Eine Koelner Karriere
Bemerkung. »Fantastisch«, brummte er und wog das Bündel in der Hand. »Das Zeug ist mindestens fünf Pfund schwer. Ich werde Rentner sein, ehe ich alles durchgearbeitet habe.«
»Malaka, was ist los? Kein Vertrauen zu deinem erbärmlich bezahlten Oberhilfsschnüffler?« konterte der Grieche. »Ich habe das Material schon analysiert und drei Leute herausgesiebt, die Kress in purem Haß verbunden sein dürften.« Er zog einen Zettel aus der Tasche. »Natürlich gibt es noch jede Menge weitere Kandidaten, aber diese drei dürften die überzeugendsten Motive haben: Leo Schrattner, Exstadtverordneter, Karl-Heinz Zosch, Exvertrauter von Kress und Corinne von Bohlen, Witwe von Ludwig von Bohlen, den dein guter Stadtrat auf äußerst bösartige Weise ruiniert …«
»Moment«, unterbrach Markesch und warf einen Blick auf Kress’ Liste. Er pfiff leise durch die Zähne. Der Name Schrattner stand am Anfang der Aufstellung und war zusätzlich rot unterstrichen. Der Bericht im Kölner Stadtanzeiger fiel ihm ein: Leo Schrattner, der Politrebell, der Kress’ Klüngelpraktiken angeprangert hatte und daraufhin all seiner Ämter enthoben worden war … Ein paar Zeilen weiter unten stieß er auf Zosch. Nur Corinne von Bohlen fehlte. Er blickte auf. »Was war mit dieser von Bohlen und ihrem Mann?«
»Ihr Mann ist tot.« Archimedes sah ihn bedeutungsschwer an. »Er hat sich im Gefängnis erhängt. Und manches deutet darauf hin, daß Kress ihn nicht nur in den Knast gebracht, sondern auch in den Selbstmord getrieben hat.«
»Reizend«, knurrte Markesch.
Das Telefon klingelte. Archimedes hob ab, lauschte kurz und reichte den Hörer weiter. »Für dich.«
»Ja?«
»Hallo, Schnüffler«, drang ein vertrauter samtweicher Bariton aus der Hörmuschel. »Was hältst du davon, wenn ich demnächst bei dir vorbeischaue und dir alle Knochen breche?«
»Klingt nach einer großartigen Methode, einen langweiligen Sonntagnachmittag zu verbringen«, gab er zurück. »Rufen Sie mich nur an, um die Vorfreude zu steigern, Trucker, oder gibt es einen Grund, den ein halbwegs normaler Mensch nachvollziehen kann?«
»Wenn du deine Nase behalten willst, solltest du sie nicht in meine Geschäfte stecken, Schnüffler. Ich habe sowieso schon genug Ärger. Also laß die Finger von Wolfgang Pankrath, oder ich mach’ dich fertig, verstanden?«
»Er ist Astrids Bruder. Es gehört zu meinem Job, alle Spuren zu verfolgen.«
»Aber er weiß nicht, wo seine Hurenschwester steckt, kapiert? Und in deinem Interesse ist es besser, wenn du sofort alles vergißt, was du gestern gehört oder gesehen hast.«
»Wen interessiert das Gestern, solange es ein Morgen gibt?«
Aus dem Hörer drang ein gepreßtes Stöhnen. »Immer einen flotten Spruch auf den Lippen, was? Aber das werde ich dir eines Tages schon noch austreiben.« Das Stöhnen wiederholte sich. Es klang fast obszön.
»Was ist los, Trucker? Was soll das Gestöhne? Wollen Sie ins Telefonsexgewerbe einsteigen?«
»Mach ruhig weiter deine Witze, Schnüffler. Du kannst von Glück sagen, daß ich einen kleinen Unfall hatte. Sonst wäre ich persönlich vorbeigekommen, um dir die Hausen auszutreiben.«
Ein kleiner Unfall? Markesch grinste in den Hörer. Offenbar hatten Ronnies Geldeintreiber Trucker einen Besuch abgestattet.
»Nebenbei«, sagte er laut, »kennen Sie einen Schrattner? Leo Schrattner?«
»Nie gehört. Wer soll das sein? Ein Waldschrat?«
»Wie ist’s mit Karl-Heinz Zosch?«
»Zosch …? Zosch …? Irgendwie kommt mir der Name bekannt vor …«
»Möglicherweise ein alter Kunde von Astrid.«
»He, klar, jetzt fällt’s mir ein – der perverse Kalle!« Trucker lachte verächtlich. »Astrid hat ein paar Mal von ihm erzählt. Ein stinkreicher Spediteur und völlig abgedrehter Freak. Stand auf Peitschen und Nadeln, wenn du weißt, was ich meine.«
»Ich versuche gerade, es zu verdrängen.«
»Wieso? Was ist los? Was hat dieser Zosch mit der Sache zu tun? Steckt Astrid etwa bei …«
»Keine voreiligen Schlüsse«, warnte Markesch. »Ich überprüfe nur ein paar Namen.«
»Okay, du bist der Schnüffler. Aber ich warne dich. Wenn du irgend was herausfindest, will ich es wissen, kapiert? Du kannst mich im Fitneßstudio Bodyshape erreichen, Tag und Nacht.« Er nannte ihm die Telefonnummer und eine Adresse in der Innenstadt. »Ich verlaß mich auf dich. Du willst doch nicht, daß Blackie vorbeikommt und alles aus dir herausbohrt, oder?« Er gab ein hämisches Lachen von sich, das aber
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