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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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sagt er, die Hände im Schoß gefaltet. Anscheinend hat er seine galoppierende Geilheit jetzt im Griff. „Sie könnten das feinste Fleisch in Islamabad bekommen, aber sie wollen afghanische Lämmer. Ich bezweifle, dass die den 4. Juli überleben.“
    â€žDie Amerikaner geben eine Party?“
    â€žZu ihrem Unabhängigkeitstag. Wir fliegen schon die ganze Woche Lebensmittel von überall ein. Es scheint eine große Party zu werden.“
    Ich schließe die Augen und frage mich, ob Bannon eingeladen ist.
    Die Lämmer haben sich gerade an das Getöse und die schwankenden Druckverhältnisse gewöhnt, als die Maschine in einen steilen Landeanflug geht. Wieder würgen und blöken sie unter den Netzen über ihren Mäulern. Das Lamm mit der Schnauze auf dem Boden rappelt sich hoch und hebt die Vorderbeine zum Sprung, stolpert und fällt in seine eigene Pisse.
    â€žIch muss Ihnen die Augenbinde wieder anlegen“, sagt der Lademeister in erwartungsfrohem Ton. Ich winke ihn mit meinen Handschellen herüber und werfe ihm einen mörderischen Blick zu. Er ist ein Mann von Welt. Er versteht die Botschaft und legt mir die Augenbinde an, ohne ein einziges Haar an meinem Körper zu berühren.
    Sobald die Maschine zum Stehen kommt, öffnet sich die hintere Klappe. Ich höre, wie die Lämmer die Rampe hinunterschlittern; ihr erster und letzter Flug ist wahrscheinlich bereits ein vergessener Alptraum. Wieder eine Hand auf meiner Schulter, und ich werde eine Leiter hinuntergeführt. Die Luft riecht nach heißem Beton, überhitztem Fahrwerk und verdampfendem Kraftstoff.
    Ein himmlischer Duft im Vergleich zu dem im Flugzeug. Ein kurzes Stück gehen, dann in der Sonne warten. In dem Jeep, in den man mich stößt, riecht es nach Rosen-Luftverbesserer und Dunhill. Ich glaube nicht, dass man mich wegen der Party hierhergebracht hat.

Zwanzig
    D ie Ergebenheit Akhtars gegenüber seinem Vorgesetzten General Zia war nicht die Ergebenheit eines Drei-Sterne-Generals gegenüber einem Vier-Sterne-General. Ihre gegenseitige Abhängigkeit war auch nicht die zweier Soldaten, die sich darauf verlassen, dass der eine den anderen Huckepack zum Stützpunkt trägt, wenn er verwundet ist. Das Verhältnis der beiden Männer glich eher dem zweier Hunde, die auf einem Gletscher gestrandet sind und einander belauern: Jeder von ihnen fragt sich, ob er warten soll, bis sein Kamerad gestorben ist, um ihn zu verspeisen, oder ob er ihn gleich und ohne Umschweife verschlingen soll.
    Dennoch gab es einen Unterschied zwischen den beiden. General Zia mit seinen fünf Titeln, seinen Ansprachen vor der UN und seiner Hoffnung auf den Nobelpreis war gesättigt. General Akhtar hingegen, der stets die zweite Geige spielen musste, war hungrig, und wenn er sich in seinem erstarrten Land umschaute, sah er nichts und niemanden als General Zia – dick, pausbäckig und von Paranoia beherrscht. In der Öffentlichkeit wies General Akhtar jeglichen Ehrgeiz weit von sich. Er ermunterte die Presse, ihn als einen stummen Soldaten zu beschreiben, der sich damit zufrieden gab, Geisterarmeen in geheime Kriege zu führen. Aber seit er Tag für Tag im Spiegel seines Büros die drei Sterne auf seinen Schultern zählte, konnte er nicht mehr leugnen, dass er inzwischen ganz und gar in General Zias Schatten stand. Seine eigene Karriere war hinter Zias Ehrgeiz zurückgeblieben, er war ihm gefolgt wie ein treues Hündchen.
    Wollte General Zia gewählter Präsident werden, musste Akhtar nicht nur sicherstellen, dass die Wahlurnen rechtzeitig voll wurden, sondern er musste auch, nachdem die Stimmen ausgezählt waren, spontane Feierlichkeiten im ganzen Land organisieren. Wenn General Zia die Nationale Sauberkeitswoche ausrief, war es an General Akhtar, dafür zu sorgen, dass die Abflüsse desinfiziert und auf ihre Sicherheit überprüft waren, bevor der Präsident erschien, um sich fotografieren zu lassen. An guten Tagen fühlte General Akhtar sich wie ein königlicher Scharfrichter und abends wie ein Vorkoster bei Hofe. An schlechten Tagen kam er sich vor wie eine leidgeprüfte Hausfrau, die ständig hinter ihrem unordentlichen Gatten herräumen muss. Allmählich wurde er ungehalten. Die Bezeichnung „zweitmächtigster Mann im Land“, die er anfangs genossen hatte, erschien ihm mittlerweile wie eine Beleidigung. Wie konnte man der Zweitmächtigste

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