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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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bin bei den Streitkräften. Es liegt offensichtlich ein Missverständnis vor.“
    Aus seinem langen Schweigen zu schließen, ist er beeindruckt.
    â€žSie lügen mich auch nicht an?“, sagt er, halb fragend, halb erstaunt.
    â€žIch bin noch in Uniform“, erkläre ich. Das ist eine Feststellung, es klingt aber wie ein Versuch, mich selbst zu beruhigen.
    â€žLegen Sie Ihr Gesicht an das Loch. Ich will Sie sehen.“
    Ich gehorche und flüstere aufgeregt: „Haben Sie Licht?“ Wenn er ein Feuerzeug hat, hat er vielleicht auch eine Zigarette.
    Ich bin wie betäubt, als der Speichel mich ins Auge trifft, zu verblüfft sogar, um zurückzuspucken. Als ich endlich „Was zum Teufel …?“ herausbringe, hat er den Backstein bereits wieder in die Öffnung gefügt, und ich bleibe, mein Auge reibend und mir wie ein Idiot vorkommend, zurück. Ich bin von jemandem angespuckt worden, von dem ich weder den Namen noch das Gesicht kenne.
    Was habe ich gesagt? Wütend stehe ich auf und gehe in meiner Zelle auf und ab. Meine Füße wissen bereits, wann sie innehalten und kehrtmachen müssen. Ich versuche mich zu erinnern, was ich als Letztes zu ihm gesagt habe. Eigentlich doch nur, dass ich noch in Uniform bin. Ich dachte immer, Zivilisten mögen unsere Uniformen. Es gibt Lieder im Radio und Serien im Fernsehen und Sonderausgaben von Zeitungen, die diese Uniform feiern. Da draußen gibt es Hunderttausende von Frauen, die nur darauf warten, einem Mann in Uniform ihre Telefonnummer zu geben. Mein Nachbar, dieser Zivilist, leidet wahrscheinlich unter unbezähmbarer Eifersucht.
    Woher zum Teufel soll ich mich mit Zivilisten auskennen und ahnen, was in ihren Köpfen vorgeht? Was ich über sie weiß, weiß ich aus dem Fernsehen und aus Zeitungen. Im staatlichen pakistanischen Fernsehen singen sie unentwegt unser Loblied. Die einzige Zeitung, die wir an der Akademie zu Gesicht bekommen, ist die Pakistan Times, die jeden Tag, den Gott werden lässt, ein Dutzend Bilder von General Zia bringt, und die einzigen Zivilisten, die darin auftauchen, sind die, die Schlange stehen, um ihm ihre Hochachtung zu erweisen. Von Irren, die Soldaten anspucken, schreiben sie nie etwas.
    Ich höre die Backsteine gegeneinanderschaben, dann ein leises Pfeifen aus dem Loch in der Wand, und überlege, ob ich meinen Ziegel wieder einfügen und mein Alleinsein in Einsamkeit verwandeln soll, um es mit Obaids Worten zu sagen. Doch mein Nachbar ist in redseliger Stimmung. Ich lege mein Ohr an den Rand der Öffnung, achte aber darauf, dass kein Teil meines Gesichts in seiner Schusslinie ist.
    â€žWollen Sie sich entschuldigen?“, flüstert er. Offenbar will er mich auf den Arm nehmen.
    â€žFür was?“, frage ich lässig, ohne mein Gesicht an das Loch in der Wand zu halten oder meine Stimme zu senken.
    â€žPscht! Sie bringen uns um Kopf und Kragen“, zischt er erbost. „Ihr habt mich hierhergebracht.“
    â€žWer ist ‚ihr‘?“
    â€žDie Khakis. Die Armee.“
    â€žAber ich bin bei der Luftwaffe“, sage ich und treibe einen Keil zwischen die Vereinigten Streitkräfte der Nation.
    â€žWas ist der Unterschied? Habt ihr vielleicht Flügel? Oder mehr Mut?“
    Ich beschließe, seine Sticheleien zu ignorieren und mich um ein richtiges Gespräch mit ihm zu bemühen. Er soll die Gelegenheit haben, mir zu beweisen, dass er kein totaler Zivilistenidiot ist, bevor ich ihm den Ziegel vor der Nase zuknalle.
    â€žWann hat man Sie eingelocht?“
    â€žZwei Tage, bevor ihr Premierminister Bhutto aufgehängt habt.“
    Ich ignoriere seinen Versuch, mich in ein Verbrechen hineinzuziehen, das ich eindeutig nicht begangen habe.
    â€žWas haben Sie gemacht?“
    â€žHaben Sie schon mal von der Vereinigten Pakistanischen Straßenfegergewerkschaft gehört?“ An dem Stolz in seiner Stimme erkenne ich, dass er denkt, jeder müsste davon gehört haben, aber ich habe keine Ahnung, denn ich interessiere mich nicht im Geringsten für die Belange seines Berufsstandes, wenn man das Reinigen von Rinnsteinen überhaupt einen Beruf nennen kann.
    â€žNatürlich. Das ist die Gesellschaft, die auch die Pförtner und Hausmeister vertritt.“
    â€žIch bin ihr Generalsekretär“, sagt er in einem Brustton, als würde dies alles erklären – von der Mogularchitektur seines Verlieses bis hin zu seinem

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