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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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auch nicht Selbstmord begangen hat?‘“
    â€žIrgendwo muss man anfangen.“
    Energisch wienerte ich noch ein letztes Mal an der Säbelspitze herum, bevor ich die Waffe wieder in ihre Scheide steckte.
    â€žIch fange überhaupt nichts an. Ich suche hier nach einem Ende.“
    Wieder legte er seine Lippen an mein Ohr. „Mitunter hat man einen toten Winkel genau in seinem Blickfeld“, flüsterte er. Sein Kardamom-Atem rauschte wie die Wellen einer süßen See in meinem Ohr.

    I ch muss eingedöst sein, und als ich erwache, überfällt mich der Schreck über die völlige Dunkelheit aufs Neue. Ich spüre, wie jemand mit einem Backstein gegen meinen Hinterkopf stößt. Mein erster Gedanke ist, dass die verdammte Finsternis mir den Verstand raubt und ich mir die Gegenwart eines anderen Menschen einbilde. Ich schließe die Augen und lehne den Kopf an die gleiche Stelle an der Wand. Wieder bekomme ich einen kleinen Backsteinstoß. Ich wende mich um und fahre mit den Fingern die Fugen nach. Einer der Ziegel ragt einen Zentimeter aus der Wand. Als ich mit dem verzweifelten Wunsch, an ein Wunder zu glauben, seine Umrisse abtaste, bewegt er sich erneut. Jemand drückt von der anderen Seite dagegen. Ich lege meine Hand darauf und drückte sacht zurück. Wieder wird der Ziegel in meine Richtung gestoßen, diesmal mit mehr Kraft. Er ragt jetzt zur Hälfte aus der Wand. Ich ergreife ihn und ziehe ihn behutsam heraus, in der Hoffnung, dass jeden Augenblick Licht und Vogelgezwitscher meine Zelle durchfluten werden. Nichts geschieht. Es ist noch genauso finster, wie die Moguln es beabsichtigt haben. Ich quetsche meine Hand in die Lücke und meine Finger berühren einen weiteren Backstein. Ich stoße dagegen. Er bewegt sich. Ich versetze ihm einen kleinen Schubs, und er verschwindet. Noch immer kein Fünkchen Licht. Ich spüre, dass auf der anderen Seite jemand den Atem anhält und dann leise ausatmet. Ich höre ein Kichern, das eindeutige, vorsätzliche, kehlige Kichern eines Mannes.
    Das Kichern verstummt und ein Flüstern dringt durch das Loch in der Wand; ein beiläufiges Flüstern, als wären wir zwei Höflinge in der Audienzhalle der Festung, die auf Akbar den Großen warten.
    â€žHaben Sie Schmerzen?“, fragt mich die Stimme, als würde sie sich nach der Temperatur in meiner Zelle erkundigen.
    â€žNein“, sage ich. Ich weiß nicht, warum ich so emphatisch klinge, aber es ist so. „Gar keine. Und Sie?“
    Das Kichern ist wieder da. Ein Irrer, den sie hier eingesperrt und vergessen haben.
    â€žVerlegen Sie den Stein nicht. Sie müssen ihn zurückstecken, wenn ich es sage. Sie können denen alles über mich erzählen, nur das nicht.“
    â€žWer sind Sie?“, frage ich, ohne mir die Mühe zu machen, mein Gesicht an die Öffnung heranzubringen. Meine Stimme hallt durch den Kerker, und jäh wird die Dunkelheit lebendig, ein Schoß voller Möglichkeiten.
    â€žBeruhigen Sie sich“, flüstert er inbrünstig zurück. „Sprechen Sie durch das Loch.“
    â€žWarum sind Sie hier? Wie heißen Sie?“, flüstere ich, die Hälfte meines Gesichts in dem Loch.
    â€žIch bin nicht so dumm, Ihnen meinen Namen zu sagen. Hier wimmelt es von Spitzeln.“
    Ich hoffe, dass er weiterspricht. Ich verändere meine Position und halte jetzt ein Ohr an die Öffnung. Ich warte. Nach einer langen Pause sagt er: „Aber ich kann Ihnen sagen, weshalb ich hier bin.“
    Schweigend warte ich, dass er mir seine Anklage vorträgt, aber er bleibt stumm. Vielleicht muss ich ihn ermutigen.
    â€žIch höre“, sage ich.
    â€žFür den Mord an General Zia“, sagt er.
    Scheißzivilist, möchte ich ihm ins Gesicht schreien. Major Kiyani hat mich wohl mit Absicht in diese Luxusgruft geworfen und mir einen irren Zivilisten als Nachbarn gegeben und die Möglichkeit, mit ihm zu kommunizieren. So stellt er sich wahrscheinlich die Folter von Leuten aus guter Familie vor.
    â€žTatsächlich?“, zische ich in dem höhnischen Ton, für den wir Shigris berühmt sind. „Sie haben nicht gerade gute Arbeit geleistet. Vor zwei Tagen habe ich mit ihm gesprochen, und er klang sehr lebendig.“
    Für einen Zivilisten ist seine Antwort ziemlich durchdacht.
    â€žAlso sind Sie sein persönlicher Gast? Was haben Sie getan, um diese Ehre zu verdienen?“
    â€žIch

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