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Eine Klasse für sich

Eine Klasse für sich

Titel: Eine Klasse für sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Fellowes
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musste. Rasch und mit einem strahlenden Lächeln ging sie auf ihn zu. »Damian«, sagte sie, »was für eine schöne Überraschung! Wie geht es dir?« Andrew war ihr über die Terrasse gefolgt, stand nun fast drohend neben ihr und lieferte sich mit Damian, der ihn schließlich vor aller Augen bei Dagmars Ball zu Boden geschlagen hatte, ein Blickduell. Auch Dagmar dachte, womöglich beschämt, an den Vorfall, brach ihr Gespräch ab und kam herüber. »Du erinnerst dich an Andrew«, sagte Serena wie bei einer Begegnung auf der Straße, in irgendeiner Stadt.
    »Ja«, sagte Damian. »Ich erinnere mich an ihn.«
    »Und ich erinnere mich an dich«, sagte Andrew.
    Ich glaube, eine Schrecksekunde lang dachten mehrere von uns, dass wir gleich einen neuerlichen Kampf erleben würden, aber Candida witterte die Gefahr und klatschte in die Hände. »Machen wir vor dem Dinner doch noch einen Spaziergang. Über die Felsen gibt es einen Weg direkt zum Strand hinunter. Wer kommt mit?« Und bevor Serena etwas einwenden konnte, setzte sie hinzu: »Deine Schwiegermutter sagt, sie bleibt hier und passt auf das Baby auf.« Hinter ihr hatte Lady Belton es sich auf einem Sessel bequem gemacht; sie zog ein Gesicht wie ein Angeklagter während der Urteilsverkündung.
    Die Lage schien sich tatsächlich zu entspannen, und da niemand Einspruch erhob, brachen wir grüppchenweise auf und folgten Candida, die sich ihren Onkel Lord Claremont als persönlichen Begleiter geschnappt hatte. Der leistete kaum Widerstand und trottete neben ihr los, in der Hand sein Glas, das er noch einmal gefüllt hatte. Wir stiegen gemächlich zum Sandstrand hinunter, und ich muss schon sagen, das weite, blaue, im klaren Abendlicht blitzende und funkelnde Meer war ein grandioser Anblick. Wir blieben eine Weile stehen und hörten den Wellen zu, aber als wir uns wieder in Bewegung setzten, merkte ich leicht beklommen, dass Serena mit Damian ein Stück
hinter den anderen zurückblieb. Warum die Beklemmung? Serena war verheiratet, und damit ging mich das alles nichts mehr an. Auch Lady Claremont mit ihrem feinen Gespür für aufziehendes Unheil hatte es bemerkt; sie steuerte schnurstracks auf ihren Schwiegersohn los, hakte ihn unter, verwickelte ihn in ein scheinbar intensives Gespräch, worüber, weiß der Himmel – ich rätselte, womit man Andrew Summersby wohl fesseln konnte –, und zog ihn gleichzeitig den Strand entlang. Ihr Gatte hingegen beobachtete seine Tochter und Damian am Ende der lockeren Reihe mit Argusaugen, und es ließ sich unschwer erkennen, dass ihn der Anblick zunehmend erboste.
    Joanna hatte sich mir angeschlossen und flüsterte: »Glaubst du, da knallt’s und kracht’s gleich, und wir bekommen ein schönes Feuerwerk zu sehen?«
    »Hoffentlich nicht!«
    »Meine Mutter ist am Schäumen. Sie glaubte, ich würde Damian für mich alleine haben, dabei sieht jeder Blinde, dass ich ihm piepegal bin. Solange Serena da ist.« Natürlich dachte ich damals, sie übertreibe. So vernagelt war ich.
    Da löste sich Andrew von seiner Schwiegermutter. Er warf einen zornigen Blick auf das Paar, das ziemlich weit hinter uns über den Sand bummelte, aber schon hatte sich Lucy seiner bemächtigt. Ich glaube, wir arbeiteten alle in wortlosem Einverständnis zusammen, um einen Eklat zu vermeiden. Lady Claremont ging ein kurzes Stück alleine, und als Pel Claremont zu seiner Frau aufschloss, hörte ich ihn sagen: »Hast du gesehen, wer das ist?«
    »Natürlich habe ich das gesehen.«
    »Wusstest du, dass er hier ist?«
    »Natürlich nicht.«
    »Worüber redet er mit ihr?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Herr im Himmel, wenn er versucht …«
    »Wenn du auch nur einen Ton sagst, machst du alles noch schlimmer. Auf der Stelle versprichst du mir, dass du keinen Streit anfängst! Kein böses Wort, bis du auf deinem Kopfkissen liegst und die Augen schließt!«

    Lady Claremont zischte ihren Gatten an wie eine gereizte Pythonschlange und ließ sich deutlich anmerken, wie bitterernst es ihr war. Ob sie die gewünschte Antwort erhielt, kann ich nicht sagen, da ich den Hals recken musste, um überhaupt etwas von diesem Gemurmel mitzubekommen, und Lord Claremonts letzte Worte gingen in der Brandung unter. Da ich so gut wie nichts wusste, konnte ich mir die Feindseligkeit der Claremonts gegenüber Damian nicht erklären. Ich wandte mich wieder nach links an Joanna. »Hast du das mitgekriegt? Worum geht’s da eigentlich?«
    Aber sie schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht

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