Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
Vom Netzwerk:
fordert mich auf, auf einem geflochtenen Sitz Platz zu nehmen, fragt, ob ich die Hände lieber vorne oder hinten hätte – vorne natürlich, du Trottel. Meine Hände sind einen Moment lang frei. Nicht der richtige Moment, den Helden zu spielen. Er schließt meinen Nylon-Sicherheitsgurt.
    Ich rieche die Tiere, bevor ich ihr gedämpftes Blöken und das Getrappel ihrer winzigen, nervösen Hufe auf dem Metallboden der Kabine höre. Es riecht nach frisch gebadeten Ziegen. Doch ihr Meckern klingt seltsam erstickt. Ich winde mich in meinem Sitz und will verkünden, dass ich im falschen Flugzeug sitze. Kreischend schließt sich die hintere Klappe, die Propeller werden schneller, und plötzlich durchdringt ein stechender Geruch nach Tierurin die Kabine. Als die Nase des Flugzeugs sich von der Startbahn erhebt, verstärkt sich der Geruch noch. Die Tiere sind offenbar nicht ans Fliegen gewöhnt.
    Abgelenkt vom Getöse der Maschine und dem Gestank der Tiere, fahre ich zusammen, als eine Hand mir das Haar zaust. „Sie hätten das nicht tun sollen, Sir“, sagt eine heisere Stimme.
    â€žWas denn?“, frage ich ehrlich verblüfft.
    â€žWas immer Sie getan haben. Sie würden keine Handschellen tragen, wenn Sie nichts getan hätten.“
    Verpiss dich, würde ich am liebsten sagen. Aber ich halte den Mund.
    â€žMöchten Sie, dass ich Ihnen die Augenbinde abnehme?“
    â€žIst das Ihr Ernst?“, frage ich, plötzlich sehr höflich.
    â€žMan hat uns keine besonderen Anweisungen gegeben. Außerdem sind wir in der Luft, was könnten Sie schon sehen?“
    Er macht sich an der Binde zu schaffen, aber seine fetten Finger befummeln mehr mein Gesicht, als dass er versucht, mir das Tuch von den Augen zu ziehen. Ich neige den Kopf und biete ihm den Knoten an meinem Hinterkopf dar. Seine Bemühungen, ihn zu lösen, sind übertrieben. Er begrabscht meinen Nacken und meine Schultern. Dann nähert er sich dem Knoten mit den Zähnen, und ich spüre seine sabbernden Lippen, Zentimeter unterhalb des Knotens, auf den er seine Anstrengungen richten sollte. Er drängt sich noch näher an mich, und ich merke, wie er seinen Penis gegen meine Schulter presst. Eine Sekunde bin ich versucht, meine gefesselten Hände hochzureißen und ihm den Schwanz mit der Kette abzuschnüren.
    Man selbst steuert vielleicht auf seinen Tod zu, aber es gibt da immer noch jemand anderen, der seine eigenen Absichten verfolgt.
    Ich bringe meine Hände gerade in eine geeignete Angriffsposition, als seine Zähne die richtige Stelle des Knotens finden; noch ein heftiger Stoß mit dem Schwanz in meine Achsel, und der Knoten ist offen.
    Der Mann schwitzt nach der schweren Arbeit. Sein ölverschmierter olivgrüner Overall steht wie ein kleines Zelt über seinem Geschlechtsteil. Lademeister Fayyaz , verkündet schamlos sein Namensschild. Ohne zu blinzeln, starre ich ihm ins Gesicht, wie um mir sein erbärmliches Aussehen einzuprägen. Er schlurft wieder zu seinem Sitz auf der anderen Seite der Kabine.
    Auf dem Boden zwischen uns zittern neun wollige Berglämmer unter ihren dichten Locken. Sie sind in elendem Zustand. Man hat ihnen die Hinterbeine zusammengebunden, so dass sie sich kaum bewegen können. Einige liegen mit gespreizten Vorderbeinen auf dem Boden, andere knien. Eins hat sich übergeben und ringt, die kleine Schnauze auf dem Boden, kläglich nach Luft. Andere drängen sich aneinander. Man hat ihnen eine Art Netzmaulkorb übergezogen, und sie sehen sehr verwirrt aus.
    Seit wann handelt die pakistanische Luftwaffe mit Vieh? Ich will Fayyaz fragen, aber er ist ja nur ein fetter geiler Lademeister.
    â€žWohin werden sie gebracht?“, frage ich.
    â€žAn den gleichen Ort wie Sie“, sagt er mit einem neckischen Lächeln.
    â€žUnd wo ist das?“
    â€žEs ist mir nicht gestattet, Ihnen das zu sagen.“ Er wirft einen Blick auf die Lämmer, als wüsste er, dass ihr Ziel ihnen nicht gefallen würde.
    â€žWaren Sie schon einmal im Fort von Lahore?“, frage ich beiläufig.
    â€žNein, aber ich habe es im Fernsehen gesehen.“ Er wundert sich.
    â€žNein, Lademeister Fayyaz.“ Ich kaue seinen Namen, bevor ich ihn ausspeie. „Unter dem Fort, das sie im Fernsehen zeigen, gibt es noch ein Fort. Es dient Kollaborateuren wie Ihnen.“ Ich betrachte wieder die Lämmer.
    â€žDie sind für die Party“,

Weitere Kostenlose Bücher