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Eine Koelner Karriere

Eine Koelner Karriere

Titel: Eine Koelner Karriere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Mannes keine Kamera mehr angefaßt zu haben, war eine Lüge gewesen.
    Wie so vieles andere auch.
    Corinne selbst lag halb unter dem Tisch, ein dunkler, regloser Klumpen im trüben Rotlicht der Kammer, und für einen Moment fürchtete er schon, daß sie tot war wie Astrid Pankrath, aber dann gab sie erneut jenes erstickte Stöhnen von sich und trat gegen die Wand. Er richtete die Taschenlampe auf sie und erkannte erst jetzt, daß sie geknebelt und an Händen und Füßen gefesselt war. Ihre großen Augen sahen ihn flehend und verängstigt an.
    Und aus den Antworten wurden neue Fragen.
    Markesch fluchte lautlos. Er bückte sich und befreite sie von dem Knebel.
    Ihre Lippen waren aufgeplatzt und blutig, als hätte sie jemand geschlagen. Ihr ersticktes Stöhnen entlud sich in einem keuchenden Schluchzen, das nicht mehr enden zu wollen schien. Tränen spülten die Angst aus ihren Augen. Als er ihre Fesseln gelöst hatte, schlang sie die Arme um seine Schultern und klammerte sich an ihn wie ein kleines Kind. Weinkrämpfe erschütterten ihren Körper.
    Ihr Körper war warm und weich, aber er spürte nichts.
    Er wartete, bis sie sich ein wenig beruhigt hatte, und sagte kalt: »Was ist passiert?«
    »Diese Männer«, schluchzte sie. »Heute nachmittag, kurz nachdem Sie gegangen waren … Es klingelte, und als ich öffnete, standen diese beiden Männer vor der Tür. Sie … sie … Es war schrecklich.«
    Ein neuer Weinkrampf ließ sie verstummen. Er streichelte automatisch ihren Rücken, und er spürte noch immer nichts, kein Bedauern, kein Mitlied, keine Sympathie, als hätten die dramatischen Ereignisse der Nacht die Macht des Frühlings gebrochen.
    »Was wollten sie von Ihnen? Kannten Sie die Männer? Wie sahen sie aus?«
    »Sie … sie wollten Geld. Sie schlugen mich. Ich mußte es ihnen geben. Dann fesselten sie mich und sperrten mich hier ein.« Ein Zittern durchlief ihren Körper. »Mein Gott, ich dachte, sie würden mich umbringen …«
    Markesch sah sich in der Dunkelkammer um, sah das Durcheinander, die Verwüstung, dachte an die übrigen Zimmer, aufgeräumt, ohne Spuren einer Durchsuchung, und er wußte, daß sie auch diesmal gelogen hatte. Wer auch immer die beiden Männer gewesen waren, die sie überfallen hatten – sie hatten es nicht auf ihr Geld abgesehen, sondern auf die Fotos.
    Die Fotos aus dem Hospital D’Amour, die Corinne in ihrer Dunkelkammer aufbewahrt, die Fotos, die der Mörder Astrid Pankraths in ihrem Lindlarer Landhaus zurückgelassen hatte.
    Aber das bedeutete, daß sie nicht die Mörderin sein konnte. Sie hatte zur Tatzeit gefesselt und eingesperrt in dieser Kammer gelegen. Oder log sie auch in diesem Punkt?
    Er streichelte sie und spürte, wie sich ihr Körper langsam entspannte, und er war all der Lügen überdrüssig. Er hatte in den letzten Wochen genug Lügen gehört, daß es für ein ganzes Leben reichte, und so sagte er: »Astrid Pankrath ist tot.«
    Sie fuhr zusammen, wurde dann ganz steif in seinen Armen. Sie sagte nichts. Auch ihr Schluchzen hörte auf.
    »Sie ist ermordet worden«, fügte er hinzu. »In Ihrem Haus in Lindlar, wo Sie sie versteckt haben. Jemand hat ihr ein Messer in die Brust gerammt. Heute abend, vor ein oder zwei Stunden. Ich bin kein Journalist«, erklärte er. »Ich bin Privatdetektiv. Ich arbeite für Walter Kress.«
    Sie stieß ihn abrupt von sich, keuchte, starrte ihn an, mit schreckgeweiteten Augen.
    »Sie können zufrieden sein«, sagte er kalt, »Sie haben Ihr Ziel erreicht. Astrid hat vor ihrem Tod Walter Kress angerufen und ihm die Fotos zum Kauf angeboten. Als Kress in Lindlar eintraf, war sie bereits tot. Jemand schlug Kress nieder, verstreute überall die Fotos und alarmierte die Polizei. Kress ist verhaftet worden. Wegen Mordes an Astrid Pankrath. Sind Sie jetzt zufrieden?«
    Ihre Lippen bebten.
    Sie stand unter Schock.
    »Aber Walter Kress hat sie nicht ermordet«, sagte Markesch mit Nachdruck. »Ich bin gekommen, um den wahren Mörder zu finden.«
    »Verhaftet?« flüsterte sie endlich. »Walter Kress verhaftet?«
    Ihre Reaktion ließ ihn frösteln. Denn ihre Reaktion verriet, daß sie Kress ähnlicher war, als sie ahnte. So wenig, wie Kress ein Wort der Anteilnahme für die tote Astrid Pankrath gefunden hatte, so unbeeindruckt zeigte sich auch Corinne von ihrem Tod.
    »Verhaftet?« sagte sie wieder, und ein Unterton des Triumphes schwang in ihrer Stimme mit. »Wegen Mordes?« Sie lachte erstickt, aber vielleicht war es auch nur ein Schluchzen, die

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