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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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irrationalen Hass auf Landsleute in Uniform.
    â€žUnd was haben Sie wirklich verbrochen? Die Gosse nicht ordentlich gefegt?“
    Er ignoriert meinen Scherz. „Man hat mich einer Verschwörung zur Ermordung General Zias angeklagt“, verkündet er feierlich.
    Dann sind wir ja schon zu zweit, liegt es mir auf der Zunge, aber ich kann ihm nicht trauen. Was, wenn er ein Maulwurf von Major Kiyani ist, der den Auftrag hat, mein Vertrauen zu gewinnen? Andererseits hätte bestimmt keiner von Kiyanis Männern die Phantasie oder den Schneid, ein Mitglied der Straßenfegergewerkschaft zu spielen.
    â€žUnd? Sind Sie ein Verschwörer? Wie wollten Sie die Sache angehen?“
    â€žUnser Zentralkomitee hatte General Zia dazu eingeladen, die Woche der Nationalen Sauberkeit zu eröffnen. Ich war gegen diese Einladung, weil sein Coup d’ État ein historischer Rückschlag für den Kampf der Arbeiter gegen die nationalistische Bourgeoisie war. Es steht alles in den Akten. Sie können meine Einwände bei der Versammlung auf die Minute genau nachlesen. Der Geheimdienst hat unsere Gewerkschaft infiltriert, und unsere maoistischen Genossen haben uns verraten. Sie haben ein paralleles Zentralkomitee gegründet und General Zia eingeladen. Seine Sicherheitsbeauftragten entdeckten eine Bombe in dem Rinnstein, den er kehren sollte, um die Nationale Sauberkeitswoche zu eröffnen. Sehen Sie, wie diese Militärgehirne arbeiten? Ich war dagegen, ihn einzuladen! Ich wollte nicht, dass er auch nur in die Nähe unserer Rinnsteine kommt! Und wer war der Erste, den Ihre Leute verhaftet haben? Ich.“
    â€žIhr habt also eine Bombe gelegt?“, frage ich.
    â€žJedes Mitglied der Straßenfegergewerkschaft glaubt an den politischen Kampf“, schließt er großspurig das Thema ab.
    Eine Weile schweigen wir, und irgendwie kommt es mir jetzt noch dunkler vor.
    â€žAber warum sollte jemand ihn umbringen wollen?“, frage ich. „Ich glaube, er ist sehr beliebt. Ich habe sein Bild auf Lastwagen und Bussen gesehen.“
    â€žEuer Problem ist, dass ihr angefangen habt, euren eigenen Quatsch zu glauben.“
    Ich gebe ihm keine Antwort. Mir ist klar, dass er ein dämlicher Zivilist ist, aber einem wie ihm bin ich noch nie begegnet. Er kichert und sagt jetzt in wehmütigem Ton: „Wissen Sie, was die vor dem Schulterschluss mit den Maoisten versucht haben?“
    â€žNein.“ Ich habe es satt, so zu tun, als wüsste ich Dinge, von denen ich in Wahrheit keine Ahnung habe.
    â€žSie wollten Mullahs bei uns einschleusen, wie in alle anderen Gewerkschaften. Sie haben sogar probiert, die Sauberkeitswoche dafür zu missbrauchen. Mit dem Motto: Reinlichkeit ist schon der halbe Glaube.“ Er fängt an, verächtlich zu lachen.
    â€žNa und?“ Wo soll da der Witz sein? Dieser Spruch steht in der Hälfte aller öffentlichen Toiletten in Pakistan. Interessiert doch keinen. Aber lustig findet es auch niemand.
    â€žAlle Putzleute sind entweder Hindus oder Christen. Und ihr dachtet, ihr könntet eure gekauften Mullahs einschleusen und unsere Gewerkschaft stürzen.“
    Nicht zu fassen, die Bärte haben versucht, die Reihen der nationalen Straßenfegergemeinschaft zu unterwandern! Zugegeben – wirklich keine sonderlich brillante Idee.
    â€žAber ich sage Ihnen, was ich niemals öffentlich sagen würde“, flüstert er nun eindringlich. „Die Maoisten sind wahrscheinlich schlimmer als die Mullahs.“
    â€žIch weiß, Sie sind der Generalsekretär, aber glauben Sie wirklich, dass Zia und seine Generäle rumsitzen und darüber nachdenken, wie sie die Macht der Straßenkehrer brechen können? Dafür sind Sie doch viel zu intelligent.“
    Vielleicht ist es mein gönnerhafter Ton, der ihn zum Schweigen bringt. Dem folgt ein Wutausbruch.
    â€žSie sind ein Angehöriger der reaktionären Bourgeoisie, die die Dialektik unserer Geschichte nie verstanden hat. Ich war so nahe dran, die Regierung zu stürzen.“
    Ich wünschte, ich könnte ihn sehen. Plötzlich erscheint er mir alt und verschroben, voll von Ideen, die ich nicht verstehe.
    â€žWir riefen einen Streik aus. Wissen Sie noch – der große Streik der Straßenfegergewerkschaft von 1979? Nein, natürlich nicht. Den Putzleuten in Ihrem Cantonment ist es nicht gestattet, in die Gewerkschaft einzutreten. Innerhalb von drei Tagen lag der Abfall

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