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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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zurück.
    Ich stoße einen Pfiff in Richtung eines Krähenpaares aus, das auf einem Telefonmast schnäbelt. Der alte Wäscher, der mit unserer Wäsche auf einem Eselskarren vorüberzockelt, schreckt bei meinem lauten Gruß aus seinem Schlummer hoch. „Morgen, Onkel Starchy, sei vorsichtig mit dem weißen Zeug!“
    Die Jungs aus meiner Staffel haben sich bereits zur morgendlichen Uniforminspektion aufgestellt. Sechsundachtzig gähnende Gesichter schauen, als wären sie einem Gespenst begegnet, als sie mich so früh am Morgen rennen sehen. Sie nehmen Habachtstellung ein wie quietschende Räder eines Flugzeugs, das zu lange auf der Rollbahn gestanden hat.
    Ich trete vor sie und fange an, auf der Stelle zu hüpfen.
    â€žLos! Aufwachen!“, rufe ich. „Einen Tag bin ich nicht da, und schon habe ich einen Haufen Memmen vor mir. Wo ist der Geist der Fury-Staffel geblieben?“
    Ohne weiteren Befehl schließen sie sich an, zuerst zaghaft, dann passen sie sich meinem Rhythmus an, bis alle auf der Stelle zu laufen beginnen. Ich schreite die Reihen ab, halte vor den Kadetten meine Hand jeweils in Brusthöhe, damit sie sie mit ihren Knien berühren.
    Sie freuen sich, dass ich wieder da bin.
    Die Blödmänner, als ob sie eine Wahl hätten.
    Mein Wächter steht am Rand, außer Atem vom Rennen und voller Verblüffung über den begeisterten Empfang seines Gefangenen.
    â€žRechts um, marsch, marsch!“, kommandiere ich. „Bis gleich auf dem Platz, Jungs.“
    Ich renne auf meine Stube zu, ohne mich nach dem Polizisten umzudrehen. Ich will sehen, ob er so duldsam ist, wie er aussieht. Wovon genau soll er mich eigentlich abhalten?
    Er folgt mir. Der arme Irre folgt mir den ganzen Weg bis auf die Stube. Inzwischen wirkt er ziemlich alarmiert. Ich öffne meinen Spind und werfe dabei einen unauffälligen Seitenblick auf Obaids Bett. Ein frisches weißes Laken ist über die graue Decke gespannt. Wieder denke ich an die trauernde Hinduwitwe. Ich hole tief Luft und sondiere meinen Spind. Vor mir liegt geordnet und gestapelt mein ganzes Leben. Uniformhemden links, Hosen rechts, meine goldenen Unteroffiziersschulterklappen im rechten Winkel zur Schirmmütze, Zahnbürste in einer Linie mit der Zahnpastatube, die Rasiercreme auf ihrer Kappe stehend, parallel zum Rasierpinsel; alle Exponate meines täglichen Lebens sind entsprechend den Richtlinien der Spindvorschrift angeordnet. Ich öffne die Schublade, um zu überprüfen, was ich schon weiß. Sie wurde durchsucht. Ich nehme meinen Säbel, der an der Innenseite der Spindtür hängt, in Augenschein. Ein grüner Seidenfaden von der Quaste am Griff ist wie zufällig um den oberen Teil der Scheide gewunden; genauso wie ich es hinterlassen hatte. Ich überlege, ob ich zu Obaids Bett hinübergehen soll. Auch der Blick meines Wächters ist auf das Bett gerichtet. Ich beginne mich auszuziehen.
    Meine Hände bewegen sich an meinem Hemd hinunter; während ich es aufknöpfe, gehe ich rasch meine Möglichkeiten durch. Ohne mich umzuschauen, werfe ich mir das Hemd über die Schulter und ziehe mein Unterhemd aus der Hose. Der Wächter scharrt mit den Füßen, seine Finger betasten die uralte Mündung seines Gewehrs. Der Trottel hat nicht vor, sich zu bewegen. Ich wende mich ihm zu und öffne mit einem Ruck den Reißverschluss meiner Hose. Dann gehe ich auf ihn zu, während ich mit den Fingern den Bund meiner Unterhose herunterziehe.
    â€žNa, Onkel 303, wollen Sie das wirklich sehen?“
    Verlegen flüchtet er rückwärts aus dem Raum.
    Ich verriegle die Tür und stürze mich auf Obaids Bett. Es hat keinen Sinn, in den Nachttisch zu schauen. Sie haben alles mitgenommen. Ich drehe die Matratze herum. Offensichtlich haben sie nicht daran gedacht, dass es außer dem obligatorischen Loch noch andere Verstecke in der Matratze geben könnte. An der Seite ist ein Reißverschluss, ich öffne ihn, fahre mit der Hand unter dem Bezug hin und her und untersuche die tote schwammartige Oberfläche des Schaumgummis. Ich ertaste eine Öffnung und gleite mit der Hand in den Schaumtunnel. Meine Finger berühren ein glattes Stück Seide, und ich ziehe es hervor.
    Obaids Taschentuch mit Rosenmuster. Es duftet nach Poison und Obaid, und eine fünfstellige Zahl steht darauf. In Obaids elegant geschwungener Handschrift.
    Als ob man mich auch nur in die Nähe

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