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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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seine Pflicht vergaß. Statt die Kriminaltechniker zu rufen und die Herkunft der Kamera aufzuspüren, marschierte er schnurstracks zu General Zias Schlafzimmer. An der Tür zögerte er einen Augenblick, holte dreimal tief Luft, um sich zu beruhigen, und klopfte an.
    Die First Lady öffnete. Sie stand im Türrahmen und musterte ihn spöttisch, als wäre er ein Kind, das ans Schlafzimmer seiner Mutter klopft, weil es ins Bett gemacht hat.
    â€žWas ist jetzt schon wieder?“, fragte sie. „Hat mein Gatte einen Mitternachtstermin mit einer ausländischen Korrespondentin? Oder greift Indien uns wieder einmal an?“
    Brigadier TM hatte keine Erfahrung im Schlagabtausch mit Frauen. Er öffnete die Hand und zeigte der First Lady die Kamera. Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Ihr Boss wohnt nicht mehr hier.“ Dann wandte sie sich zur Seite und schrie durch den Korridor: „Schau mal, Zia, dein Freund hat ein Geschenk für dich.“

Siebzehn
    â€ž M ögen Sie Mangos?“, flüstert der Generalsekretär kaum hörbar. Er atmet schwer. Anscheinend hat er Schmerzen. Außerdem haben die Schweine ihm nichts zu essen gegeben. Wie viel Zeit ist vergangen? Mehr als drei Tage können es nicht sein. Ich krieche zu dem Loch in der Wand und vernichte dabei die kleinen Sandhaufen, die ich gebaut habe, um die Tage zu zählen. Nicht dass ich wüsste, wann ein Tag beginnt oder endet. Es hat kein einziges Mal an der Tür geklopft. Es gab nicht den geringsten Laut.
    â€žNein, ich mag keine Mangos“, sage ich. „Die Mühe lohnt sich nicht. Wir haben Apfelbäume auf dem Shigri Hill. Äpfel mag ich. Man pflückt sie, reibt sie an der Hose ab und isst sie. Ohne Umstände.“
    Der Generalsekretär schweigt lange, so als würde er meine Worte einzeln vom Boden auflesen, um einen Satz daraus zu formen.
    â€žSie sind ein Verwandter?“
    â€žJa.“
    â€žBruder?“
    â€žSchlimmer.“
    Wieder verstummt er, doch dann drischt er mit der Faust an die Wand. Dreimal.
    â€žSie dachten, Sie könnten das alleine machen? Sie haben keinen Sinn für Geschichte. Sie hätten sich mit Ihren Kameraden zusammentun sollen. Waffengenossen.“
    Wenn der Generalsekretär wüsste.
    â€žIch war sein einziger Sohn.“

    A ls ich vom Exerzierplatz auf meine Kaserne zuging, spürte ich, wie der Asphalt unter meinen Sohlen schmolz. In der Ferne verdampfte die Straße zu einer flimmernden Fata Morgana nach der anderen. Sie alle lösten sich auf, sobald ich näherkam. Bannon und Obaid waren noch auf dem Exerzierplatz und absolvierten einen Extra-Drill.
    Es hatte keinen Sinn, in unsere Stube zu gehen, und ich machte mich auf den Weg zu Bannons Zimmer, um Zuflucht vor der Hitze zu finden. Die Klimaanlage war eingeschaltet und mein durchgeschwitztes Hemd wurde innerhalb von Minuten steif wie ein Brett. Also zog ich es aus. Während ich in meinem weißen Unterhemd dasaß, sah ich mich nach etwas um, das mich von den Drillbefehlen ablenken würde, die noch in meinem Kopf widerhallten. Ich streckte mich auf dem Boden aus, legte den Kopf auf die Matratze und die Stiefel vor die Schlitze der Klimaanlage. Ich suchte unter der Matratze und fand, wie erwartet, einen braunen Umschlag mit der Juli-Ausgabe des Playboy. Jassir Arafat und die thailändische Schönheit Diana Lang teilten sich das Titelbild. Schüsse von Lang und Arafats Gewehre und Posen stand auf dem Cover.
    Ich beschloss, mir das Interview mit Arafat für später aufzuheben, und öffnete das Faltblatt in der Mitte. Die Tür ging auf und Bannon betrat, sich mit seiner Mütze Luft zufächelnd, den Raum. „Ich geb’s auf. Dein Freund schafft es einfach nicht.“
    Meine hektischen Bemühungen, die Zeitschrift in den Umschlag und diesen gleichzeitig unter die Matratze zu schieben, beachtete er nicht. Der Schweiß lief ihm in Strömen über das weiße Krokodilsgesicht und das Haar klebte ihm am Kopf. „Zwei Wochen noch, bis der Präsident die Parade abnimmt“, murmelte er, „und manche Leute können nicht mal im Gleichschritt marschieren.“
    Ich zog meine Füße von der Klimaanlage weg. Wen er damit meine, fragte ich Bannon.
    â€žIch kann Baby O nicht im Team behalten. Der Drill hat kaum begonnen, da schwitzt er schon wie eine Hure in der Kirche. Er hat einfach kein Talent.“
    â€žObaid ist vielleicht nicht

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