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Eine Klasse für sich

Eine Klasse für sich

Titel: Eine Klasse für sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Fellowes
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hätten. Sobald sich die Claremonts mit nach Portugal eingeladen hatten, hätte Candida das Unternehmen abblasen oder zumindest einen anderen Plan für ein Treffen aushecken sollen. Aber heute glaube ich, Serena konnte der Gelegenheit, Damian wiederzusehen, einfach nicht widerstehen. Leider.
    Schon bei unserer Rückkehr vom Spaziergang war Damian schweigsam gewesen, er blieb auch weiter recht einsilbig. Ich sah, wie Serena versuchte, sich neben ihn zu setzen. Da suchte er sich gezielt einen anderen Platz und setzte sich zwischen Candida und Lady Claremont, die vielleicht etwas überrascht war, als er sie als Tischdame wählte, sich aber nichts anmerken ließ. Dann unterhielt er sich ausschließlich mit Candida, und alle hätten davon profitiert, wenn er dieses Gespräch fortgesetzt hätte. Aber Lady Claremont lebte nach gewissen Regeln, deren eine lautete, beim Auftragen des nächsten Gangs wende man sich dem Tischnachbarn auf der anderen Seite zu. So gab sie George Tremayne an Dagmar ab und richtete das Wort an Damian. »Was machen Sie denn jetzt?«, fragte sie freundlich. »Haben Sie schon Zukunftspläne?«
    Damian starrte sie eine Weile an, lange genug, dass es den meisten am Tisch als bewusste Unverschämtheit auffiel. »Wollen Sie das wirklich wissen?«, fragte er dann. Das war ausgesprochen unfair und stieß uns alle vor den Kopf, da wir uns nicht vorstellen konnten, womit in aller Welt Lady Claremont eine solche Rüpelei verdient hatte. Heute muss ich einräumen, dass sie sich daran beteiligt hatte, sein Leben
zugrunde zu richten. Aber in jenem Moment versuchte sie nichts weiter, als das Dinner mit Anstand hinter sich zu bringen, damit Candida, John und Alicky das Gefühl haben konnten, der Abend sei gelungen. Was gab es daran auszusetzen?
    Sie atmete tief durch und nickte dann. »Ja, das möchte ich«, sagte sie, so ruhig sie konnte. »Es interessiert mich sehr, wie es mit Serenas alten Freunden weitergeht.« Ich bin aufrichtig überzeugt, dass das freundlich gemeint war. Zwar wollte Lady Claremont nicht, dass Damian ihre Tochter heiratete, aber weiter wünschte sie ihm nichts Böses. Bei ihrem Gatten verhielt es sich vielleicht anders, aber nicht bei ihr. Einen Augenblick sah Damian leicht beschämt aus. Er schien sich zusammenzunehmen und setzte zum Sprechen an, wahrscheinlich, um von seiner Stelle bei der Bank zu berichten.
    Aber bevor er ein Wort sagen konnte, fuhr Lord Claremont dazwischen. »Nun ja«, begann er und griff quer über den Tisch nach einer Flasche Rotwein, »das interessiert uns durchaus. Damit wir sicher sein können, dass Ihre Pläne, sofern Sie welche haben, uns nicht einbeziehen.« Das wirkte wie ein Elektroschock. Auf der Stelle erstarb jedes Gespräch. Lady Claremont schloss langsam die Augen und kniff sie vor der unvermeidlich anrollenden Flutwelle zusammen. John und Alicky konnten nicht fassen, warum ihre Gäste plötzlich beschlossen hatten, so rüde miteinander umzuspringen. Die Langleys waren wie vom Blitz getroffen, genauso wir Jüngeren, indes Lady Belton ihre übliche Miene indignierter Verachtung aufsetzte. Inmitten des Schweigens hob Lord Belton sein Weinglas an die Lippen und nahm einen tiefen Zug.
    »Sicher nicht«, erwiderte Damian ungezwungen. »Was veranlasst Sie zu vermuten, ich würde einen Fehler dieses Ausmaßes ein zweites Mal machen?«
    »Schluss jetzt!« Plötzlich war Serena so zornig, wie ich sie noch nie erlebt hatte. »Schluss damit, auf der Stelle!«, donnerte sie mit blitzenden Augen. Aber natürlich war es zu spät.
    Lord Claremont brachte sie mit einer ruckartigen Handbewegung zum Schweigen, dann fixierte er seinen Gegner und trank einen weiteren Schluck. Langsam und stilsicher senkte er sein Glas und lächelte,
bevor er sprach. Doch seine trägen Bewegungen konnten nicht überdecken, wie betrunken er war. »Jetzt passen Sie mal auf, Sie kleines Stück Dreck …« Die Gäste fuhren hoch wie aufgescheuchte Mäuse. Lady Claremont stöhnte auf, mit einem tiefen Klagelaut, der auch »o nein!« heißen konnte, und beugte sich mit erhobener Hand vor; Valerie Langley entfuhr ein jammerndes, an niemand Bestimmten gerichtetes, ungläubiges »Was??«.
    Damian hatte sich erhoben. »Nein«, sagte er. »Passen Sie mal auf, Sie aufgeblasene, lächerliche, öde, vertrottelte, spießige, anmaßende, groteske Witzfigur !« Mir stockte der Atem – das war kein Satz mehr, diese Beschimpfung mit den sieben hineingepackten Adjektiven, sondern ein Sprengsatz, wie er

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