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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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plötzlich sehr eng anfühlte. Bannon würde hoffentlich noch einige Zeit für seinen Bericht brauchen.
    Als er mein Hemd weiter nach oben schob, ließ die kühle Luft mich erschauern, und meine Brustwarzen richteten sich schamlos durchblutet auf. Obaid löste meinen Gürtel. Ich zog den Bauch ein und hielt den Atem an, als seine Hand in meine Hose glitt. Er umfasste meinen Penis nicht, sondern legte nur wie zufällig seinen Handrücken darauf. Ich fürchtete die Lippen, die sanft über meine Brust nach oben streiften. Ich hatte Angst, geküsst zu werden.
    Ich atmete den Duft des Jasminöls in seinem Haar ein und ließ mich wieder auf die Matratze sinken; eine Bambusstange krachte unter mir, und in aufwallender Panik versuchte ich, mich aufzurichten. Doch die Hand in meiner Hose hinderte mich daran. Seine Lippen wanderten die Konturen meines Kinns entlang, während seine Finger winzige, leichte Kreise auf meiner Penisspitze vollzogen. Ich stöhnte und bewegte die Hüften, aber er drückte mich mit seinem Knie nach unten. Seine Lippen fuhren über meinen Brustkorb immer weiter nach unten. Mit geschlossenen Augen erinnerte ich mich. An unserem Haus auf dem Shigri Hill fließt ein Bach vorbei. In einem Winter stellte ich mich hinein, um zu sehen, ob meine erste Erektion seinem eiskalten Wasser standhalten würde. Mein Körper bäumte sich auf, und mein Penis berührte Obaids Nasenspitze. Er lachte.
    Eine weitere Überraschung erwartete mich, als er sich aus seiner Hose wand und meine Hand an seinen Penis führte. Ich spürte einen Bogen, nicht nur einen leichten Bogen, sondern den Halbkreis einer Neumondsichel. Sein Penis hatte die Form einer Mondsichel, und seine Erektion wölbte sich fast bis zu seinem Nabel. Seufzend streckte er sich neben mir aus. Er hielt die Augen geschlossen, und ein sanftes Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus. Es wirkte so heiter, so erfüllt, aber dennoch so milde, dass es den Anschein hatte, er habe sich in seine eigene Welt zurückgezogen, wo der Wind nur noch ein leises Flüstern in seinem Gesicht war, und der Ozean unter ihm stillzustehen schien.
    Lange Zeit wagte ich nichts zu sagen. Irgendwann schaltete sich die Klimaanlage ab, und das einzige Geräusch im Raum war das ängstliche Atmen zweier Jungen.
    â€žNein. Nein“, flüsterte er am Ende und bedeckte mich mit beiden Händen, in dem vergeblichen Versuch, keine Spuren auf dem Bett zu hinterlassen. „Nicht auf die Laken.“
    Er wandte das Gesicht zur Decke. „Du wirst doch keine Dummheiten machen?“, fragte er.
    â€žUnd du machst auch keinen Blödsinn!“, gab ich zurück.
    â€žNein,“, sagte er.
    Am Morgen danach war er verschwunden.

Achtzehn
    A uch wenn sie nicht blind gewesen wäre, hätte Zainab das Interview in der Zeitung nicht lesen können, denn sie war Analphabetin. Sie bekam ihre Nachrichten durch Gerüche und Vögel, oder der Wind trug sie ihr zu. An diesem Morgen, das spürte sie, lagen schlechte Nachrichten in der Luft. Sie hörte das ungeduldige Zwitschern von Vögeln und fühlte, dass eine Wanderung und lange einsame Nächte auf sie zukamen.
    Sie hielt einen Augenblick den Atem an, ignorierte die Vorzeichen in der Luft und bemühte sich, ihre Konzentration auf die vor ihr liegende Aufgabe zu legen.
    Zainab drückte sich an die Gitterstäbe ihrer Zelle, zerpflückte ein Stück Brot und warf es den Spatzen hin, die jeden Morgen vor dem Gefängnis landeten. Wie viele Blinde, konnte sie die Vögel zählen, wenn sie ihren Flügelschlägen lauschte. Vermutlich waren es fünfzehn. Sie pickten nur spielerisch nach den Krümeln, denn ihr Hunger war bereits gestillt. Im Gefängnis gab es Nahrung für sie im Überfluss. Jeden Morgen streckten die Frauen ganze Hände voll Essensreste durch die Eisenstäbe, um die Spatzen anzulocken, in der Hoffnung, sie beim Picken zu beobachten oder sie mit etwas Glück dazu zu bringen, ihnen aus der Hand zu fressen. An diesem Morgen interessierten sich die Spatzen mehr für ihr Spiel.
    Zainab unterschied sich von den übrigen Insassinnen im Todestrakt. Diese beteten, weinten und verfolgten wie besessen den Verlauf ihrer Gnadengesuche. Sobald ihre letzte Eingabe abgewiesen war, richteten sie ihre Aufmerksamkeit auf das Leben nach dem Tod und flehten nun an höherer Stelle um Vergebung. Zainab hingegen war sich keiner

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