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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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neben meiner gesteckt? Du kriegst Hühnchen und eine Frau als Nachbarin, und ich? Schlangenfraß und einen Deserteur.“
    â€žIch bin kein Deserteur“, erklärte ich. „Ich trage noch immer Uniform.“ Es herrscht das Schweigen zweier hungriger Männer in der Dunkelheit.
    â€žWeißt du, was du machen könntest, Genosse …?“ Sein Flüstern ist nun voll echter Sehnsucht, und sein Atem geht schwer.
    â€žIch höre, Genosse“, sage ich.
    â€žDu könntest den losen Stein zu ihrer Zelle finden. Mit ihr reden. Sie bitten, ihre Titte in das Loch zu stecken, und dann kannst du sie anfassen.“
    â€žUnd wie kommst du darauf, dass sie das tut?“
    â€žDu bist in der Armee.“

    I ch höre Schritte auf dem Gang. Vor meinem Verlies halten sie inne. Ich füge den Stein in das Loch und setze mich mit dem Rücken zur Wand auf den Boden.
    Es klopft. Wer in aller Welt klopft bei einem Häftling an? Wahrscheinlich wollen sie nachschauen, ob ich noch lebe. Ich versuche, mich lautlos zu erheben. Meine Knie zittern, ich stütze mich an der Wand ab, bemühe mich, meine aufgesprungenen Lippen mit der trockenen Zunge zu befeuchten. „Herein“, sage ich mit schwacher, aber fester Stimme.
    Quietschend geht die Tür auf, das fahle Licht wirkt verblichen, und ein intensiver Geruch von hausgemachtem Jasminparfüm schlägt mir entgegen. Der Mann, der ein Paar Handschellen schwenkt, trägt keine Uniform, aber an seinem Zivilistenhaarschnitt erkenne ich, dass er einer von Major Kiyanis Männern ist. Es hat keinen Sinn, ihn nach seinen Befehlen zu fragen. Nachdem sie mich eine Ewigkeit in diesem schwarzen Loch haben hungern lassen, wollen sie mich jetzt offiziell verhaften. Mein Leben ist nicht auf dem Weg der Besserung. Ich wünschte, der Generalsekretär könnte mich in Handschellen sehen. Er wäre sicher stolz auf mich. Der Soldat lässt sich Zeit mit meiner Augenbinde, zieht sie über meine Augenbrauen und meine Nase, damit sich ja kein Lichtstrahl darunter verirrt und ich dennoch Luft bekomme. Selbst hinter der Binde spüre ich eine Woge grellen weißen Sonnenlichts, als er mich die Stufen hinauf und in den Bogengang führt. Die Luft in der Festung duftet nach frisch gemähtem und gesprengtem Rasen. Ich wünschte, ich könnte mich im Nacken kratzen.

    D er Jeep fährt durch das Gedränge eines Basars. Ich rieche Kuchen, Kuhdung und unreife Mangos. Ich höre, wie die Händler feilschen, Verkehrspolizisten Busse anpfeifen und die Busse zurückhupen, ein Duett, das nach den Tagen und Nächten der Stille in meinem Verlies Musik in meinen Ohren ist. Der Jeep biegt in eine schattige grüne Allee ein, Pollen fliegen durch die Luft, der Verkehr ist geordnet, die Autos hören sich neu an und halten an den Ampeln. Die Bäume an der Straße duften nach sonnenverbranntem Eukalyptus. Wir halten. Es riecht nach Metallpolitur und Armeestiefeln. Ein Tor geht auf und der Jeep setzt sich langsam in Bewegung. In der Ferne höre ich das Dröhnen eines Flugzeugs, das sich zum Start bereit macht. Dann der vertraute Geruch von Kerosin und das Geräusch leerlaufender Propeller.
    Sie wollen mich mit allen Ehren zur Akademie zurückfliegen, da sie keine Beweise gegen mich gefunden haben.
    Oder sie wollen mich aus einem Flugzeug werfen, weil sie keine Beweise gefunden haben und auch keine brauchen.
    In Reader’s Digest habe ich gelesen, dass die Armee in einigen lateinamerikanischen Ländern so vorgeht. Sie bringen die Häftlinge in ein Flugzeug und werfen sie dann aus zwanzigtausend Fuß Höhe ins Meer. In Handschellen.
    Ich spanne die Muskeln an, als eine Hand mich an der Schulter packt und eine Leiter hinaufführt. Jeder, der versucht, mich aus diesem Flieger zu werfen, kommt mit. Ich gehe nicht allein.
    Sobald ich die Maschine betrete, weiß ich, dass ich in einer Hercules C-130 bin. Wozu brauchen sie eine ganze C-130, um eine einzige Person zu transportieren? Eine C-130 ist ein riesiges Transportflugzeug, sie kann zwanzigtausend Kilo befördern, das heißt, einen gepanzerten Jeep und einen Panzer, und dann gibt es noch immer genug Platz für die Besatzung. Die rückwärtige Rampe hat die Größe eines Stadttors, Fahrzeuge passen hindurch, und Dutzende von Fallschirmspringern können dort gleichzeitig abspringen. Oder man kann jemanden hinauswerfen. Der Mann, der mich an der Schulter hält,

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