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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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als ein diensthabender Kadett ihn dabei ertappte, wie er zwischen den Gebeten Yoga machte. Gerade hatte er noch im Lotossitz gesessen, Daumen und Zeigefinger aneinandergelegt auf den Knien ruhend, und versucht, seine Kundalini zu wecken, wurde aber im nächsten Moment schon beschuldigt, hinduistische Andachten in einer Moschee abzuhalten. Noch einmal davongekommen war er nur, weil ich dem Kadetten gedroht hatte, ihn nie wieder zu unseren Videoabenden einzuladen.
    Ich kann mir nicht vorstellen, was der 2. OIC in der Moschee für seine Akte zu finden hofft.
    Es sei denn, Allah erklärt sich freiwillig bereit, gegen mich auszusagen.
    Die Moschee war ursprünglich eine alte Kaserne, die in eine Gebetshalle mit niedriger Decke und einem Sperrholzminarett umgewandelt wurde. Sie ist als vorübergehende Einrichtung gedacht. Ein Modell für Allahs neues Heim steht in einem Glaskasten am Eingang. Es hat eine grüne Kuppel mit goldenen Streifen, vier Minarette und kleine Plastikfiguren, die in ihrem Hof beten.
    An der Tür zur Moschee machen wir Halt. Der 2. OIC setzt sich, um seine Schuhe auszuziehen. Ich bleibe stehen, unsicher, was von mir erwartet wird.
    â€žSie kommen mit mir hinein, Unteroffizier“, sagt er.
    â€žMeine Kleidung ist nicht sauber, Sir.“ Ich leiere die gleiche Halbwahrheit herunter, mit der ich mich seit Monaten vor dem obligatorischen Beten drücke.
    â€žKeine Sorge, wir müssen nur reden.“
    Negative g-Kraft durchzuckt meinen Magen. Sunzi lehrt Methoden, den Gegner zu überraschen, aber er schreibt nicht, wie sich dieser dabei fühlt.
    Abgesehen von ein paar Kadetten in weißen Shalvar Kamiz und Gebetskappen, allem Anschein nach in ein angeregtes Kartenspiel vertieft, ist die Moschee um diese Zeit leer. Ich kann ihre Gesichter nicht erkennen, aber an ihrer Kleidung sehe ich, dass sie die jüngsten Opfer des andauernden Wäschestärkekriegs sind. Unser Kommandant will, dass alle doppelt gestärkte Uniformen tragen, sogar im Juni, was regelmäßig zu Hautausschlägen und hässlichen Infektionen führt. Vor der Krankenstation stehen stets lange Schlangen von breitbeinigen Kadetten, bemüht, die messerscharfen Falten ihrer Hosen von ihren Beinen fernzuhalten, während sie versuchen, sich an den unmöglichsten Stellen zu kratzen. Die Sanitätsstaffel beurteilt die Stärke als Gesundheitsrisiko und hat mit der Maßnahme beim Ausbruch einer Epidemie zurückgeschlagen. Wer wegen seiner gestärkten Uniform unter einer Erkrankung der Haut leidet, erhält ein Attest mit der Anweisung „keine gestärkten Uniformen“. Der Kommandant gestattet jedoch keine ungestärkten Uniformen im Dienst, aber er kann den Erkrankten auch nicht erlauben, in ihrer Stube zu bleiben. Er hat daher angeordnet, dass sie sich tagsüber in der Moschee aufhalten.
    â€žSoll das jetzt eine Strafe oder eine Belohnung sein?“, pflegte Obaid zu fragen. Der einzige eindeutige Gewinner in diesem Wettstreit zwischen der medizinischen Abteilung und unserem Kommandanten ist Gott. In diesen Tagen suchen mehr Gläubige die Moschee auf als je zuvor.
    Als unsere Jungs in Weiß sehen, dass sich der 2. OIC nähert, raffen sie überstürzt ihre Karten und Münzen zusammen und verwandeln sich von einer Bande Rupien-Zocker in gottesfürchtige junge Männer. Der 2. OIC wirft ihnen einen anerkennenden Blick zu, als erhielten sie in seinen und in Allahs Augen allein schon durch ein vorgetäuschtes Gebet die Absolution. Ich kapiere immer noch nicht, worum es geht, auch als er mir in der Haupthalle aus den Buchständern an der Wand einen Koran reicht und mir in die Augen sieht. Ich warte auf seinen nächsten Befehl.
    â€žJetzt legen Sie Ihre rechte Hand auf den Koran und sagen, dass Sie nicht wissen, warum Obaid sich unerlaubt von der Truppe entfernt hat. Schwören Sie bei Allah, dass Sie keine Kenntnis von seinem Verbleib haben.“
    Wären wir nicht in der Moschee gewesen, hätte ich ihm gesagt, was er mich kann.
    â€žIch kann nicht schwören, Sir, nicht auf den Koran.“
    â€žDemnach wissen Sie also Bescheid“, sagt er. „Und gestehen mit Ihrer Weigerung Ihre Schuld ein? Schauen Sie, nur Sie und ich und unser Allah sind hier.“ Er legt seine eigene Rechte auf den Koran. „Sagen Sie mir die Wahrheit, und ich schwöre, dass ich Sie aus diesem Schlamassel raushole.“
    â€žIch musste meinem Vater

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