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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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Hind abgeschossen hatte. In einer Ecke standen ein kleiner Fernsehapparat und ein Videogerät. An der Wand hinter seinem Schreibtischsessel hing ein offizielles Porträt von General Zia aus der Zeit, als sein Schnurrbart noch um eine Form rang und seine Wangen eingefallen waren. Behutsam entfernte General Akhtar das Bild und drückte die Kombination des Safes dahinter, nahm ein Videoband heraus und legte es in den Rekorder. Es war ein körniger Schwarzweißfilm, und man konnte General Zias Gesicht nicht erkennen, aber Akthar kannte seine Gesten, und auch die Stimme war unverwechselbar. Die andere Stimme klang gedämpft, und der Sprecher kam nicht ins Bild.
    â€žMein Sohn, Sie sind der Einzige in diesem Land, dem ich wirklich trauen kann.“
    General Akhtar verzog das Gesicht. Das Gleiche hatte in den vergangenen zwei Monaten immer wieder er selbst gehört, ohne die Anrede „mein Sohn“ natürlich.
    â€žIhre Sicherheit ist mein Beruf, Sir. Ein Beruf, in dem ich keine Befehle von irgendjemand anderem entgegennehmen kann. Nicht von General Akhtar und auch nicht von der First Lady, manchmal nicht einmal von Ihnen selbst.“
    Plötzlich füllte Brigadier TMs Kopf den Bildschirm aus. „Sir, hier wurden zu viele Veränderungen vorgenommen, ohne dass ich die Sicherheit überprüfen konnte.“
    Eine Hand erschien im Bild und reichte General Zia ein Blatt Papier. General Zia betrachtete es durch seine Brille, steckte es in die Tasche und stand auf. Die andere Gestalt kam wieder ins Bild, die beiden begegneten sich in der Mitte des Monitors, und General Zia breitete die Arme aus. General Akhtar beugte sich vor und versuchte, ihre Stimmen zu hören, die jedoch von der Umarmung erstickt wurden. Er vernahm ein Schluchzen. General Zias Körper bebte. Er trat einen Schritt zurück und legte beide Hände auf TMs Schultern. „Sie müssen von niemandem Befehle entgegennehmen, mein Sohn, nicht einmal von mir.“
    Es klopfte an der Tür. General Akhtar hielt das Video an und bat den Techniker herein. Er erhob sich und schritt im Zimmer auf und ab, während der Mann sich an den fünf Telefonen auf seinem Schreibtisch zu schaffen machte.
    General Akhtar stellte sich vor den Spiegel und betrachtete sein Gesicht und seinen Oberkörper. Er war drei Jahre älter als General Zia, aber körperlich viel besser in Form. Anders als Zia, der es hasste, sich im Freien aufzuhalten, und mittlerweile ziemlich aufgedunsen war, nahm Akhtar sich jede Woche die Zeit für eine Partie Golf und hin und wieder für einen Ausflug zu den an der Grenze stationierten Einheiten. Beim Golf schlug er zwei Fliegen mit einer Klappe. Er konnte sich ein wenig Bewegung verschaffen und zugleich mit dem amerikanischen Botschafter Belange der nationalen Sicherheit erörtern.
    General Akhtar hatte Geheimratsecken, aber sein Friseur war so geschickt, die zunehmend kahlen Stellen durch einen militärischen Bürstenschnitt zu tarnen. Viele Male hatte er so vor seinem Spiegel gestanden, einen vierten Stern auf seine Schulter gelegt und verschiedene Posen für das Titelblatt von Newsweek ausprobiert. Auch er hatte eine Rede für die Entgegennahme des Nobelpreises einstudiert. „Alle Kriege, die ich gekämpft habe, all die Freiheit, der sich die Menschen in der Region nun erfreuen, der Kalte Krieg, der sich in einen warmen, leuchtenden Frieden verwandelt hat …“
    â€žWünschen Sie, dass ich die Abhöranlage einschalte, Sir?“, fragte der Telefontechniker. Er hatte keine Neugier gezeigt, hatte jeder Versuchung herumzuschnüffeln widerstanden und sich wie ein professioneller Spion verhalten. Frage nie warum, nur wer, wo und wann. Der Techniker war stolz auf sich.
    Ohne sich vom Spiegel abzuwenden, nannte General Akhtar eine Telefonnummer. Dabei behielt er das Gesicht des Mannes genau im Auge. Er bemerkte, dass ein Schatten darüberglitt, während er die letzten Zahlen der Nummer notierte. Seine Hände, die sich eben noch mit professionellem Geschick bewegt hatten, zitterten, als er die Nummer in den kleinen schwarzen Kasten eingab. General Akhtar fragte sich, ob sie ihm etwas sagte. Er war sicher, dass der Mann nichts verraten würde – wer würde schon auf einen Telefontechniker hören –, aber er beobachtete ihn weiter genau im Spiegel. Geschäftig packte er, nun wieder ganz dienstlich, sein Werkzeug zusammen.
    Der Techniker war in Gedanken

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