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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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sein, wenn der Chef allmächtig war?
    Aus dem Hündchen war ein Wolf mit ständig knurrendem Magen geworden.
    General Akhtar hatte gelernt, seinen inneren Wolf an die Leine zu nehmen und kurze Spaziergänge mit ihm zu machen. Er wusste, dass er ihm keinen freien Lauf lassen konnte. Noch nicht.
    Minuten nach dem plötzlichen Versagen einer seiner Spionagekameras im Army House befand er sich auf einem dieser Spaziergänge durch die Gänge des Hauptquartiers. Sein Geheimdienst operierte von einem unscheinbaren dreistöckigen Bürogebäude aus. Es besaß kein Schild und keine Postadresse. Selbst die weißen Corollas, die auf den Parkplatz fuhren und wieder verschwanden, besaßen keine Nummernschilder. Dennoch wusste jeder Taxifahrer der Stadt über die Männer in diesem Gebäude und das Wesen ihrer Geschäfte Bescheid. General Akhtar schritt über einen ausgefransten grauen Teppich und lauschte den vertrauten Geräuschen der Nachtschicht. Ein Großteil des Personals war bereits nach Hause gegangen, doch hinter den geschlossen Türen waren noch gedämpfte Stimmen zu hören. Die für die Nachtschicht Zuständigen sprachen mit seinen Leuten in fernen, nichts ahnenden Ländern wie Äthiopien, Nepal und Kolumbien. Einen Trost hatte General Akhtar: Er war vielleicht nur der zweitmächtigste Mann eines Landes in der Dritten Welt, aber sein Geheimdienst war einer Supermacht würdig.
    Da keine Frauen in dem Gebäude arbeiteten, stand auf den Toiletten: Offiziere und Männer . General Akthar ging daran vorbei bis zu einem nicht gekennzeichneten Raum am Ende des Korridors. Über ein Dutzend Telefontechniker überwachten an den Wänden montierte Tonbandgeräte, die mit Abhöranlagen verbunden waren. Die Bänder begannen sich zu drehen, sobald die unter Beobachtung stehende Person ihren Hörer abhob. Doch nicht nur die Telefone der üblichen Verdächtigen wie Politiker, Diplomaten und Journalisten waren angezapft. Selbst von General Akhtars engsten Mitarbeitern wären viele überrascht gewesen, hätten sie herausgefunden, dass jeder ihrer Anrufe, jeder verbale Ausrutscher hier aufgenommen wurde.
    Die Telefontechniker in der Abhörzentrale hatten den strikten Befehl, ungeachtet des hochrangigen Besuchers mit ihrer Arbeit fortzufahren. Ein Dutzend mit Kopfhörern bewehrte Häupter nickte stumm, als General Akhtar den Raum betrat.
    Der erste Mann in der Reihe schien völlig in seine Aufgabe versunken zu sein. Akhtar tippte ihm auf die Schulter. Er nahm seine Kopfhörer ab und sah den General mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Aufregung an. In den elf Monaten, die er beim Geheimdienst war, hatte der General ihn noch nie angesprochen. Der Mann hatte das sichere Gefühl, dass sein Leben sich verändern würde.
    General Akhtar nahm ihm den Kopfhörer aus den Händen und setzte ihn auf. Er hörte das Stöhnen eines Mannes, der offenbar dabei war, sich zu vergnügen, während die mütterliche Stimme einer Frau ihn anspornte. General Akhtar warf dem Telefonisten einen angeekelten Blick zu. Jeden Augenkontakt vermeidend, sagte dieser: „Der Informationsminister, Sir.“ Er fühlte sich schuldig, obwohl er nur seine Pflicht tat.
    â€žDas muss ich nicht wissen“, sagte General Akhtar und nahm den Kopfhörer ab. „Kommen Sie in mein Büro. Mit einem von denen.“ Er zeigte auf den kleinen schwarzen Kasten, der die Telefonleitung mit dem Tonband verknüpfte. „Bringen Sie einen neuen mit. Einen von denen, die Chuck Coogan uns geschenkt hat.“
    General Akhtar verließ zum konzertierten Nicken der Köpfe den Raum.
    Der Erwählte warf seinen Kollegen einen triumphierenden Blick zu, würgte die Seufzer des Informationsministers ab und begann das Werkzeug für seinen ersten Besuch in General Akhtars Büro zusammenzupacken. Der zweitmächtigste Mann im Land hatte ihn persönlich für einen sehr wichtigen Dienst in seinem Büro ausgewählt. Als er den Werkzeugkasten schloss, fühlte der Telefontechniker sich wie der drittmächtigste Mann im Lande.
    General Akhtars Büro sah aus wie das jedes höheren Beamten, der an der Spitze der Macht steht. Ein riesiger Schreibtisch mit fünf Telefonen und einer Nationalflagge, ein gerahmtes Foto von ihm und Bill Casey, auf dem der General dem lachenden CIA-Chef die Hülle der ersten Stinger-Rakete präsentiert, die einen russischen

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