat die Armee der Bandwürmer aus ihrem Schlummer geweckt. Sie verspüren unbändigen Hunger. Das durchschnittliche Alter eines Bandwurms beträgt sieben Jahre, die er gänzlich mit der Suche und dem Verzehr von Nahrung verbringt. Diese Generation von Bandwürmern ist unter einem besonders glücklichen Stern geboren. Als

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